Umfrage bringt's ans Licht

Bei den Luzerner Öffnungszeiten blickt keiner durch

In der Altstadt von Luzern macht jeder was er will. Bei 90 Geschäften im Bereich Mode gibt es 57 unterschiedliche Öffnungszeiten-Modelle. (Bild: kok)

zentralplus fragt nach: Wissen die Luzernerinnen eigentlich, wann die Läden in der Stadt aufmachen und schliessen? Das Ergebnis unserer Umfrage: Das Öffnungszeiten-Chaos ist genau so schlimm wie gedacht. Warum das niemanden zu stören scheint, erfährst du hier.

In der Altstadt Luzern herrscht ein regelrechtes Öffnungszeiten-Chaos. Erst recht seit der Pandemie (zentralplus berichtete). Die zentralplus-Redaktion ist losgezogen und hat nachgeforscht, ob nur bei ihr die Fragezeichen gross sind. Wir haben 11 Frauen und 12 Männer im Alter zwischen 16 und 80 in der Luzerner Innenstadt gefragt: Wissen sie eigentlich genau, wann die Läden schliessen und an welchen Tagen sie länger offen haben?

Die nicht repräsentative Umfrage zeigt: Nur 20 Prozent der Luzernerinnen wissen, wann die Läden schliessen. Besonders grosse Unklarheit herrscht bei den Abendverkäufen und den Samstagen. Und noch etwas anderes wird klar: Die Geschäfte haben starke Konkurrenz. Denn zwei Drittel der Befragten kaufen regelmässig online ein. Was genau gekauft wird, erfährst du weiter unten.

Doch zuvor kannst du dein Wissen selber testen. Spoiler-Alarm: Im Artikel werden die Fragen beantwortet, also besser direkt loslegen und testen, was du weisst.

Die Ergebnisse der zentralplus-Umfrage

Und, lagst du bei allem richtig? Wenn ja, gehörst du zu einer kleinen Gruppe von Luzernerinnen. Die meisten haben mindestens eine Frage falsch beantwortet. Während 65 Prozent der Befragten noch wussten, wann die Geschäfte unter der Woche und am Samstag schliessen, waren sich nur 40 Prozent sicher, wann der Abendverkauf stattfindet.

Alle Fragen richtig beantwortet haben nur 22 Prozent der Befragten. Auffällig? Fast die Hälfte sagte, dass sie die Öffnungszeiten der Luzerner Geschäfte als einheitlich empfinden. Wieder einmal zeigt sich: Fühlen ist nicht wissen.

Selbst Mitarbeiter von Geschäften in der Innenstadt lagen daneben. Während im Coop an der Rössligasse noch Klarheit herrschte, waren die Angestellten eines bekannten Telekommunikationsgeschäfts einige Meter weiter überfragt. «Schliessen die Läden donnerstags nicht um 8?», fragte der junge Mann seine Kollegen. Und setzte prompt ein falsches Kreuzchen auf den Fragebogen.

Der Online-Handel greift um sich – nicht nur bei den Jungen

Die Läden in der Innenstadt stehen unter Druck, das wird deutlich. Viele der jungen Befragten teilten mit, dass sie bis auf Essen eigentlich nichts in Geschäften kaufen. Auch von den Öffnungszeiten seien sie daher nur wenig betroffen. Bei den unter 30-Jährigen gaben ausnahmslos alle Befragten an, Kleidung, Technik, Einrichtung oder Kosmetik im Internet zu kaufen.

Männer kaufen vermehrt Technik und Klamotten online, Frauen dagegen Klamotten und Kosmetik. Und bei Weitem nicht nur die Jüngeren. Insgesamt gaben nur 7 der 23 Befragten an, nie online einzukaufen. Bemerkenswert: Über die Hälfte unserer Stichprobe ist zwischen 30 und 80 Jahre alt.

Der Trend zum Online-Shoppen macht auch vor den Älteren nicht halt, zeigt eine Auswertung von zentralplus. (Symbolbild: Adobe Stock) (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Den Trend zum Online-Handel kann man in der Stadt nicht direkt beobachten. Die Gassen sind gut besucht. Denn in den Läden wird «erstmal umgeschaut», wie ein 16-jähriger Befragter meint. Ob Schuhe oder Technik, im Laden wolle er das Produkt ausprobieren und dann zu Hause kaufen. Es sei eben doch häufig um einiges billiger, erklärt er.

Gesetzlich ist die Lage klar – nur hält sich keiner dran

Eigentlich ist die Sache mit den Öffnungszeiten nicht so schwer. Laut Ladenschlussgesetz vom Mai 2020 dürfen Geschäfte unter der Woche bis 19 Uhr und samstags bis 17 Uhr geöffnet haben. Zudem gibt es einen Abendverkauf pro Woche. Innerhalb der Stadt donnerstags bis 21 Uhr, in den Aussenquartieren am Freitag. Dazu kommen 34 Feiertage im Kanton, an denen die Öffnungszeiten abweichen oder die Geschäfte ganz geschlossen bleiben.

Im grün schraffierten Bereich dürfen Läden am Donnerstagabend bis 21 Uhr geöffnet haben. Im grauen Bereich am Freitagabend.
Im grün schraffierten Bereich dürfen die Läden am Donnerstagabend bis 21 Uhr geöffnet haben. Im grauen Bereich am Freitagabend. (Bild: zvg)

Doch wer denkt, die Geschäfte würden sich an die rechtlichen Vorgaben halten, wird sich wundern. Unter den 97 Geschäften, die auf der Website der «City-Vereinigung Luzern» unter Mode und Accessoires aufgelistet sind, gibt es 57 verschiedene Öffnungszeitenmodelle, berichtet der «Anzeiger Luzern». Das beliebteste? Unter der Woche weniger lange offen haben als erlaubt, also nur bis 18.30 Uhr. Am Wochenende dafür bis 17 Uhr.

In einer Umfrage der «City-Vereinigung Luzern» vom letzten Jahr gaben nur 15 von 60 teilnehmenden Geschäften an, die Öffnungszeiten angleichen zu wollen. Am Ende würden aber genau davon die Geschäfte profitieren, meinen viele Ladenbesitzer. Wenn alle Innenstadtgeschäfte donnerstags bis 21 Uhr geöffnet hätten, wäre es für die Luzernerinnen sehr viel attraktiver, für einen Abendeinkauf in die Stadt zu kommen.

Im Schuhladen Day sieht man die Situation entspannter

Bei der Kritik um die unterschiedlichen Öffnungszeiten will Zorica Petrovic, Verkäuferin im Schuhladen Day, nicht mitmachen. Sie sei mit der derzeitigen Handhabung zufrieden. «Ich möchte keine längeren Öffnungszeiten. Wir müssten dann im Zweischichten-Betrieb arbeiten, wer will das schon.» Auch von ihren Kollegen habe sie nichts Negatives gehört.

Dass längere Öffnungszeiten dem Laden nützen würden, bezweifelt sie. «Es ist nicht abschätzbar. Manchmal kommen Kunden unter der Woche noch einmal um sieben oder am Samstag um fünf. Aber das variiert stark.» Die Kunden würden sich generell den Regeln anpassen. Sie habe noch kein negatives Feedback bekommen.

Im Schuhladen Day fängt man ein bisschen später an, nutzt aber die gesetzlichen Öffnungszeiten gegen Abend voll aus, erzählt di Verkäuferin Zorica Petrovic.
Im Schuhladen Day fängt man ein bisschen später an, nutzt aber die gesetzlichen Öffnungszeiten gegen Abend voll aus, erzählt die Verkäuferin Zorica Petrovic. (Bild: zvg)

Das Dilemma mit den Luzerner Öffnungszeiten ist nicht gelöst, doch einiges nun klarer. So richtig wissen die wenigsten, wann die Läden schliessen. Doch das scheint nur wenige zu stören. Die Verkäufer freuen sich darüber, nicht zu lange arbeiten zu müssen und der Online-Handel hat keine Öffnungszeiten. Die Luzerner Innenstadt bleibt somit ein Flickenteppich.

Verwendete Quellen
  • Mündlicher Austausch mit Zorica Petrovic
  • Artikel im «Anzeiger Luzern»
  • Website der «City-Vereinigung Luzern»
  • Umfrage in der Innenstadt von Luzern
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5 Kommentare
  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 01.12.2022, 23:29 Uhr

    Das einzig Vertretbare sind grundsätzliche Öffnungszeiten 24/7. Wer wann wie lange offen hat, geht den Staat nichts an. Es ist andererseits niemand gezwungen, ununterbrochen offen zu bleiben. Sich unbestrittenermassen ergebende Probleme mit Nachtruhe oder Arbeitnehmerschutz sind gesondert auf diesen Feldern zu lösen. Die Vorteile im Sinne von KMU-Förderung und Schaffung von Arbeitsplätzen sind evident und gratis.

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  • Profilfoto von Hans Peter Weber
    Hans Peter Weber, 01.12.2022, 12:38 Uhr

    Logisch, die neuen Öffnungszeiten waren auch ein fauler Politscher Kompromiss. Der Online Verkauf wird den stationären Handel nie ganz ersetzen sondern ergänzen, das sieht man zum Beispiel klar im Buchhandel.
    Klar, dass eigentümergeführte Unternehmen nicht auf die verlängern Öffnungszeiten eingehen, kaum mehr Umsatz bei höher Kosten. Ketten können das, die Entscheider stehen ja nicht im Laden.

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    B.Lang, 01.12.2022, 11:12 Uhr

    Die Öffnungszeiten verkürzen und nicht verlängern. Lange Öffnungszeiten kosten Strom und mehr an Personalkosten. Es sind meistens eh immer die selben die im letzten Moment in den Laden stürmen, und Samstags stehen wir seit 2 1/2 Jahren mit sehr wenig Kundschaft im Laden

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  • Profilfoto von mvonrotz
    mvonrotz, 01.12.2022, 09:19 Uhr

    Das Gesetzt schreibt fest wann frühestens geöffnet und wann spätestens geschlossen werden muss. Wenn ich einen Laden später aufmache und früher schliesse geht das doch Niemanden etwas an. Wenn es die potentiellen Käufer stört und der Umsatz leidet wird sich das von selbst regeln.

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  • Profilfoto von B Suter
    B Suter, 01.12.2022, 06:43 Uhr

    Das Gesetz gehört abgeschafft. Wie man sieht pendelt es sich eh ein wie es sein sollte.

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