Umstrittener Trend in der Stadtentwicklung

Pop-ups in Luzern: Schön, aber nicht nachhaltig?

Pop-ups wie hier im Luzerner Wasserturm tragen kurzfristig zur Attraktivität der Stadt Luzern bei. (Bild: zvg)

Ein Spaziergang durch die Luzerner Innenstadt zeigt: An allen Ecken spriessen neue Pop-up-Läden wie Pilze aus dem Boden. Die meist innovativen Konzepte sprechen ein diverses Publikum an. Doch ob diese Zwischennutzungen effektiv zur Stadtentwicklung beitragen, ist fraglich.

Ob Wein, Schnaps, Kleider oder sogar Hummer: Das Angebot der aktuellen Pop-ups in Luzern ist äusserst vielseitig. Und wie verschiedene Gespräche mit den Betreibern zeigen, kommt dieses Angebot bei der Luzerner Bevölkerung sehr gut an (zentralplus berichtete).

Das Phänomen «Pop-up» ist in der Stadt Luzern seit einigen Jahren beobachtbar. Und gefühlt gibt es in Luzern von Jahr zu Jahr mehr Läden mit dieser speziellen Form der Zwischennutzung. Gibt es also in Luzern sogar einen Pop-up-Boom?

Das Pop-up in der alten Hirschmatt-Apotheke verkauft Weine und Delikatessen aus biologischer Produktion. (Bild: ewi)

Der Präsident der City Vereinigung Luzern, Josef Williner, hat auf diese Frage eine klare Antwort: «Nein, es gibt keinen Boom. Das sind nur einige wenige Läden. Hier von einem Boom zu sprechen, wäre vermessen.» Dies liege vor allem darin begründet, dass die Corona-Krise im Detailhandel nach wie vor spürbar ist. Denn der Touristenstadt Luzern fehlen derzeit die Reisegäste.

Williner führt aus: «Wegen der Corona-Pandemie ist bei den Leuten noch immer eine gewisse Zurückhaltung festzustellen. Es kommen weniger Touristen nach Luzern und die Frequenzen sind nach wie vor tief. In dieser Situation wollen nur wenige einen Laden eröffnen.» Aus diesem Grund stehen trotz den verschiedenen Pop-ups in der Innenstadt viele Ladenlokale immer noch leer.

Tiefgreifende Problematik

Allerdings lassen sich die leeren Ladenlokale und die wenigen Pop-up-Stores nicht nur auf die Zurückhaltung der Leute zurückführen. Denn die Problematik ist tiefgreifender, wie Louis Baume erklärt. «Die Mietzinsen an den guten Standorten mit hoher Laufkundschaft sind schlicht zu hoch», sagt der selbsterklärte «Stadtbeobachter». Baume ist Liegenschaftsbesitzer an der Weggisgasse und führte dort während Jahrzehnten ein Optikergeschäft. Zudem sass er mehrere Jahre für die CVP im Stadtparlament. Laut Baume könnten die hohen Fixkosten auch für gestandene, bewährte Läden durchaus zu einem Problem werden.

«Mittel- und langfristig sind Pop-up-Läden für eine nachhaltige Entwicklung der Stadt hinderlich, weil es ständig zu Wechseln bei der Mieterschaft kommt.»

Josef Williner, City Vereinigung

Doch insbesondere für Pop-up-Läden, die oft ein sehr spezifisches und einzigartiges Sortiment anbieten, sei das eine sehr grosse Herausforderung. Denn die Margen für diese speziellen Produkte sind in der Regel deutlich tiefer als bei Mainstream- und Luxusprodukten. Die hohen Mietkosten seien so nicht tragbar, erklärt Baume: «Das sind knallharte wirtschaftliche Realitäten.»

Zuletzt scheitere es auch oftmals am Willen der Eigentümer. Denn für diese ist es sehr aufwendig, ein für wenige Monate befristetes Mietverhältnis mit den Pop-up-Betreibern einzugehen. Wie Stadtbeobachter Louis Baume ausführt, können es sich darum viele Eigentümer leisten, eine Ladenfläche für ein oder zwei Jahre leer stehen zu lassen.

Pop-ups gefährden die Stadtentwicklung

Doch wenn das Pop-up-Angebot so gut ankommt bei der Bevölkerung, wäre es für die Stadt nicht sogar wünschenswert, wenn es mehr solcher Zwischennutzungen gäbe? Der Präsident der City Vereinigung sieht das eher kritisch: «Kurzfristig kann ein Pop-up durchaus zur Attraktivität der Stadt beitragen und auch den Warenmix verbessern. Doch mittel- und langfristig sind Pop-up-Läden für eine nachhaltige Entwicklung der Stadt hinderlich, weil es ständig zu Wechseln bei der Mieterschaft kommt.»

Der Präsident der City Vereinigung hinterfragt den positiven Effekt eines Pop-ups, wie hier beim Hotel Stern, auf die Stadtentwicklung. (Bild: ewi)

Für Williner ist das aktuelle Pop-up-Angebot in Luzern also ausreichend. Bauchschmerzen bereitet ihm eher die allgemeine, langfristige Situation der Luzerner Innenstadt. Die vielen leerstehenden Lokale und die diese Woche verkündete Schliessung des traditionsreichen Modehauses Kofler sind ein Beleg dafür, dass sich der Detailhandel in der Luzerner Innenstadt derzeit in einer schwierigen Situation befindet (zentralplus berichtete).

Dies sieht auch Stadtbeobachter Louis Baume so. «Der Begriff Lädelisterben beschreibt die Situation ungenügend. Wir befinden uns momentan in einer institutionellen Ladenkrise. Grosse wie kleine Läden sind davon gleichermassen betroffen.»

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