Kundin enttäuscht

Zuger Migros stampft Fleisch- und Käsetheke ein

Die Migros schliesst in Rotkreuz ihre bediente Fleisch- und Käsetheke. (Bild: Screenshot: Apple Maps)

In Rotkreuz holen sich Migros-Kunden neu Fleisch und Käse aus Selbstbedienungs-Vitrinen. Diese Veränderung kommt nicht bei allen Kundinnen gut an.

Wer dieser Tage in der Migros-Filiale am Bahnhof Rotkreuz einkaufen geht, erwartet eine Veränderung. Gemäss einem Facebook-Beitrag der Gruppe «Du besch vo Rotkreuz, wenn...» hat die Detailhändlerin sich an diesem Standort von der bisherigen bedienten Fleisch- und Käsetheke verabschiedet. Stattdessen muss die Kundschaft sich künftig selbst bedienen.

Mit dieser Informationstafel kündete die Migros die geplante Konzeptänderung der Rotkreuzer Filiale an. (Bild: Monica Bettina Wagner)

Diese Umstellung sorgt in den sozialen Medien für unterschiedliche Reaktionen. Die Urheberin des Beitrags sieht die Veränderung als Indiz dafür, dass es mit der Migros «weiter bergab» gehe. Eine Nutzerin hält dagegen: «Deshalb geht die Migros doch nicht gleich bergab, immer diese Hysterie.» Andere bedauern schlichtweg die Schliessung.

«Verwaiste» Fleisch- und Käsetheke soll Schuld sein

Migros-Kundin Monica Bettina Wagner erklärt gegenüber zentralplus, weswegen das Ende der bedienten Fleisch- und Käsetheke in Rotkreuz ihrer Meinung nach nicht mehr abzuwenden war. Seit geraumer Zeit beobachte sie eine hohe Mitarbeiter-Fluktuation in der Abteilung. «Die ehemalige Bereichsleiterin ist oftmals ausgefallen», so Wagner. Irgendwann habe sie diese nicht mehr gesehen. Ähnlich soll es sich mit ihrem Stellvertreter verhalten haben.

Ihres Erachtens sei die Fleisch- und Käsetheke daraufhin langsam aber sicher verwaist. In der Metzgerei hätten bloss noch Springer gearbeitet und oftmals habe sie über fünf Minuten warten müssen, bis sie bedient worden sei. Da sei die Theke für sie bereits gestorben – das endgültige Aus überrasche sie deswegen nicht.

Sind abgehende Mitarbeiter für das Aus verantwortlich?

Nicht nur bei der Fleischtheke stand die Migros-Kundin alleine da – ihre Reklamation soll gemäss Migros ein Einzelfall sein. Lisa Obermaier, Mediensprecherin der Migros Region Luzern, erklärt auf Anfrage, dass sich – neben Frau Wagner – niemand über längere Wartezeiten bei der Fleisch- und Käsetheke in Rotkreuz beschwert habe.

Während des Umbaus hing eine weisse Abdeckung über der ehemals bedienten Fleisch- und Käsetheke. (Bild: Monica Bettina Wagner)

Hingegen bestätigt Obermaier die Personal-Fluktuation indirekt: «Es ist zutreffend, dass es auch am Standort Rotkreuz anhaltend schwierig ist, ausgebildete Fleisch-, Fisch- und Käsefachpersonen anzustellen.» Entsprechend waren deswegen in den letzten Monaten in der Filiale Rotkreuz auch temporäre Mitarbeiterinnen im Einsatz. Dies sei jedoch nicht der Grund für die Konzeptänderung, stellt die Sprecherin klar.

Kaufverhalten in Rotkreuz hat sich gewandelt

Sondern: Das Kaufverhalten der Kunden bei Fleisch und Käse habe sich verändert. Kundinnen in Rotkreuz wollen schneller und unkomplizierter einkaufen – möglichst ohne Wartezeiten, wie Obermaier sagt. Dem wolle die Migros mit dem neuen Selbstbedienungsangebot Rechnung tragen.

Obermaier erklärt das neue Konzept wie folgt: Die Mitarbeiter vor Ort schneiden wie gewohnt Fleisch- und Käsespezialitäten, bloss seien diese nun in Selbstbedienungs-Vitrinen ausgelegt. Spezielle Kundenwünsche – also beispielsweise eine vorbestellte Fondue-Chinoise-Platte oder individuelle Portionsgrössen – erfülle das entsprechende Team nach wie vor. Interessierte sollen die Mitarbeiter der Abteilung direkt ansprechen.

Kundschaft anderer Filialen seien zufrieden

Dasselbe Konzept kam im letzten Jahr bereits in anderen Zentralschweizer Migros-Filialen zum Zuge. In den Filialen Zugerland und Sarnen-Center kaufen Kunden ihren Käse ebenfalls nur noch per Selbstbedienung. Zudem habe die Migros auch die Fleischtheke am Standort Ruopigen ins Selbstbedienungsmodell überführt. So soll das Angebot für jeden Standort auf die dort herrschenden Kundenbedürfnisse ausgerichtet werden.

Die Selbstbedienungs-Vitrinen seien an diesen Standorten sehr gut angekommen, so Obermaier. «Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung und erhalten positive Reaktionen von unserer Kundschaft.» Trotzdem gebe es stets auch einzelne Kunden, die Veränderungen nicht begrüssen – damit müsse man rechnen.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Monica Bettina Wagner, Migros-Kundin
  • Schriftlicher Austausch mit Lisa Obermaier, Mediensprecherin der Genossenschaft Migros Luzern
  • Facebook-Beitrag in der Gruppe «Du besch vo Rotkreuz, wenn...»
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