Zentralschweiz

Die Bekanntheit muss gesteigert werden

Tatjana Erpen (2012) – Entstehung einer Insel – Siebdruck auf Sperrholz (Bild: PD)

Wie erhalten Kunstschaffende aus der Zentralschweiz mehr Publizität? Die Universität Luzern hat zu diesem Zweck vor mehr als zehn Jahren das Kunstforum Zentralschweiz initiiert. Doch die virtuelle Plattform ist der Öffentlichkeit kaum bekannt. Die Uni hat das Problem erkannt und will handeln. 

Das Kunstforum Zentralschweiz ist eine virtuelle Plattform für Kunstschaffende aus der Region. Seit 2001 besteht dieses Projekt der Universität Luzern. Es verfolgt das Ziel, das Zentralschweizer Kunstschaffen sowie den Austausch von Kunst und Wissenschaft zu fördern. Neben der finanziellen Unterstützung der Kantone wird das Forum hauptsächlich durch die Mitgliederbeiträge der beteiligten Kunstschaffenden finanziert.

Das Problem des Projekts: Der Öffentlichkeit ist das Kunstforum kaum bekannt, und es sorgt somit nur begrenzt für mehr Publizität für die beteiligten Kunstschaffenden. Derzeit sind es 176 Künstler, die insgesamt 3689 Werke online gestellt haben.

Zusammenarbeit mit Visarte

Seit der Lancierung des Projekts vor rund zwölf Jahren hat die Anzahl der Kunstschaffenden mit eigener Webseite stark zugenommen, und die Generierung neuer Mitglieder gestaltet sich deshalb eher schwierig. Seit 2011 wird daher verstärkt mit Visarte Zentralschweiz, dem Berufsverband der visuellen Künstler, der auch als Partner im Beirat des Kunstforums vertreten ist, zusammengearbeitet.

«Ziel ist es aus unserer Sicht, den Kunstschaffenden einen prominenten und günstigen Auftritt im Netz zu ermöglichen», sagt Stefan Zollinger, Präsident von Visarte Zentralschweiz. «Der Auftritt muss also möglichst breit vernetzt und bekannt gemacht werden, damit die Kunstschaffenden auch über die Zentralschweiz hinaus wahrgenommen werden.»

Ein Ort des Austausches

Was genau bietet das Kunstforum den Kunstschaffenden eigentlich? Das Kunstforum, das dem Philosophischen Seminar der Universität Luzern zugeordnet ist, besteht aus zwei Teilprojekten: Zum einen bietet die Online-Datenbank den Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform zur Präsentation ihres Schaffens und zur Vernetzung mit der Kunstszene. Zum anderen soll es ein Ort des Austausches sein, der zur kunsttheoretischen Diskussion und der Auseinandersetzung mit Gegenwartskunst anregt.

Obwohl die Universität Luzern kein Studium der Kunstgeschichte anbietet, mache die thematische Einbettung in das universitäre Angebot Sinn, sagt Lisa Schmalzried, Oberassistentin am Philosophischen Seminar. «Das Philosophische Seminar hat eine starke kunstphilosophische Ausrichtung. Mit Kunst kann man sich nicht nur aktiv als Kunstschaffender oder wie ein Kunsthistoriker auseinandersetzen, sondern auch aus kunstphilosophischer Sicht.»

Mehrwert durch virtuelle Ausstellungen

Angesichts der vielfältigen Möglichkeiten, sich als Künstler selbst im Internet zu präsentieren, muss das Kunstforum aber immer wieder neue Möglichkeiten suchen, um einen Mehrwert für seine Mitglieder zu schaffen. So wurde im vergangenen Jahr der zuvor nur wenig interaktive Internettauftritt verbessert und mit neuen Funktionen versehen, welche das Potenzial der Online-Plattform besser ausschöpfen:

Dabei wird auch auf die Unterstützung von Studenten zurückgegriffen, die sich im Rahmen von Projekten mit dem Kunstforum auseinandersetzen. «Es werden jedes Semester Studierendenprojekte organisiert, in welchen es auf unterschiedliche Art und Weise zu einem Austausch zwischen Künstlern, Studierenden und anderen Akteuren der Zentralschweizer Kunstwelt kommt», erklärt Lisa Schmalzried, die verantwortlich für die Durchführung dieser Projekte ist.

Im vergangenen Semester war dies das Projekt «Virtuelle Ausstellungen», das dazu diente, die neue Online-Galerie «IM FOKUS» zu beleben. Studierende gestalteten mehrere Ausstellungen, die in regelmässigen Abständen online gestellt werden. Derzeit ist es die Ausstellung «HOME», wobei sich eine Arbeitsgruppe mit verschiedenen Facetten eines Zuhauses auseinandergesetzt hatte. In virtuell begehbaren Räumen werden Kunstwerke aus der Datenbank ausgestellt, während dazu verfasste Texte dem Besucher die Überlegungen der Studierenden näher bringen.

Studierendenprojekte finden grossen Anklang

«Ich finde es sehr interessant, mittels solcher Projekte über den universitären Tellerrand zu schauen», sagt Tessa Meier, Studentin an der Universität Luzern. «Es war schön, sich auf eine etwas andere Art mit Kunst zu befassen, und ich war erstaunt darüber, wie viele Kunstschaffende die Zentralschweiz hervorbringt», sagt die Bernerin. Dass Projekte wie «Virtuelle Ausstellungen» bei Studenten verschiedenster Fachrichtungen im Allgemeinen sehr gut ankommen, beweist auch die jeweils grosse Teilnehmerzahl an den Kursen.

Bilder mit Schlagwörter versehen

Neu im Kunstforum ist ausserdem die sogenannte «Tagging-Funktion». So sind die meisten Bilder der Datenbank mit verschiedenen Schlagwörtern versehen, also «getaggt», und lassen sich damit durch die neue Suchfunktion finden – ohne dass man sich dafür durch die verschiedenen Profile der Künstler klicken muss. Der Besucher erhält auf diese Weise die Möglichkeit, sich nach seinen individuellen Präferenzen mit den Kunstwerken auseinanderzusetzen und Neues zu entdecken.

Aktuell wird gemeinsam mit Studierenden daran gearbeitet, zusätzliche Schlagwörter zu erfassen und weitere Kunstwerke zu «taggen», wodurch die Suchfunktion, die bereits über 1500 Schlagworte umfasst, aufgewertet werden soll.

«Worum geht es?»

Diese Anpassungen sind Armin Meienberg, Präsident der IG Kultur Luzern, aufgefallen. «Grundsätzlich ist das Kunstforum durch die Neuerungen schon viel übersichtlicher und selektionierter geworden als früher», so Meienberg. «Aber es ist immer noch schwierig zu verstehen, worum es dabei geht und was genau die Intention der Uni ist.»

So bemängelt Meienberg, dass es dem Kunstforum an Bekanntheit fehle. Es stellt sich somit die Frage, inwiefern die Universität eine Öffentlichkeitsarbeit betreibt, die auf das Kunstforum und die damit verbundenen Angebote aufmerksam macht, um den beteiligten Kunstschaffenden zu mehr Publizität zu verhelfen.

Veraltete Veranstaltungshinweise

Während man die Künstler dazu verpflichtet, ihr Profil in regelmässigen Abständen zu aktualisieren, scheint es die Universität Luzern tatsächlich vernachlässigt zu haben, auf der Webseite auf ihr aktuelles und durchaus sehr vielseitiges Engagement bezüglich des Kunstforums aufmerksam zu machen. Veranstaltungshinweise sind veraltet und auf laufende Projekte mit Studierenden wird nicht oder erst im Nachhinein hingewiesen. Für Aussenstehende kann so leicht der Eindruck entstehen, dass die Universität das Kunstforum zu wenig fördert und das Potenzial des Forums brach liegt.

«Dass die Uni zu wenig zur Förderung des Kunstforums unternimmt, kann ich von meiner Seite aus klar mit Nein beantworten. In meinen Aufgabenbereich fällt die Organisation und Durchführung der Studierendenprojekte, was ich neben meiner regulären Lehrstuhltätigkeit und teilweise auch in meiner Freizeit mache», so Schmalzried.

Wichtige Präsenz

Was meinen eigentlich Kunstschaffende zum Kunstforum? Negative Stimmen sind kaum zu hören, aber einige sind klar der Meinung, dass die eigentliche Vernetzung untereinander meist nicht auf der virtuellen Ebene stattfindet.

«Die klassische Ausstellung ist ein direkter Zugang zu Interessierten, ein Ort, wo Gespräche stattfinden. Die meisten Rückmeldungen bekomme ich auf Beteiligungen an Ausstellungen», sagt beispielsweise die Luzerner Künstlerin Tatjana Erpen.

«Was im Internet nicht existiert, wird oft nicht weiterverfolgt.»

Tatjana Erpen, Künstlerin

Trotzdem ist sie Mitglied des Kunstforums Zentralschweiz und betreibt eine eigene Webseite. «Ich erwische mich selber immer wieder dabei, das Internet als einzige Suchmaschine zu benutzen. Man kommt mit sehr wenig Aufwand an viele Informationen. Und was im Internet nicht existiert, wird oft nicht weiterverfolgt.» Daher sei ihr die Präsenz im Internet wichtig. Jedoch fühle sie sich durch ihre Mitgliedschaft beim Kunstforum weder präsenter in der Kunstszene noch in der Öffentlichkeit. Insofern wäre für sie eine zusätzliche Funktion wünschenswert, mit der die Künstler auf Ausstellungen aufmerksam machen könnten.

Auch Otto Heigold bezweifelt, dass das Kunstforum nachhaltig zur besseren Vernetzung der Kunstschaffenden beitragen kann. Daher hat sich der Reussbühler Künstler gegen eine Mitgliedschaft entschieden. Wie Erpen setzt auch der pensionierte Dozent der Hochschule Luzern für Kunst und Design mehr auf persönliche Kontakte als auf virtuelle Präsenz, obwohl auch er eine eigene Webseite betreibt.

«An Ausstellungen habe ich es selbst in der Hand, auf meine Arbeit und meine Homepage aufmerksam zu machen. Wenn die Universität das Kunstforum und die Idee, die dahinter steckt, nicht besser bekannt macht, sehe ich für mich keinen Nutzen», so Heigold.

Öffentlichkeitsarbeit als Knacknuss

Seitens der Universität Luzern betont man, dass die Öffentlichkeitsarbeit ein Thema sei, das dem Beirat des Kunstforums sehr am Herzen liege. «Bei der letzten Beiratssitzung wurden unterschiedliche Ideen entwickelt, wie das Kunstforum bekannter gemacht werden kann. Es soll beispielsweise eine Facebook-Seite aufgebaut und regelmässige Newsletter verschickt werden», erklärt Schmalzried. Massnahmen, die zu mehr Bekanntheit führen, würden nach und nach umgesetzt, obwohl die dafür zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel bescheiden seien. 

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