NON Openair auf dem Meggener Rebberg

Der letzte Halm des Festivalsommers

Das NON Openair kennzeichnet das Ende des Festivalsommers. Wir sind traurig. Und ganz glücklich.

(Bild: Stoph Ruckli)

NON Openair: Das ist nicht nur eines der schönsten Festivals der Zentralschweiz, sondern auch ein Abschiednehmen vom Festivalsommer. Doch unter die Wehmut mischt sich Glückseligkeit. Zu verdanken ist das einem kleinen, feinen Musikangebot und viel, viel Liebe.

Hoch oben auf dem Rebberg, da steht es: das NON Openair. Nicht zu verfehlen, nachdem man aus dem Bus an der Haltestelle Lerchenbühl ausgestiegen ist, denn bereits von dort sieht man das leuchtende Logo (wenngleich dieses aufgrund des Windes umgefallen ist). Neu wachsen beim Weg zum Festivalgelände zwar hässliche Betonblockbauten aus dem Boden, doch hat man diese passiert, grüssen die grünenden Reben auf dem Weg zum Tor und lassen erstmals das Herz lachen.

 

Sorgt für lachende Herzen und leuchtende Augen: das Tor zum NON Openair

Sorgt für lachende Herzen und leuchtende Augen: das Tor zum NON Openair

(Bild: Stoph Ruckli)

Punkto Ausstattung und Ambiente ist wohl einzig das B-Sides-Festival vergleichbar mit dem zauberhaften Flair des Meggener Events. Laternen, Glühbirnen, eine ganz spezielle Bühne (die mit dem Funk am See geteilt wird): ein herrlicher Anblick, zu dem ein herrlicher Ausblick hinzukommt – da lohnt sich der kurze, intensive Aufstieg im Vorfeld. Gegründet wurde das Openair 2011 vom NON Kulturverein, welcher es konstant mit feinen Anpassungen weiterentwickelt hat. Nebst einem ausgiebigen kulinarischen Angebot gefällt hierbei die ebenso geschmackssichere Auswahl an Schweizer Musikformationen.

Herrlicher Ausblick nach intensivem Aufstieg

Herrlicher Ausblick nach intensivem Aufstieg

(Bild: Stoph Ruckli)

Dieses Jahr entschied man sich, den Anlass auf zwei Tage auszuweiten und – um unter anderem Querelen mit der Polizei entgegenzuwirken – eine Silent Disco, kurz, eine «Party über Kopfhörer» anzubieten. Vorneweg: Beide Konzepte gingen sehr gut auf, was gerade in ersterem Fall auch den Acts zu verdanken war. So traten am Freitag Jezebel the Man und Long Tall Jefferson auf. Erstere ist ein relativ frisches, waschechtes Rock-Trio, letzterer ein spannender Sideman (beispielsweise bei Pablo Nouvelle), studierter Gitarrist und sympathischer Schaffer, der mit seinen feinen Singer-Songwriter-Sounds in der ganzen Welt unterwegs ist.

Der Samstagabend präsentierte dann Zürcher Lokalkolorit. Nachdem die Luzerner Folk-Americana-Kapelle Maple Tree Circus stimmungsvoll eröffnete, folgten Loéfen. Loéfen erschien erstmals als ZHdK-Bachelorprojekt der Bassistin Leonie-Afra Bradatsch auf der Musiklandkarte und steht für eine Mischung aus Alternative Rock und schrägem Pop: interessant und kraftvoll, ein spannender Act. Anschliessend dann Faber, Zürcher Folkbarde der Stunde. Dieser trat zusammen mit seiner Begleitgruppe, der Goran Koc y Vocalist Orkestar Band, auf.

Faber & die Goran Koc y Vocalist Orkestar Band: ein Hit.

Faber & die Goran Koc y Vocalist Orkestar Band: ein Hit.

(Bild: Stoph Ruckli)

Julian Pollina, so Fabers richtiger Name, wurde gerade noch von «NZZ Campus» als Teil einer «neuen Elite» genannt, doch nebst dem begnadeten Reibeisen-Sänger gehören auch seine Mitmusiker zu einer Art Spitze: Diese spielen bei Panda Lux, Pirmin Baumgartner Orchester oder Faber-Vater Pippo Pollina und haben die Situation locker im Griff. Trotz aller Ungemütlichkeiten: Gleich dreimal riss dem Frontmann eine Saite und technische Probleme machten der Band ebenfalls zu schaffen. Doch man überging alles spielend, im wahrsten Sinne des Wortes. Immerhin: Der Nieselregen liess sich bei Beginn des Konzerts zum Abgang bewegen, es blieb dann trocken. Regen am NON-Samstag, ein Novum übrigens, denn die vergangenen Ausgaben schien stets die Sonne. Dieses Jahr aber stellvertretend für den wettertechnisch sehr schwachen Festivalsommer 2016. Faber liess das riesige Publikum jene Umstände immerhin während einer Stunde vergessen, die wilde Folkshow riss ein weiteres Mal mit. Ein Hit. Mindestens so heiss wie die Lagerfeuer gegen die Kälte.

Zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer inmitten guter Stimmung

Zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer inmitten guter Stimmung

(Bild: Stoph Ruckli)

«Pink-Blau-Rot und dazwischen gelber Strobo? Jemand sollte da über die Bücher.»

Die im Anschluss folgenden Friend hatten weniger leichtes Spiel. Irgendwie konnte der Draht zur Zuhörerschaft nicht so richtig gefunden werden. Frontmann Dominik Huber und seine Truppe, bestehend aus Ephrem Lüchinger (keys), Vincent Glanzmann (dr) und Luca Maria (voc), gaben sich zwar reichlich Mühe. Aber schon zu Beginn stolperte die Show aufgrund erneuter technischer Schwierigkeiten, zumal lichttechnisch der Zufallsmodus eingeschalten wurde; pink-blau-rot und dazwischen gelber Strobo? Jemand sollte da über die Bücher. Das sehr unaufmerksame Publikum tat der Band weiter Unrecht, denn die Songs des Quartetts gefielen gut. Der Zürcher Vierer liess sich aber nichts anmerken und  zog ein schönes sowie abwechslungsreiches Set für einen würdigen Schluss durch. Kleine Bemerkung am Rande: Unbedingt «Up/Beat», das Tanztheater mit Mitwirkung und Musik von Vincent Glanzmann auschecken gehen im Luzerner Theater – der Wahnsinn!

Schwerer Stand trotz gutem Sound: Friend

Schwerer Stand trotz gutem Sound: Friend

(Bild: Stoph Ruckli)

Trotz gewisser Umstände bewies das NON Openair einmal mehr, warum es weiterhin zu den besten Festivals der Zentralschweiz gehört: Gute Stimmung, ein kunterbunt durchmischtes Publikum und das ansprechende Lineup machen diesen Anlass zu einem würdigen Abschluss des Schweizer Festivalsommers. Gerne wieder im nächsten Jahr!

Stoph Ruckli

Dieser Beitrag ist in Kooperation mit Kulturteil.ch entstanden und kann auch hier gelesen werden.

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