Luzerner Horrorgeschichten

Der Mann im schwarzen Auto

Killer-Clowns wurden scheinbar auch in Luzern gesichtet. Die Polizei kann das aber nicht bestätigen. (Bild: Quelle Youtube)

Ein Kind verschwindet im Vergnügungspark und taucht ohne Niere wieder auf. «Das Kind soll aus dem Kanton Luzern stammen», sagt Simon Kopp von der Luzerner Polizei. Eine Geschichte, die in vielen Städten bekannt ist. Es ist eine sogenannte urbane Legende. Die Polizei hat regelmässig mit solchen Meldungen zu tun – aber nur in den allerwenigsten Fällen bestätigt sich das Horrorszenario.

Bei der Luzerner Polizei sind sie als «Wandernieren» bekannt: Horrorgeschichten, die regelmässig kursieren. Es handelt sich um sogenannte «urban legends», also Stadtlegenden, die immer wieder beschäftigen. Sie handeln von den Ängsten der Bürger vor dem Unbekannten. Folgende fünf Szenarien tauchen beispielsweise immer wieder auf. Nur in den allerwenigsten Fällen bestätigen sich aber die Meldungen.

Der Mann im schwarzen Auto

Es ist die Horrorvorstellung für alle Eltern: Der unbekannte Mann, der mit seinem schwarzen Auto vor dem Kindergarten auf die Kleinen wartet, um sie mit Süssigkeiten ins Auto zu locken. Regelmässig zum Schulbeginn gehen bei der Luzerner Polizei solche Meldungen ein, wie Simon Kopp, Mediensprecher der Luzerner Polizei, auf Anfrage sagt. «Wir nehmen diese Meldungen sehr ernst und gehen dem nach. Regelmässig suchen wir dann aber vergeblich nach dem schwarzen Auto mit dem unbekanntem Mann.» Kopp schätzt, dass es in den allermeisten Fällen um eine schreckliche Phantasie von besorgten Eltern handelt. «Eltern sorgen sich naturgemäss um ihre Kinder. Ein schwarzes Auto vor der Schule fällt auf, auch wenn es dafür vielleicht eine simple Erklärung gibt.» Die Polizei spricht hier intern von einer «Wanderniere», einer Meldung, die immer wieder auftaucht, sich aber meist nicht bestätigt.

Das Luzerner Kind im Europapark

Der Name «Wanderniere» als Bezeichnung für solche Meldungen, hat seinen Ursprung in einer urbanen Legende. Es ist eine ältere Geschichte, die ebenfalls vor allem bei Eltern für Angst sorgt. So soll ein Kind im Europapark Rust plötzlich verschwunden sein. Erst Stunden – je nach Version auch Tage später – findet man das Kind schlafend unter einer Bank. Über der Hüfte des Kindes zeichnet sich eine Narbe ab. Die ärztliche Untersuchung zeigt: Dem Kind wurde eine Niere entfernt. Simon Kopp kennt diese Geschichte. «Das Kind soll aus dem Kanton Luzern stammen», sagt er. Allerdings ist ihm keine aktuelle Meldung aus der Bevölkerung dazu bekannt. Es ist eine urbane Legende, die in vielen Orten bekannt ist und immer wieder auftaucht.

K.o. an der Fasnacht

Deutlich näher und bedrohlicher sind die Horrorszenarien im städtischen Nachtleben. Ausgelassene Stimmung, gute Musik und viele Freunde – so soll der Ausgang sein. Dazu fliesst der Alkohol. Vorsicht allerdings den Unachtsamen, die ihr Getränk unbeaufsichtigt stehen lassen. Nur ein paar Sekunden reichen, schon schüttet ein Unbekannter K.o-Tropfen ins Glas. Das ist ebenfalls eine der Horrorvorstellungen eines jeden Partygängers, die wohl in jeder Stadt kursiert. In Luzern häufen sich die Meldungen im Zusammenhang mit K.o.-Tropfen bei der Polizei besonders während der fünften Jahreszeit – der Luzerner Fasnacht. «Wir haben regelmässig über die Fasnacht solche Meldungen. Natürlich nehmen wir diese sehr ernst. Oft zeigt sich dann aber bei der Befragung, dass die K.o.-Tropfen-Story eine Ausrede war, um ungeschadet aus der Situation zu kommen. Trotzdem gibt es aber leider immer wieder Fälle, bei denen eben doch K.o.-Tropfen im Einsatz waren», erklärt Kopp.

Unbekannter vergiftet Hunde

«Regelmässig haben wir Medienanfragen, weil Hunde mit Köder vergiftet oder verletzt worden sein sollen», sagt Kopp weiter. Es handelt sich um Würste mit Rasierklingen oder Rattengift versehen. Davon weiss die Polizei in den meisten Fällen nichts. Anzeige werde nur sehr selten erstattet. Kopp schliesst zwar nicht aus, dass es solche Fälle tatsächlich gebe – «aber ich vermute, dass es sich meist um Horrorgeschichten handelt.» Die Zahl der nachweislich vergifteten Hunden sei verschwindend klein.

HIV-Nadeln im Kino

Eine urbane Legende, die bei Jugendlichen vor Jahren für Schrecken sorgte, ist die Nadel, die im Kinositz steckt. Diese ist mit HIV-positivem Blut versehen. Unachtsame Kinobesucher werden beim Hinsitzen von der Nadel gestochen und infizieren sich so mit HIV. Eine Nachricht an der Nadel informiert die Betroffenen über ihr Schicksal. Die Geschichte soll erstmals im Jahr 2000 als Ketten-Mail aufgetaucht sein und hat sich rasant verbreitet. Vom medizinischen Standpunkt her ist eine Ansteckung durch eine Nadel äusserst unwahrscheinlich, da die HI-Viren an der Luft nicht lange überleben. Auch hier gibt es mehrere Versionen. Je nach Geschichte steckt die Nadel im Münzautomaten oder jemand sticht Partygänger willkürlich mit einer Spritze. «Diese Meldung ist uns bisher unbekannt. Wir hatten nie eine entsprechende Anzeige oder Hinweise aus der Bevölkerung», so Kopp. Es bleibt also – zumindest in Luzern – eine Legende.

Killer-Clown in Luzern

Neuerdings sollen auch in Luzern sogenannte Killer-Clowns ihr Unwesen treiben. Es handelt sich um als Clown verkleidete Männer, die mit Waffen Passanten bedrohen. Der Ursprung ist ein Youtube-Video, in dem «Killer-Clowns» Leuten makabre Streiche spielen. Passanten werden mit übergrossem Hammer oder Kettensäge erschreckt. Die Schockvideos haben im Netz Kult-Status erreicht. Trittbrettfahrer ahmen das Video seit kurzem mit echten Waffen nach. In Frankreich verkleiden sich Jugendliche als Clowns und verbreiten Angst und Schrecken. Auch in anderen Ländern sollen die Clowns ihr Unwesen treiben. Aber auch in Luzern? Tatsächlich wurde in der Region auch schon ein solcher Clown gesichtet, wie Kopp sagt. «Wir hatten einmal eine Meldung. Unsere Patrouille ging vor Ort – hat aber niemanden in Clownskostümen gefunden.»

Heute hat eine solche Geschichte ihren Ursprung oft in Sozialen Medien oder Mails. Jemand schreibt eine Ketten-Mail und warnt beispielsweise vor einem unbekannten schwarzen Auto vor der Schule. Ein Weiterer hört die Geschichte von einem Kollegen und erzählt sie weiter. So verbreitet sich die Angst rasant in der Bevölkerung.

Die Luzerner Polizei werde immer wieder mit solchen Geschichten konfrontiert, sagt Kopp abschliessend und betont: «Auch wenn diese jährlich – vor allem von den Medien – thematisiert werden, gilt es für uns, jeden Fall ernst zu nehmen. Die Polizei hat lieber eine Meldung zu viel, als dass man beispielsweise einen unbekannten, auffälligen Mann vor einem Schulhaus nicht meldet und es dann zu einem Verbrechen kommt.» Es gehöre zur Aufgabe der Polizei, solche Hinweise immer wieder zu prüfen. «Wir nehmen das sehr ernst.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Ramona
    Ramona, 08.01.2024, 16:15 Uhr

    Zu dem Kind im Europapark. Das muss schon über 25 Jahre her sein.
    Mein Onkel der dort Polizist ist hat uns das damals erzählt. Also gehe ich davon aus, dass das wohl eher keine Geschichte.
    Mir ist die Geschichte wieder in den Kopf gekommen, daher habe ich danach gesucht und bin auch ihren Artikel gestoßen.

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