«Secondhand Day in Luzern

Secondhand-Läden sagen Zara und Co. den Kampf an

Seit etwa zwei Jahren verkauft Stephanie Adlun nachhaltige Mode am St.-Karli-Quai.

Erneut sagen Läden Fast-Fashion und Konsumwahn den Kampf an. Am Samstag findet zum dritten Mal der «Secondhand Day» statt. Mit dabei sind auch zwei Luzerner Secondhand-Kleiderläden.

Gebraucht ist das neue Neu. Brockis, Flohmärkte und Secondhand-Läden erleben derzeit ihren zweiten Frühling. Nicht nur, weil der Besuch eines Brockis oft eine Schatzsuche ist und das Ergattern von Schnäppchen Spass macht. Sondern auch, weil Nachhaltigkeit im Trend liegt. Vor allem bei der Kleidung (zentralplus berichtete).

Der Samstag rückt diesen Gedanken noch mehr in den Fokus. Denn bereits zum dritten Mal findet der «Secondhand Day» statt. Er zeigt auf, wie nachhaltig es ist, wenn nur gebrauchte Kleider oder Produkte gekauft werden. Dazu berechnen die teilnehmenden Läden, wie viel CO₂ du sparst, wenn du diese Artikel gebraucht statt neu kaufst. Über alle Läden und alle Produkte sind so 2021 rund 1’895 Tonnen CO₂ gespart worden – also etwa der tägliche CO₂-Abdruck von 47’500 Personen.

An der Aktion nehmen auch einige Läden aus der Region teil. zentralplus hat zwei von ihnen besucht.

Schneiderin mit Herz für Secondhand

So etwa «La mienne» von Stephanie Adlun (zentralplus berichtete). In ihrem Laden am St.-Karli-Quai 6 bietet die gelernte Schneiderin Secondhand-Mode und Eigenkollektionen für Frauen an. Doch auch bei ihren eigenen Kleidern setzt sie auf Nachhaltigkeit: Sie fertigt sie aus Stoffresten von grösseren Produktionen oder Restposten aus Lagerverkäufen.

Das kommt nicht von ungefähr. «Mich hat immer gestört, wie überfüllt Kleiderläden waren. Ständig gab es neue Kollektionen, Kleider wurden viel schneller weggeworfen», erklärt die Designerin bei unserem Besuch.

Als sie mit dem Gedanken spielte, einen Laden zu eröffnen, war für sie schnell klar, dass sie nur nachhaltige Mode anbieten wird. Ihre Secondhand-Kleider sind mehrheitlich Kleider, die sie im Auftrag ihrer Kunden verkauft. Spenden sind etwas seltener.

Was sie jedoch kaum stört, denn sie nimmt auch nicht alles an, wie das etwa Brockis tun: «Kleider, bei denen ich weiss, dass ich sie nicht verkaufen oder anpassen kann, lehne ich ab.» In anderen Fällen nimmt sie Kleider an, aber näht sie um und schenkt ihnen als «Rework-Mode» neues Leben. «Mein Laden ist eine zweite Chance für Kleidungsstücke», sagt sie mit einem Lachen.

Secondhand im Aufwind

Ganz Geschäftsfrau, nimmt Adlun einerseits am «Secondhand Day» teil, um ihren Laden bekannter zu machen. Aber auch, um Shopping-Fans nachhaltige Mode schmackhafter zu machen. «Mit dem Tag kann ich zeigen: ‹Hey, es gibt total viele tolle Secondhand-Teile.›»

Denn sie vermutet, dass man Zara- und Chicorée-Jüngerinnen am besten über Social Media oder im persönlichen Kontakt erreiche. Ihnen erklärt, wieso eine nachhaltigere Modewelt wichtig sei. Oder die Kleider für sich sprechen lasse. «Im Secondhand findest du viel coolere Kleider», ist Adlun überzeugt. Oft sei Kleider einkaufen auch eine Preisfrage. Doch während ein billiges Shirt schon bald ersetzt werden müsse, findet man Markenkleider in Secondhand-Läden zu Schnäppchenpreisen. Dafür mit Qualität.

Ganz alle werde man trotzdem nie überzeugen können, räumt sie ein. «Ich hatte auch schon eine Kundin, die eine Bluse, die ihr gefiel, zurücklegte, als sie erfuhr, dass sie Secondhand ist.» Trotzdem ist sie überzeugt, dass Nachhaltigkeit und Secondhand immer salonfähiger würden, gerade bei Jungen.

Einzigartige Kleider statt Massenware

Diese Meinung teilen auch Florina Moser und Simone Blank vom «The Secondhand» an der Bruchstrasse 45. «Für die Jungen ist es selbstverständlich, Secondhand einzukaufen», so die 44-jährige Moser beim Besuch in ihrem Geschäft. «Früher galt Secondhand als Zeichen von Armut», ergänzt die 48-jährige Blank. Doch inzwischen sei Secondhand über alle Altersklassen hinweg beliebt. Das zeige sich an ihren Kunden: Vom 13- bis 85-Jährigen ist alles dabei.

Die Gründe dafür seien vielseitig. So etwa der Trend zum Minimalismus, den etwa Marie Condo mit ihren vielfach geklickten Videos zum «Ausmisten» befeuert hat. Oder die Einzigartigkeit von Secondhand-Kleidern: «Die Leute wollen lieber ein cooles Einzelstück als 1 von 10’000 aus China», so Blank. Auch schätzten es die Leute, in einer grossen Auswahl von verschiedenen Kleidern zu wühlen, während in den grossen Kleiderketten viele Kleider vom Stil sehr ähnlich seien.

Simone Blank (links) und Florina Moser führen gemeinsam «The Secondhand».
Simone Blank (links) und Florina Moser führen gemeinsam «The Secondhand». (Bild: mik)

Auf ihre Auswahl sind die beiden Frauen besonders stolz. «Bei uns bringen Leute ihre schönsten Fehlkäufe», lacht Blank. Aber davon kaufen sie jeweils nur eine gezielte Auswahl ab. Mal kaufen sie fast eine ganze Ikea-Tasche ab, mal wählen sie daraus nur ein Stück. Letztlich sei das, was im Laden verkauft werde, eine Mischung aus Kleidern, die sich gut verkaufen würden, was gerade Saison sei und was ihnen persönlich gefalle.

Secondhand als «Königin der Nachhaltigkeit»

Sie hoffen, dass ihre Auswahl auch einige neue Gesichter am «Secondhand Day» in ihren Laden lockt. Im letzten Jahr sei sehr viel gelaufen – was jedoch auch mit dem schönen Wetter zu tun haben könne, fügen die Damen vorsichtig hinzu. Nebst neuen Kunden solle mit dem Tag auch das Thema Nachhaltigkeit in die Öffentlichkeit gerückt werden. Secondhand-Kleider seien dabei quasi die «Königin der Nachhaltigkeit», da ja die Ressourcen für die Produktion schon verbraucht wurden.

Moser hält jedoch fest, dass man es beim ganzen Nachhaltigkeitsgedanken nicht übertreiben dürfe. «Nachhaltigkeit liegt mir zwar am Herzen, aber ich will damit nicht missionieren. Sonst löscht es dem Gegenüber ab.» Trotzdem hoffe sie natürlich, dass immer mehr Leute ihr Konsumverhalten kritisch hinterfragten.

Wenn du wissen willst, welche Luzerner und Zuger Läden am «Secondhand Day» teilnehmen, lohnt sich ein Blick auf die Karte:

Verwendete Quellen
  • Besuch im «La mienne» und «The Secondhand»
  • Website des «Secondhand Day»
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Jörg
    Jörg, 24.09.2022, 21:38 Uhr

    das werde ich gerne Merken, ,hoffe auch Männer in Übergrößen,

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