Neue Massnahmen auf Zugs gefährlichster Kurve

Die Blegikurve verkommt zum Flickwerk

Ein gewohntes Bild in der Blegikurve. Solche Verkehrsunfälle sollen mit einer neuen Linienführung und Tempo 70 künftig eingedämmt werden.

(Bild: Zuger Polizei)

Sie wurde aufwendig ausgebaut, um die Sicherheit zu erhöhen und um Stau zu vermeiden. Der Schuss ging allerdings nach hinten los. Die Blegikurve ist zum Unfall-Hotspot im Kanton Zug avanciert. Das Bundesamt für Strassen geht nun dagegen vor – mit einer Pflästerchen-Politik.

Die Blegikurve ist wohl die bekannteste Kurve im Kanton Zug. Es ist allerdings eine unrühmliche Ehre, die dem Autobahnabschnitt zwischen Zug und Luzern damit zukommt: «Massencrash auf der A4», «Kurve verfehlt», «Kontrolle verloren». So und ähnlich tönen Unfallmeldungen rund um die 90-Grad-Kurve in der Nähe von Cham. Die Unfallzahlen haben in den letzten neun Jahren stark zugenommen (zentralplus berichtete).

Dass es in der Blegikurve um die Verkehrssicherheit nicht zum Besten steht, weiss man auch bei der Zuger Kantonspolizei. Sprecherin Judith Aklin: «Es gibt Probleme in der Blegikurve und es kommt auch immer wieder zu Unfällen. Diesen Umstand haben wir dem Bundesamt für Strassen gemeldet.» Dies, weil die Strasse dem Astra gehört und es letztlich dem Amt untersteht, über allfällige Massnahmen und die Umsetzung zu entscheiden.

«Es wird zu schnell in die Kurve gefahren.»

Esther Widmer, Bundesamt für Strassen Astra

Minus 10 km/h

Der Ball liegt also beim Bundesamt für Strassen. Dort hat man sich selbstredend auf die Suche nach den Ursachen gemacht: «Der Belag wurde untersucht, jedoch für gut befunden», sagt Esther Widmer, Kommunikationsbeauftragte beim Astra. «Es liegt also nicht an der Infrastruktur, sondern es wird zu schnell in die Kurve gefahren.» Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, wird die Höchstgeschwindigkeit in der Blegikurve in Fahrtrichtung Luzern daher von 80 auf 70 Stundenkilometer herabgesetzt (zentralplus berichtete) – möglich macht dies eine Ausnahmeregel betreffend abweichender Höchstgeschwindigkeiten.

«Ausserdem wird die Kurvengeometrie ummarkiert», sagt Widmer und stösst damit wohl zur Hauptproblematik der Blegikurve vor. Denn der Kurvenverlauf wurde gelinde gesagt etwas fragwürdig konstruiert. In der Mitte flacht die Kurve nämlich etwas ab und zieht nach einigen Metern sodann wieder an. Das erfordert ein Nachziehen des Lenkrades und dürfte gerade bei ungünstigen Witterungsverhältnissen für einen Grossteil der Schleuderunfälle verantwortlich sein.

«Die Kurvengeometrie wird flüssiger gestaltet.»

Esther Widmer, Astra

Nachträgliche Korrekturarbeiten

«Wir versuchen jetzt, die Kurve mittels Ummarkierung der Kurvengeometrie flüssiger zu gestalten», erklärt Widmer. Konkret: Die Bodenmarkierungen werden geändert. Dadurch soll die Kurve wie aus einem Guss daherkommen und das gefährliche Nachziehen des Lenkrades unnötig machen. So nötig dieser Schritt sein mag, so fragwürdig erscheint er mit Blick auf die umfangreichen Ausbauarbeiten, die vor rund vier Jahren abgeschlossen wurden. Der Ausbau des Streckenabschnitts wurde notabene so angelegt, dass man die einstmalige Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h auf 80 km/h erhöhen konnte.

Jetzt krebst man seitens des Astra zurück und dämmt das Tempo wieder ein. Wieso hat man die Kurve nicht gleich von Beginn weg «fahrerfeundlich» konzipiert? Von einer Fehlkonstruktion will man beim Astra nichts wissen. Die Antwort fällt indes verhalten aus: «Die Linienführung wurde damals aufgrund der vorherrschenden Gegebenheit so gemacht», erklärt Widmer und verweist auf die im Zuge der Ausbauarbeiten erstellte Wildtierbrücke, die direkt über die Blegikurve verläuft.

Ob Schuldeingeständnis oder nicht, nun versucht man jedenfalls, den «Fehler» im Kurvenverlauf zu korrigieren. Seit 2013 zählt man in der Blegikurve knapp 25 Unfälle jährlich. Das soll nun endlich der Vergangenheit angehören. Ob die Pflästerchen-Politik aus Temporeduktion und Ummarkierung das erhoffte Ergebnis zutage fördert, wird sich zeigen.

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