Zuger Joghurt ist wegen Erntemangel auf Hilfe angewiesen
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Im Detailhandel findet man seit einigen Jahren auch Joghurts mit Zuger Obst. Hinter einem Produkt verstecken sich derzeit jedoch Früchte von anderswo.
Vor einigen Jahren lancierte Nestlé das sogenannte Hirz-Regio-Konzept. Verschiedene Joghurt-Sorten sollen die unterschiedlichen Kantone repräsentieren. Das Aprikosen-Joghurt heisst «Walliser Ernte», jenes mit Rhabarber-Geschmack wird unter «Luzerner Ernte» vermarktet, hinter der «Zuger Ernte», man ahnt es, versteckt sich ein Chriesi-Joghurt.
Auf der Website des Konzerns wird von einem «Joghurt mit Zuger Chriesi» geworben. Kürzlich machte ein zentralplus-Leser jedoch eine überraschende Entdeckung. Denn wer besagtes Joghurt beim Detailhändler effektiv in der Hand hält, liest auf dem Deckel Folgendes: «Vorübergehend mit Baselbieter Kirschen wegen Erntemangel». Der Leser kommentiert seine Entdeckung auf Instagram lakonisch mit «Nationaler Chriesi-Ausgleich».
Auf dem Joghurt-Deckel wird auf die Website von Hirz verwiesen, wo einige Informationen zum besagten Erntemangel zu finden sind.
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Die fiese Kirschessigfliege und der gemeine Regen
Auf Anfrage von zentralplus betont eine Nestlé-Sprecherin, dass eigentlich durchaus gedacht sei, dass das Joghurt «Zuger Ernte» ausschliesslich mit Zuger Obst gemacht werde. Doch: «Die Kirschernte war in den letzten Jahren stark vom Wetter beeinträchtigt. Bereits 2021 führten Hagel und Frost zu Schwierigkeiten, während die Kirschessigfliege die Ernte seit Jahren vielerorts unmöglich macht.» 2022 habe deshalb nur ein Drittel der Ernte gerettet werden können.
Die Sprecherin weiter: «Auch 2023 war die Ernte aufgrund eines nassen Frühlings und widriger Wetterbedingungen sehr schlecht. Viele Kirschen platzten und waren nicht verarbeitbar, weshalb einige Bauern die Ernte ganz ausliessen, da sich der Aufwand für sie nicht gelohnt hätte.»
«Die Kirschenmengen lagen unter der schon tiefen Vorjahresmenge.»
Nestlé-Sprecherin
Regen, Wind und Kälte im Frühling hätten zudem die Bestäubung sowie den Pflanzenschutz sehr anspruchsvoll gemacht. «Die Kirschenmengen lagen unter der schon tiefen Vorjahresmenge.» Für 2025 gibt sie sich jedoch optimistisch: «Wir hoffen, diesen Sommer wieder Kirschen aus Zug verwenden zu können.»
Sonst ist drin, was draufsteht
Für die Annahme und Verarbeitung der Zuger-Rigi-Chriesi für Nestlé sei bis zur Ernte 2023 die Firma Räber AG, Küssnacht, verantwortlich gewesen. Seit der Ernte 2024 würden die Kirschen neu von der Firma Froods GmbH, Hünenberg, organisiert. Das Unternehmen hat sich auf das Gefriertrocknen von Früchten spezialisiert.
Übrigens: Bei den anderen regionalen Hirz-Joghurts ist gemäss Nestlé das drin, was draufstehe. Luzerner Rhabarber, Basler Zwetschgen sowie Walliser Aprikosen.
- Instagram-Beitrag eines Zuger Lesers
- Schriftlicher Austausch mit der Pressestelle von Nestlé
- Website von Hirz