Zuger Operettensommer feiert zehnten Geburtstag

Der Operettenzauber lässt das Publikum mitsingen

Fürst Orlowski singt «Ich lade gern mir Gäste ein» im Kreise edler Damen mit dem Cüpli in der Hand. (Bild: Marinella Polli)

Die «Quickchange-Company» präsentiert in der Zuger Gewürzmühle einen wilden, aber nicht wahllosen Querschnitt aus allen ihren schillernden Produktionen der letzten Jahre. Die Operette als leichtes musikalisches Genre ist genau das Richtige für einen unkomplizierten Sommerabend.

Die Operette, ob lustig oder traurig, witzig oder pompös, Drama, Komödie oder Burleske, schaut jedenfalls auch in die tiefsten Mäander der menschlichen Seele. Primär bedeutet aber Operette sentimentale Melodien, Ohrwürmer, Walzer, unvergessliche Musik und ebenfalls Schauspiel, Parodie und romantische Geschichten.

Dieses leichte musikalische Genre ist deswegen genau das Richtige für einen problemlosen, unkomplizierten Sommerabend im Freien; ins- besondere, wenn auch das Wetter mitmacht, wie es am Mittwochabend der Fall war, und wenn der Ort dann auch noch die Zuger Gewürzmühle bei der grünen Lorze ist.

Ein Kaleidoskop von Operetten

Mit dem Operettenfest dieses Monats wird das zehnjährige Bestehen des «Zuger Operettensommers» gefeiert. Und zwar bei einer fast ausverkauften Jubiläumsgala mit der «Quickchange-Company», die ein durchaus abendfüllendes Programm präsentiert: einen wilden, aber nicht wahllosen Querschnitt aus allen ihren schillernden Produktionen der letzten Jahre.

Das Resultat ist ein hochkarätiges Kaleidoskop von Operetten, nämlich Paul Burkhards «Der Schwarze Hecht», Lerner/Loewes «My Fair Lady» und Ralph Benatzkys «Im Weissen Rössl» im ersten Teil des Abends, dann Johann Strauss (Sohn) «Die Fledermaus» und «Wiener Blut» sowie Paul Linckes «Frau Luna» nach einer 25-minütigen Pause. Nur the best of the best ist zu hören und zu sehen. Operettenzauber, eben.

Das ist die «Quickchange-Company»

Die Aufführungen der «Quickchange-Company» – diese kann man für verschiedene Anlässe auch buchen – nennt man gerne «Operetten im Taschenformat». Sie sind seit jeher durch einen einmaligen Esprit und eine Konsequenz charakterisiert, trotz drastischer Abkürzung auf eine Stunde Spielzeit.

Björn B. Bugiel ist hier aufs Mal Regisseur, Choreograf, Bühnen- und Kostümbildner, Lichtdesigner, aber auch grossartig mitwirkender Sänger und Schauspieler, zusammen mit den weiteren sieben Mitgliedern des Ensembles, während Patrick Ricklin die musikalische Leitung innehat.

Eine Mischung aus Turbulenz und Romantik

Mal Turbulenz bis hin zum Klamauk, mal feinste Romantik, manchmal beide Aspekte in einem. Mal singt Fürst Orlowski (der Schweiz-Spanier Andres Esteban) «Ich lade gern mir Gäste ein» mitten edler Damen in eleganten festlichen Kostümen und mit dem Cüpli in der Hand. Mal tönt (eigentlich nicht so perfekt am Mittwoch) «Brüderlein und Schwesterlein», und wir werden alle sentimental und träumen mit.

Das heterogene Publikum kam in den Genuss grosser Melodien. (Bild: Marinella Polli)

Ebenfalls in «Wiener Blut» streitet eine lebenslustige Wienerin (eine grossartige Nicole Sieger) mit ihrem spiessigen Mann (der Luzerner Samuel Tobias Klauser), dem das Wiener Blut wirklich fehlt, um sich aber mit ihm romantisch wieder zu versöhnen.

Grandiose Interpretation von Frau Luna

Hit auf Hit folgt auch im «Weissen Rössl» – sie sind so bekannt, dass sogar das Publikum mit Nicole Siger, Raya Sarontino, Kim Fölmi, Samuel Tobias Klauser, Andres Esteban und demselben Björn B. Bugiel immer wieder gerne mitsingt.

Und auch was die Anfangssituation der Protagonisten von «Frau Luna» und ihrer Reise zum Mond betrifft, geht es mal turbulent, mal ruhig bis zur Sprachlosigkeit zu: Wie erstaunt alle sind, als es sich herausstellt, dass es auf dem Mond ja keinen Mann gibt, sondern eine superschöne, selbstbewusste Frau, die Göttin des Mondes  (Frau Luna), die von Raya Sarontino auch hier grandios interpretiert wird.

Und was die Musikerinnen betrifft: auch sie – und zwar die Pianistin Cäcilia Schuler am Flügel, die Geigerin Noëlle Grüebler und die Cellistin Regula Maurer – erbrachten eine feine, mit grossem Applaus honorierte Leistung. Sie wirkten kurz auch schauspielerisch als Pferde mit beim berühmten Ascot-Rennen in «My Fair Lady», wo Ronja Borer als Eliza Doolittle beeindruckte.  

Begeisterter Applaus für alle

Das heterogene, aber meistens auch fachkundige Publikum kam von Anfang an in den Genuss berühmter Melodien, von den Sängern meistens bravourös, manchmal auch mit etwas Nervosität, interpretiert. Die Zuschauer waren aber alle hochzufrieden und ihre Begeisterung blieb den ganzen Abend über hoch.

Am Ende der etwa zweieinhalb Stunden (Cüpli-Pause inbegriffen) klatschte man bedingungslos, und noch mehr, während ein Ohrenschmaus wie der lebenslustige Marsch «Das ist die Berliner Luft» ertönte. 

Weitere Vorstellungen: Jeden Abend bis und mit Sonntag; bei schlechtem Wetter wird in der Halle der Gewürzmühle gespielt.

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