City-Manager über neue Zahlen

So leer sind Luzerns Läden wirklich

City Manager Erich Felber kümmert sich auch um freie Ladenflächen in der Stadt Luzern. (Bild: cbu / zvg)

Internationale Marken sichern sich in der Stadt Luzern die besten Standorte – kleinere Geschäfte bleiben auf der Strecke. Dabei ist die Nachfrage nach freien Flächen gross, wie der City-Manager sagt.

Leere Schaufenster in Luzerns Altstadt erwecken den Eindruck von Stillstand. Doch eine neue Studie zeigt: Fast alle Ladenflächen sind vermietet. Luzern ist für den Detailhandel so gefragt wie lange nicht mehr.

Das Immobilienunternehmen CBRE hat drei grosse Einkaufsmeilen der Stadt Luzern unter die Lupe genommen: Grendel und Schwanenplatz, die Hertensteinstrasse und die Weggisgasse samt Hirschenplatz. Dabei kam raus, dass die Leerstandsquote von Läden im Erdgeschoss deutlich gesunken ist. Von 3,5 Prozent im Vorjahr auf 1,8 Prozent im ersten Quartal 2025. Damit liegt die Stadt im landesweiten Trend: Auch in Zürich, Basel, Bern oder Genf herrscht an den Toplagen nahezu Vollvermietung.

Laut CBRE wurden schweizweit 28 Einkaufsstrassen mit insgesamt über 1500 Ladenlokalen untersucht. Über alle Lagen hinweg sank der Leerstand von 2,4 auf 1,9 Prozent. Ein Zeichen dafür, dass es dem Schweizer Detailhandel in den gefragten Innenstadtlagen erstaunlich gut geht – obwohl bei einem Spaziergang durch das Luzerner Zentrum der Eindruck entstehen könnte, dass viele Flächen leer stehen (zentralplus berichtete).

Weniger freie Ladenflächen in der Innenstadt

Jemand, der sich näher mit der Thematik beschäftigt, ist Erich Felber. Seit August 2024 ist er City-Manager der Stadt Luzern (zentralplus berichtete). Im Fokus seiner Tätigkeit stehen nebst der sozialräumlichen Entwicklung der Innenstadt, der Aufenthaltsqualität und der Frequenz im Zentrum der Stadt auch die Handhabung von leerstehenden Ladenflächen.

Felber bestätigt die Leerstandsquote von 1,8 Prozent. Sie decke sich in etwa mit den eigenen Erhebungen und sei auch auf die restliche Innenstand anwendbar. «Wir befassen uns mit der gesamten Innenstadt, also auch Nebenlagen mit hauptsächlich einem lokalen Angebot», so Felber. Der Innenstadtperimeter umfasst neben der Altstadt auch Gebiete wie die Quartiere Neustadt/Hirschmatt, Bruch und Hochwacht.

Leerstand ist nicht immer gleich Leerstand

Derzeit seien in diesem erweiterten Bereich 24 Erdgeschossflächen als leerstehend registriert – bei insgesamt rund 1300 Ladenflächen. Auch hier ergibt sich eine Leerstandsquote von etwa 1,8 Prozent. Felber warnt vor einer vorschnellen Interpretation: «Leerstand ist nicht immer gleich Leerstand. Viele Flächen scheinen leer zu sein, es wurde jedoch eine Nachmiete vereinbart, oder es ist noch ein Bauprojekt hängig.»

Allerdings sind beim City-Management der Stadt Luzern nicht alle freien Flächen vermerkt. Zwar versuche man, alle verfügbaren Erdgeschossflächen aufzunehmen und aktiv zu werden, selbst wenn die Flächen noch nicht offiziell ausgeschrieben sind. «Doch es gibt auch viele aktive Vermarkter und Eigentümer, welche selber suchen.» Gerade im internationalen Geschäft, wo oft Makler im Einsatz sind.

«Wir können alle unterstützen, stehen aber nicht in einem Maklerverhältnis. Wir arbeiten in einem öffentlichen Auftrag.» Dafür setzt das City-Management neben der eigenen Plattform auf Plakate an freien Ladenflächen, Informationsveranstaltungen und den Austausch mit Eigentümerinnen, Immobilienverwaltungen und Leuten, die gerne einen Laden eröffnen wollen. Gemäss Felber steht vor allem gegenseitiges Vertrauen und Diskretion im Vordergrund. «Rund ein Drittel der von uns erfassten Liegenschaften sind nicht öffentlich ausgeschrieben oder stehen erst in ein paar Monaten leer.»

Mit solchen Plakaten macht das City-Management Luzern auf freie Lokale aufmerksam. (Bild: cbu)

Hoher Bedarf, aber langwierige Prozesse

Zurzeit scheint sich das City-Management unter Felber gut zu entwickeln. «Ein grosser Mehrwert ist beispielsweise der niederschwellige Zugang für Unternehmen, welche eine Lokalität suchen.» Besonders kleinere oder lokale Anbieter hätten Hemmungen, sich auf klassische Inserate zu bewerben – würden aber über die Plattform der Stadt Unterstützung finden.

Das Interesse an Luzern als Standort scheint jedenfalls ungebrochen: «Aktuell haben wir über 40 pendente Konzepte von Ansiedlungen, lokal bis international, bei uns registriert – also mehr als Leerstände», schreibt Felber. Das zeige, dass Angebot und Nachfrage nicht immer zeitlich zusammenpassen. Der Weg von der ersten Idee bis zur Eröffnung könne Monate dauern.

Mehrheitlich Ketten statt kleine Läden

Stichwort «internationale Konzepte»: Die CBRE-Studie zeigt auch, dass die allermeisten Ladenflächen von Ketten oder international tätigen Unternehmen betrieben werden. Im Schnitt bestehen die Geschäfte an den drei beobachteten Einkaufsmeilen in der Stadt Luzern zu 87 Prozent aus Ketten. 59 Prozent sind Unternehmen, die auch international Niederlassungen betreiben.

Eine Entwicklung, die für kleine, lokale Anbieter zum Problem werden kann (zentralplus berichtete). Denn je beliebter die Lage, desto höher die Mieten.

Mietpreise sind gestiegen

Gemäss Studie können beim Schwanenplatz beispielsweise für ein Geschäft mit 100 Quadratmetern Fläche Quadratmeterpreise von bis zu 5000 Franken pro Jahr fällig werden. Beträge, die Einzelbetriebe kaum stemmen können. Immerhin: Die Mietpreise haben sich nach einem Anstieg nach der Pandemie einigermassen eingependelt – wenn auch auf hohem Niveau.

Insgesamt hat sich die Luzerner Innenstadt in den begehrten Lagen gut behauptet. Die Stadt ist als Standort attraktiv, gerade für internationale Marken. Doch das Problem der zunehmenden Uniformität des Ladenangebots bleibt bestehen – ebenso wie die Herausforderung, auch kleinere, lokal verwurzelte Anbieter in der Innenstadt zu halten. City-Manager Erich Felber blickt optimistisch in die Zukunft: «Im Vergleich zu anderen Städten steckt in Luzern sehr viel Potenzial und ein grosser Wunsch, sich in der Innenstadt anzusiedeln.»

Verwendete Quellen
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