Meteorologe erklärts

Deswegen kriecht zäher Nebel durch die Gassen Luzerns

Melancholie in der Stadt! Zu sehen: die Kapellbrücke, zart ummantelt von Nebel. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Ein herbstlicher Morgen hat etwas Mystisches an sich. Weshalb in den Strassen der Stadt Luzern dicker Nebel in der Luft ist, wie er entsteht und weshalb er selbst für Meteorologen ein Faszinosum bleibt, erklärt Roger Perret von Meteonews.

Beim Blick aus dem Fenster kann man im November beim morgendlichen Kaffee kaum einmal von Weitsicht sprechen. Denn es hängt oft dichter Nebel in tiefen Lagen, so auch in der Stadt Luzern. Dass sich dieses Phänomen in letzter Zeit häufte, sei nicht verwunderlich, meint Meteorologe Roger Perret von Meteonews.

Nebel entsteht durch kalte, lange Nächte

Auf Anfrage erklärt der Meteorologe nämlich, dass solch dichter Nebel ein normales Phänomen der kalten Jahreszeit ist. Auch in tiefen Lagen. Denn: Die Nächte werden kälter und länger, die Tage hingegen kürzer und auch die Sonne bescheint die Erdoberfläche aus einem flacheren Winkel und hat somit weniger Energie. «Das hat zur Folge, dass die Luftfeuchtigkeit irgendwann hundert Prozent erreicht. Da kalte Luft Feuchtigkeit weniger gut aufnehmen kann als warme, entsteht irgendwann Nebel», erklärt Perret.

Herbst und Winter sind Nebelsaison

Nebel-Höhepunkt sind die Monate November und Dezember. Im September reiche es nämlich knapp nicht für dicke Nebelschwaden, der Oktober ist Übergangsmonat. Erst im November wird dann die Nebelsaison so richtig eingeläutet. Und die Bevölkerung kommt ins Staunen. «Das Phänomen ist zwar im Winter mindestens genauso präsent wie im Herbst. Aber im Herbst fällt es den Leuten mehr auf, da eine ziemlich nebellose Saison hinter ihnen liegt», führt Perret aus.

«Gewitter und Nebel sind die zwei schwierigsten Komponenten der Meteorologie.»

Roger Perret, Meteorologe bei Meteonews

Halten wir fest: Dichter Nebel, der bis in den Tag hinein hängenbleibt, entsteht, wenn die Luft genügend kalt und feuchtigkeitstechnisch gesättigt ist. Gleichzeitig ist die Sonne in aller Frühe noch gar nicht aufgegangen oder zu schwach, um den grauen Dunst mit ihrer Wärme zu vertreiben. Und: Je mehr Zeit in der Nacht zum Abkühlen bleibt, desto mehr Nebel kann entstehen.

Nebel sorgt für Unsicherheit unter Meteorologen

Und wer sagt, ob wir auch während des ganzen Tages in den Genuss des Nebels kommen? «Das ist ehrlich gesagt auch uns Meteorologen nach wie vor nicht ganz klar. Gewitter und Nebel sind die zwei schwierigsten Komponenten der Meteorologie, wo wir auch selber manchmal nicht genau wissen, wie lange sie beispielsweise anhalten», meint Perret. So werde in Wettervorhersagen nicht selten von «teilweiser Auflösung» oder «weitgehender Auflösung» gesprochen, da das Ausmass des Verschwindens des Nebels oftmals schwer voraussehbar sei.

Bei der Häufigkeit solcher Phänomene konnten die Meteorologen bisher nichts Sonderbares feststellen, so Perret. So wie es scheint, komme es zwar in letzter Zeit etwas häufiger vor als früher, dass teilweise bis in die späteren Vormittagsstunden Nebel in den tiefen Lagen liegt, doch statistisch ist das nicht nachweisbar. Zudem sei der Nebel eines der wenigen Naturphänomene, bei denen keine handfeste Veränderung im Hinblick auf die Klimaerwärmung festgestellt werden konnte.

«Wenn die Bise bläst, hebt sich der Nebel hoch. Es entsteht Hochnebel. In Luzern ist das oft der Fall.»

Roger Perret, Meteorologe bei Meteonews

Hochnebel ist typisch für Luzern

Klar ist aber, dass in Luzern häufiger ein grauer Deckel über der Stadt anstelle einer weissen Schwade in der Stadt liegt. Der sogenannte Hochnebel ist etwas, das Luzern seit eh und je kennt. Perret erklärt: «Wenn die Bise bläst, hebt sich der Nebel hoch. Es entsteht Hochnebel. In Luzern ist das oft der Fall.» Dabei gilt: je stärker der Wind, desto höher die Nebeldecke.

Der Winter wird also noch einige neblige Überraschungen für uns bereithalten. Sei es in Form einer grauen Wolkendecke (beziehungsweise eines wundervollen Nebelmeers) oder zäher Nebelschwaden, die sich erst in den Morgenstunden verziehen. Gehen zurzeit nicht wir selbst in der Nacht auf die Gasse, tut es der Nebel für uns – und bleibt manchmal noch irgendwo hängen.

Hinweis: Dieser Artikel ist erstmals im November 2020 erschienen. Aus aktuellem Anlass haben wir ihn aus dem Archiv geholt und leicht angepasst.

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