Cannabis und Psychosen in Luzern

«Der THC-Gehalt ist erschreckend hoch»

Eine Pflanze, über die sich die Geister scheiden: Cannabis, Droge und Heilmittel in einem.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Der Konsum von Cannabis mit sehr hohem THC-Gehalt löse häufiger psychische Störungen aus. Dies besagt eine englische Studie. Auch das Gras in Luzern wird infolge von Züchtung immer stärker, weshalb gemäss der Studie psychische Störungen lokal öfters auftreten müssten. Doch ist das wirklich so?

Der Konsum von Cannabis ist umstritten. Immer wieder wird für die Legalisierung des Krauts gekämpft. Und genauso oft tauchen neue Argumente dagegen auf. Neuerdings sorgt eine englische Studie von Forschern des King’s College für Schlagzeilen.

Hoher THC-Gehalt, mehr Psychosen

Die Forscher sollen herausgefunden haben, dass Kiffer, die täglich Cannabis mit hohem THC-Gehalt rauchen, fünfmal häufiger an psychischen Störungen leiden als Nicht-Kiffer. Gefährlich, wenn man bedenkt, dass das Cannabis stets weitergezüchtet und ein immer höherer THC-Gehalt erreicht wird (zentral+ berichtete).

Schliesslich vermeldeten die Forscher, dass ein Viertel der psychischen Neuerkrankungen im Süden Londons auf den Konsum von starkem Gras zurückzuführen sind, wie der «Blick» berichtete. Wie sieht die Situation in Luzern aus? Und ab welchem THC-Gehalt kann von «starkem» Gras gesprochen werden?

«Es ist schwer zu sagen, ob eine Psychose explizit von Cannabis ausgelöst wurde.»

Thomas Glinz, stellvertretender Chefarzt Lups

«Wir haben immer wieder Leute mit Psychosen bei uns, bei denen man davon ausgehen kann, dass sie von Drogen ausgelöst wurden», erklärt der stellvertretende Chefarzt der Luzerner Psychiatrie (Lups), Thomas Glinz. Allerdings sei es schwierig, diese ausgelösten Psychosen zweifelsfrei am Konsum von Cannabis festzumachen – geschweige denn, nachzuvollziehen, wie hoch der THC-Gehalt des konsumierten Cannabis war.

Besonders gefährlich für junge Kiffer

«Es sind hauptsächlich junge Erwachsene, bei denen psychische Störungen auf Konsum von starkem Cannabis zurückgeführt werden können», erklärt Glinz. Der Auslöser dafür sei, dass immer mehr Cannabis konsumiert werde und auch der Gehalt des THCs stetig ansteige. Eine markante Tendenz sei jedoch nicht auszumachen.

Von was für einem Anteil des rauschbewirkenden Bestandteils sprechen wir überhaupt? Simon Kopp, Mediensprecher der Luzerner Polizei, erklärt: «Der durchschnittliche THC-Gehalt von beschlagnahmtem Cannabis liegt in Luzern bei 14 bis 20 Prozent. Allerdings steigen die Werte an und sind mittlerweile erschreckend hoch.» Höchstwerte, die die Luzerner Polizei gemessen habe, lägen bei einem 28- bis 30-prozentigem THC-Gehalt.

«Wenn ich Nikotin und Alkohol mit Cannabis vergleiche, finde ich Erstere gefährlicher.»

Gian Waldvogel, Co-Präsident der Jungen Grünen

«Verkauf muss staatlich geregelt sein»

Für die Legalisierung von Cannabis in Luzern setzen sich auf politischer Ebene die Jungen Grünen ein. Der Co-Präsident Gian Waldvogel erklärt: «Die Studie ist ein weiteres Indiz dafür, dass der Verkauf von Cannabis einer staatlichen Kontrolle unterlegt sein muss.» Denn dieses System habe folgende, diesbezüglich wichtigen Vorteile: «Einerseits erlaubt dies, die Qualität der verkauften Ware zu gewährleisten. Andererseits kann der Staat auch regulieren, wie hoch der THC-Gehalt von Cannabis, das an Konsumenten weitergegeben wird, sein darf.»

Wichtig für Waldvogel sei die staatliche Kontrolle. Denn der freie Handel könne zu mafiösen Strukturen führen. «Auch der ungern gesehene Drogentourismus könnte so Überhand gewinnen», kritisiert Gian Waldvogel. Zur Studie fügt der Co-Präsident an: «Es gibt halt keine vollständig risikofreie Droge. Wenn ich jedoch die gesellschaftlich etablierten Drogen, wie Nikotin und Alkohol, mit Cannabis vergleiche, ist für mich klar, dass Erstere gefährlicher sind.» Eine widersprüchliche Drogenpolitik, wie Waldvogel findet. «Allerdings ist es schon länger bekannt, dass Psychosen ein Nebeneffekt von Cannabis-Konsum sein können.» Die Verantwortung soll jedoch beim Konsumenten liegen, gibt Gian Waldvogel zu bedenken.

Cannabis ist und bleibt also auch in der Politik ein Dauerthema. Zuletzt stimmten die Schweizer über eine Legalisierung von Cannabis im Jahr 2008 ab – und lehnten die Volksinitiative mit 63 Prozent Nein-Stimmen ab.

Ob eine Psychose durch den Konsum von Cannabis ausgelöst wurde, ist schwer zu belegen. Dass ein Zusammenhang zwischen Cannabis und Psychosen besteht, darüber sind sich jedoch Studien und Experten einig.

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