Standesinitiative aus Zürich

Zwölf statt vier Sonntagsverkäufe? In Luzern umstritten

In der Stadt Luzern könnten sich die Gassen bald auch vermehrt an Sonntagen füllen. (Bild: kok)

Im Bundesparlament liebäugeln Wirtschaftskommissionen mit der Idee von zwölf möglichen Sonntagsverkäufen im Jahr. Luzern könnte als Touristenstadt besonders profitieren – doch Öffnungszeiten sind hart umkämpft.

Ladenöffnungszeiten – ein Thema, das in Luzern in den wenigsten Fällen für Einigkeit sorgt. Während es den einen nach Liberalisierung dürstet, graut es den anderen vor internationalen Grossunternehmen, die lokale KMU vertreiben.

Dies zeigt sich auch in der Luzerner Kantonspolitik. Ewiges Geplänkel prägte in den letzten Jahren die politischen Diskussionen zum Thema. Lediglich einmal herrschte Einigkeit – in einem Kompromiss lockerte der Kantonsrat die Öffnungszeiten ab Mai 2020 moderat, dafür fiel ein Abendverkauf (zentralplus berichtete). Jetzt bahnt sich in Bundesbern ein neuer Versuch zur Lockerung der Ladenöffnungszeiten an. Im Visier stehen die Sonntagsverkäufe.

Geschäfte sollen an mehr Sonntagen öffnen können

Der Kanton Zürich lancierte eine Standesinitiative, welche die maximal erlaubte Anzahl Sonntagsverkäufe schweizweit von vier auf zwölf Sonntage erhöhen will. Die Wirtschaftskommission des Ständerats hat der Initiative bereits im Oktober 2024 zugestimmt, jetzt hat das Pendant des Nationalrats mit 15 zu 9 Stimmen nachgezogen und sich für die Standesinitiative ausgesprochen (zentralplus berichtete).

Damit beschäftigen sich die Politiker in Bundesbern jetzt mit der Ausarbeitung einer konkreten Gesetzesvorlage. Die nötigen Gesetzesänderungen müssen dann anschliessend in beiden Kammern des Bundesparlaments gutgeheissen werden.

Da sich bei den Ladenöffnungszeiten oft die Geister scheiden, ist ein Referendum sehr wahrscheinlich. Dann hätte das Stimmvolk das letzte Wort zur Standesinitiative. Dieses stelle die grösste Hürde für den Vorstoss dar, wie die «NZZ» berichtete.

Liberale Ladenöffnungszeiten haben es in Luzern schwer

Im Kanton Luzern hatten Volksabstimmungen, die auf eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten abzielten, in jüngster Vergangenheit stets einen schweren Stand. Das ländliche Stimmvolk habe im Kanton Luzern ganz andere Bedürfnisse für Öffnungszeiten als die städtischen Wählerinnen, wie Alfred Landolt, Präsident der City Vereinigung Luzern, auf Anfrage erklärt.

Zu einer Prognose bei einer allfälligen Volksabstimmung lässt sich der Präsident nicht hinreissen. Er stellt jedoch klar, dass die City Vereinigung Luzern als Vertreter des Gewerbes die Standesinitiative unterstützt. Unternehmer würden durch die Anpassung mehr Freiheiten erhalten, da bürokratische Hürden bei ausserordentlichen Öffnungszeiten fielen.

Sonntagsverkäufe über Weihnachten hinaus

Der Detaillistenverband Kanton Luzern äussert sich vorerst noch nicht zur Initiative. In den kommenden Wochen äussere sich der Verband im Rahmen der kantonalen Vernehmlassung, wie Geschäftsführer Rolf Bossart zu verstehen gibt. In der Vergangenheit positionierte sich der Verband gegen zusätzliche Sonntagsverkäufe (zentralplus berichtete). Dies mit dem Argument, dass damit KMU in Bedrängnis gerieten, die die zusätzlichen Schichten personell kaum stemmen könnten.

Im Jahr 2025 werden in Luzern die vier gesetzlich erlaubten Sonntagsverkäufe nicht ausgeschöpft, wie ein Überblick der City Vereinigung zeigt. Lediglich an zwei Sonntagen im Dezember sowie an Maria Empfängnis dürfen die Detaillisten ihre Türen öffnen. Da zwängt sich die Frage auf, ob mehr Sonntagsverkäufe in Luzern überhaupt genutzt würden.

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Braucht Luzern mehr Sonntagsverkäufe?
  • Ja, ich wäre noch oft froh darum gewesen.
  • Nein, irgendwann muss auch mal Ruhe sein.
  • Zumindest soll die Möglichkeit dafür bestehen.

Mit zwölf Terminen würden die Sonntagsverkäufe über die altbekannte «Weihnachtsgeschichte» hinauswachsen, so Landolt. Die Gesetzesvorlage schenke den Detailhändlerinnen Flexibilität übers ganze Jahr. Je nach Kerngeschäft seien für verschiedene Detailhändler unterschiedliche Sonntage interessant.

Offene Geschäfte statt «Geisterstadt»

Er sehe «beim besten Willen keine Nachteile» in der Standesinitiative. Insbesondere in der Touristenstadt Luzern könne man nur profitieren. Die Stadt würde durch Schweizerinnen und ausländische Touristen belebt und gleiche an Sonntagen keiner «Geisterstadt» mehr.

Auch für das Verkaufspersonal hätte die Initiative laut dem Präsidenten der City Vereinigung keine negativen Auswirkungen. Da die maximale Arbeitszeit unverändert bleibe, ermögliche der Vorstoss den Mitarbeiterinnen eine höhere Flexibilität und schaffe Raum für kleinere Pensen. Zudem zeigten Erfahrungen an Standorten mit Sonderöffnungszeiten wie beispielsweise Bahnhöfen oder Flughäfen, dass Detailhändlerinnen keine Probleme hätten, Personal zu rekrutieren.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Alfred Landolt, Präsident der City Vereinigung Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Rolf Bossart, Geschäftsführer Detaillistenverband Kanton Luzern
  • Ladenöffnungszeiten 2025 Luzern
  • Medienarchiv zentralplus
  • Artikel der «NZZ»
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