Was Zuger von einem 70-Meter-Hochhaus halten

So steht es um die Planung des neuen Metalli-Areals

Peter Wicki ist der Projektleiter der geplanten Metalli-Überbauung. Er findet: Weniger ist mehr. (Bild: wia)

Ein grosser Teil der Zuger schätzt das Einkaufszentrum Metalli. Damit dies auch künftig so bleibt, wird derzeit die Bevölkerung zu ihren Wünschen befragt. Dies im Hinblick auf ein umfangreiches Bauprojekt inklusive 70-Meter-Hochhaus.

Freitagmittag im Einkaufszentrum Metalli in Zug. Ein paar Jungspunde hängen bei der Rolltreppe herum, ein flauschiger Hund wartet vor dem Läderach, bis sein Herrchen seine Pralinés gekauft hat. Schlacksige Azubis in zu grossen Jacketts holen sich in der Migros ihr Sandwich, während eine ältere Dame im C&A die geblümten Blusen durchstöbert. Es herrscht reger Betrieb, ein schier präpandemischer Zustand. Ein Zustand, wie er schon vor dreissig Jahren genau so hätte beobachtet werden können.

Es ist, als stehe hier die Zeit für immer still. Betrachtet man jedoch die Stelen, die derzeit mitten auf dem überdachten Platz stehen, wird man eines Besseren belehrt. Die Zug Estates, die grösste Miteigentümerin der Liegenschaft, plant mittelfristig eine Weiterentwicklung des Einkaufszentrums, ausserdem ein 70-Meter-Hochhaus (zentralplus berichtete).

Auf Tuchfühlung mit den Passanten

Doch die Verantwortlichen von Zug Estates stehen nicht nur da, um die Passanten zu informieren. Vielmehr möchten sie von diesen wissen, was sie sich vom Projekt wünschen, was ihnen beim Besuch wichtig sei. Es ist nicht das erste Mal, dass Verantwortliche des Metalli-Projekts mit der Bevölkerung auf Tuchfühlung gehen.

Schon 2019 hat man diese dazu befragt (zentralplus berichtete). Peter Wicki, der Verantwortliche des Projekts, resümiert: «Es ist bemerkenswert. Zwar wird das heutige Einkaufszentrum nicht von allen als sonderlich schön wahrgenommen. Dennoch identifizieren sich die Zuger stark damit. Die meisten mögen es sehr gerne.»

Diese Erkenntnis habe man bei der Erarbeitung des Richtprojekts berücksichtigt. «Wir haben uns für jenes der vorgeschlagenen Projekte entschieden, das am wenigsten Eingriffstiefe aufweist. Ursprünglich wurde erwogen, deutlich mehr Substanz zu ersetzen.»

So ungefähr soll die Metalli künftig daherkommen. Bestehende Gebäude sollen erhöht werden, ein 70-Meter-Turm entsteht. Ausserdem ein neuer, grosser Platz. (Bild: zvg/ Zug Estates)

Noch ist die «Flughöhe» des Projekts ziemlich hoch. Die Ausstellungsplakate sind sehr vage formuliert. Begriffe wie Nachhaltigkeit, Belebung, Lebensraum prangen darauf. Um konkreter zu werden, sei es noch zu früh, auch wenn schon viele Ideen vertieft würden. «Wir befinden uns noch auf der Stufe des Bebauungsplans. Dieser wurde nun von der Stadt erarbeitet und liegt aktuell beim Kanton zur Vorprüfung», sagt Wicki.

Er rechnet damit, dass der Bebauungsplan im Frühling 2023 erstmals vom GGR behandelt und im Sommer 2024 bestenfalls genehmigt wird. Als frühester Baustart wird derzeit das Jahr 2026 angepeilt.

Mehr Leben, auch nach Ladenschluss

Und auch wenn die Flughöhe noch hoch ist, wissen die Verantwortlichen bereits jetzt, worauf sie ihr Augenmerk legen wollen. «Nach Ladenschluss ist in der Metalli heute jeweils nicht mehr viel los. Wir möchten, dass sich das ändert. Mit Kultur-, Freizeit- und natürlich gastronomischen Angeboten.»

Auch soll sich die Aufenthaltsqualität verbessern. «Wir können zwar auf den Freiflächen nicht einfach überall Rasen pflanzen, da sich darunter eine Tiefgarage befindet. Doch werden wir auf den zwei grossen Plätzen Wurzelräume schaffen, die bis ins UG führen. Dafür muss dann auch der eine oder andere Laden umplatziert werden.» Wie wichtig solche Begrünungen seien, habe man unlängst während des Hitzesommers erlebt.

Der wichtigste Freiraum auf dem Gelände entsteht direkt an der Baarerstrasse, wo heute die Bushaltestelle liegt. Dieser Platz liegt den Verantwortlichen besonders am Herzen. Peter Wicki erklärt im Video, weshalb:

Auch sollen künftig die Dächer intensiv begrünt werden. Heute liegt dort primär Kies. «Das Dach jenes Gebäudes, das sich entlang der Baarerstrasse erstreckt, soll überdies öffentlich zugänglich gemacht werden. Eine Idee wäre es, auf besagtem Dach eine Pergola aus Solarpanels zu realisieren.»

Die Fassade des 70-Meter-Hochhauses soll ebenso aus Fotovoltaikpanels bestehen. «Bezüglich Nachhaltigkeit überlegen wir uns zudem, wie sich die graue Energie beim Bau minimieren lässt. Etwa, indem man die Konstruktion so macht, dass sie rückbaubar und wiederverwendbar ist», sagt Wicki. Bereits jetzt käme man bezüglich CO₂-Ausstoss quasi auf 0. Dies, da das Zentrum schon heute an Circulago angeschlossen sei (zentralplus berichtete).

Lebensraum statt reines Einkaufzentrum

Die Frage, ob Corona an der Planung etwas geändert habe, verneint der Projektverantwortliche. «Der Wandel im Detailhandel hat bereits davor stattgefunden. Die Pandemie hat diese Entwicklung einfach beschleunigt. Wir haben vielmehr festgestellt, dass das Einkaufskonzept im Metalli nach wie vor, nach all den Jahren seit dessen Bau, noch immer gut funktioniert.»

Künftig wolle man das Metalli jedoch noch stärker zum attraktiven «Lebensraum» entwickeln. «Also zu einem Ort, an dem Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeit zusammenkommen», sagt Wicki.

Das Parkhotel wird vom Park entfernt

Neben der Metalli wird sich in den kommenden Jahren auch das Areal rund um das heutige Parkhotel verändern, welches ebenfalls der Zug Estates gehört. «Dafür entsteht aktuell gerade ein separater Bebauungsplan. Primär werden wir an diesem Standort auf Wohnungen setzen. Ein Hotel könnte in dem Fall in der Metalli, im Gebäude an der Baarerstrasse, realisiert werden.»

Sobald der Bebauungsplan rechtskräftig ist und die Baubewilligung erteilt wurde, möchte Zug Estates als Erstes mit dem Bau des Hochhauses beginnen. In einem zweiten Schritt wird das langgestreckte Gebäude entlang der Baarerstrasse um drei Etagen aufgestockt. Zuletzt wird der U-förmige Bau in der Mitte des Areals um 2 Stockwerke erhöht.

Zur Geschichte der alten und neuen Metalli

Die Metallwarenfabrik Zug AG, kurz «Metalli» genannt, fusionierte 1959 mit der V-Zug AG. Der ehemalige Standort an der Baarerstrasse wurde fortan nicht mehr genutzt. In den 70ern entstand die Vision eines Stadtquartiers auf dem freistehenden Fabrikareal. Der Bebauungsplan wurde 1983 vom Volk abgesegnet. Dies nicht ohne politischen Gegenwind.

In mehreren Bauphasen wurde ab 1984 das Projekt nach den Plänen der Wiederkehr Krummenacher Architekten AG umgesetzt. 1987 wurde der erste Teil des Baus eröffnet, der zweite 1991. Später folgten ein neuer UBS-Hauptsitz und weitere Büros und Wohnungen. Seit 2012 heisst die MZ-Immobilien AG, welche sich von der Metall Zug getrennt hatte, Zug Estates Holding AG.

Verwendete Quellen
  • Umfrage für die Bevölkerung
  • Persönliches Gespräch mit Peter Wicki
  • Dokumente/Fotos des Amtes für Denkmalpflege
  • Website Lebensraum Metalli
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