Joel Wicki und Marcel Bieri glänzen am ESAF in Zug

Der Luzerner Bulldozer und der Zuger Aufsteiger

14 Sekunden brauchte Joel Wicki (im dunklen Hemd), um den Nordostschweizer Koloss Domenic Schneider zu bodigen. (Bild: swiss-image.ch/Photo Andy Mettler)

Diese Wucht, diese Gnadenlosigkeit: Der Sörenberger Joel Wicki nährt mit vier Siegen am ersten Tag des Eidgenössischen in Zug die Hoffnungen der Innerschweizer auf einen zweiten Königstitel nach 33 Jahren. Auch der Zuger Marcel Bieri trumpft gross auf – im Gegensatz zu Pirmin Reichmuth, der am Druck scheiterte.

Als Joel Wicki nach getaner Arbeit mit dem Innerschweizer Publikum die Welle orchestrierte, war die Begeisterung in der mit 56'500 Zuschauern grössten temporären Arena riesig. Die Anspannung und die Freude hatten sich kurz davor in einem gewaltigen Donnerhall entladen, als der 22-Jährige im Titanen-Duell den Nordostschweizer Koloss Domenic Schneider ins Sägemehl gebettet hatte.

Ganze 14 Sekunden dauerte der Kampf. Vor dem Hintergrund, dass Wicki Matthias Aeschbacher im ersten und Jonas Lengacher im dritten Gang nach jeweils fünf Sekunden bodigte, musste man schon fast von Überzeit reden. Nur Simon Anderegg vermochte sich länger als eine Minute gegen Wicki auf den Beinen zu halten.

Wicki: Vier Siege in zwei Minuten

Der Luzerner, der das letzte Eidgenössische in Estavayer wegen einer Beinverletzung verpasste, überfuhr seine Konkurrenz mit der Unbarmherzigkeit eines Bulldozers. Nicht einmal zwei Minuten Kampfzeit brauchte Wicki für seine vier Siege. Damit hat er viel Kraft und Energie für den Sonntag gespart und noch mehr Selbstvertrauen getankt.

«Die grandiose Stimmung in der Arena macht es mir schwierig, meine Emotionen im Zaum zu halten.»

Joel Wicki, Königsanwärter

«Jetzt geht es für mich um den Titel. Diese grandiose Stimmung in der Arena macht es mir schwierig, die Emotionen im Zaum zu halten», sagte Wicki hinterher.

Von den fünf meistgenannten Königsanwärter liegen nur noch Wicki und Armon Orlik auf Kurs. Auch der Nordostschweizer, der den Schlussgang am letzten Eidgenössischen gegen den bereits am Samstag enttrohnten Titelverteidiger Matthias Glarner verlor, kommt wie Wicki auf 39,75 Punkte. Der dritte auf Platz 1 heisst Christian Stucki. Der Berner Koloss und Publikumsliebling zeigte sich von seiner unwiderstehlichen Seite.

Wenn Wicki König werden will, muss er Orlik und Stucki aus dem Weg räumen. Gegen das Schwergewicht Stucki spricht, dass das Thermometer in Zug am Sonntag noch höher klettern wird.

Bieri lehrt den Gegnern das Fürchten

Marcel Bieri ist das positive Ausrufezeichen aus Zuger Sicht. Er sprang für den am Samstagmorgen gestrauchelten Königsanwärter Pirmin Reichmuth in die Bresche und kam ebenfalls auf vier Siege. Wie Wicki fehlt auch ihm noch der eidgenössische Kranz.

«Ich glaubte, mir verjage es gleich den Kopf.»

Pirmin Reichmuth, gescheiterter Königsanwärter

Der Lehrer lehrte seine Gegner das Fürchten, und trotz seines grossartigen Auftritts ist nach wie vor Eichenlaub das anvisierte Ziel des Lokalmatadors. Vier Siege seien megaschön, befand er und erkannte: «Mich hat das Heimpublikum nicht gehemmt, sondern gepusht. Mit dem Kranzgewinn werde ich am Sonntagabend völlig zufrieden sein. Alles andere ist Zugabe.»

Reichmuth am Druck zerbrochen

Pirmin Reichmuth ist neben Samuel Giger und vielleicht auch Matthias Aeschbacher einer von drei gescheiterten Königsanwärtern. Er sei am Druck des Heimfestes zerbrochen, sagte der Chamer. «Im ersten Gang gegen Stucki gingen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Ich glaubte, mir verjage es gleich den Kopf.»

Ein niedergeschlagener Pirmin Reichmuth nach dem zweiten Gang. (Bild: swiss-image.ch/Photo Remy Steinegger)

Nach einer Niederlage und einem Gestellten, in dem «mir der Killerinstinkt fehlte», war er schon aus dem Rennen um den Festsieg. Nachdem es ihm am Mittag nicht gut gegangen sei, wie Reichmuth freimütig bekannte, nahm er am Nachmittag mit zwei Siegen Fahrt auf.

Für ihn liegt der zweite eidgenössische Kranz nach wie vor drin. «Ich habe das Eidgenössische noch nicht geniessen können. Am Sonntag will ich genau das tun», sagte Reichmuth.

Zwei weitere Luzerner auf der Lauer

Nach drei Siegen in drei Gängen war die Schwinger-Welt für den Luzerner Sven Schurtenberger noch eine Wohlfühl-Oase. «Es läuft perfekt. Der Bösch-Sieg verlieh mir Selbstvertrauen», hielt Schurtenberger fest.

Sven Schurtenberger jubelt nach dem 1. Gang gegen Daniel Bösch. (Bild: swiss-image.ch/Photo Remy Steinegger) (Bild: swiss-image.ch/Photo Remy Steinegger)

Doch dann kam der Dämpfer. Von Fabian Staudenmann musste sich der Buttisholzer auf den Rücken legen lassen. Der 27-jährige Eidgenosse ist mit der ersten Niederlage auf eine Lauerposition zurückgedrängt worden.

Mit dem gleichen Total von 38,50 Punkten liegt der Surseer René Suppiger ebenfalls auf dem vierten Zwischenrang. Läuft es ihnen am Sonntag rund, haben die beiden Luzerner noch alle Optionen offen.

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