Bevölkerung soll sich vorbereiten

«Der Wolf steht vor den Toren Luzerns»

Schon bald könnte der Wolf auch im Kanton Luzern für Konflikte sorgen. (Bild: flickr)

Es ist gut möglich, dass der Wolf schon bald auch in Luzern wieder Fuss fassen wird. Deshalb solle man sich rechtzeitig Gedanken darüber machen, wie man mit dem konfliktträchtigen Wildtier umgehen will, meint man seitens der «Gruppe Wolf Schweiz». Sie will die Luzerner Bevölkerung mit einem Vortrag sensibilisieren.

Um den Wolf ist es im Kanton Luzern ziemlich ruhig geworden (zentral+ berichtete). Doch mit dieser Ruhe könnte es schon bald vorbei sein, meint David Gerke, Präsident der Gruppe Wolf Schweiz (GWS). Da der Wolf im Entlebuch einen sehr geeigneten Lebensraum vorfinde, sei es nur eine Frage der Zeit, bis das konfliktträchtige Wildtier auch hier wieder heimisch wird. Der Wolf stehe gar bereits vor den Toren Luzerns, meint Gerke, der sich seit zehn Jahren für die GWS engagiert, wie auch als Schafhirt und Jäger tätig ist und für Pro Natura arbeitet.

Um die Luzerner Bevölkerung auf die Rückkehr des Wolfes vorzubereiten, veranstaltet die GWS am Mittwochabend einen Informationsanlass (siehe Box). zentral+ hat mit Gerke vorab darüber gesprochen, welche Konflikte mit dem Wolf einhergehen und unter welchen Umständen ein friedliches Zusammenleben möglich ist. 

zentral+: Herr Gerke, Sie referieren heute Abend in Luzern über die Ausbreitung des Wolfes im Mittelland. Ist der Wolf in Luzern überhaupt präsent?

David Gerke: Im Moment ist mir im Kanton Luzern keine Präsenz bekannt. Bis vor zwei Jahren war jedoch im Entlebuch ein einzelner männlicher Wolf unterwegs. Dieser hielt sich phasenweise sogar sehr nahe der Stadtgrenze in Kriens auf.

«Es wird nie alles zu 100 Prozent reibungslos verlaufen.»

zentral+: Ist es denn möglich, dass der Wolf bald wieder zurück nach Luzern kommt?

Gerke: Ja, das ist sogar sehr gut möglich. Da der Wolf im Entlebuch einen sehr geeigneten Lebensraum vorfindet, wurden dort in Vergangenheit auch immer wieder Wölfe gesichtet. Der Wolf war bereits in Luzern und man darf damit rechnen, dass er wiederkommt.

zentral+: Was wollen Sie mit der Veranstaltung von heute Abend erreichen?

Gerke: Wir wollen die Bevölkerung sensibilisieren, das ist eines unserer Ziele. Wir wollen aber auch aufzeigen, dass der Wolf auch in der Kulturlandschaft seinen Platz hat und dass ein Zusammenleben durchaus möglich ist.

Infoveranstaltung in Luzern

Der Wolf gehört in der Schweiz und in Europa zu den geschützten Arten. Die Gruppe Wolf Schweiz (GWS) ist gegen die Aufhebung dieses Schutzes und begrüsst die Rückkehr des Wolfes in die Schweiz. Die aktive Wiederansiedlung durch Aussetzungen wird jedoch kategorisch abgelehnt. Die GWS vermittelt Hintergrundinformationen rund um das Thema Wolf und unterstützt Massnahmen zum Schutz der Nutztiere. Am Mittwoch, 28. Oktober, findet um 19 Uhr im Pfarreizentrum St. Michael an der Rodteggstrasse 6 in Luzern eine Infoveranstaltung statt. Der Eintritt ist frei und es ist keine Anmeldung nötig.

zentral+: Was bedeutet die Ausbreitung des Wolfes für den Kanton Luzern?

Gerke: Für den grössten Teil der Bevölkerung hat die Präsenz des Wolfes keinerlei Auswirkungen. Die Halter von Nutztieren hingegen müssen jedoch teilweise grössere Umstellungen auf sich nehmen.

zentral+: Das heisst?

Gerke: Für das Grossvieh stellt der Wolf meistens keine Gefahr dar. Doch Halter von Kleinvieh, also von Schafen und Ziegen, müssen geeignete Massnahmen ergreifen, um ihre Herden zu schützen. Man kann seine Tiere nicht mehr ungeschützt weiden lassen, es wird Zäune und Herdenschutzhunde brauchen. Ein besserer Herdenschutz löst bei vielen eine Abwehrhaltung aus, dabei ist das nicht per se negativ. Als Tierhalter liegt mir das Wohl und die Sicherheit meiner Tiere am Herzen – ob mit Wolf oder ohne.

zentral+: Wo Mensch und Wolf aufeinander treffen, gibt es immer wieder Konflikte. Ist ein friedliches Zusammenleben überhaupt möglich?

Gerke: Grundsätzlich schon, aber es wird nie alles zu 100 Prozent reibungslos verlaufen, da darf man sich nichts vormachen. Das ist jedoch nicht nur mit dem Wolf so, sondern auch beim Zusammenleben mit anderen Wildtieren wie etwa dem Rothirsch oder dem Wildschwein.

zentral+: Sie selbst sind Schafhirte und Jäger, trotzdem setzen sie sich für den Wolf ein. Das würde man eigentlich nicht erwarten …

Gerke: Lacht. Das ist so. Aber auch als Jäger sehe ich den Wolf nicht als Konkurrenten. Im Gegenteil: Seine Beute machen in erster Linie alte, kranke oder schwache Tiere aus. Die Präsenz des Wolfs sorgt zwar dafür, dass die Tiere scheuer und somit die Jagd anspruchsvoller wird, aber dafür bleiben dem Menschen gesunde Wildtiere für die Jagd.

In Luzern solle man sich rechtzeitig überlegen, wie man mit dem Wolf umgehen will – denn schon bald könnte er auch hier wieder Fuss fassen. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

In Luzern solle man sich rechtzeitig überlegen, wie man mit dem Wolf umgehen will – denn schon bald könnte er auch hier wieder Fuss fassen. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

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