Zur Rolle von zentral+ im «Zuger Sexskandal»
Seit Wochen beschäftigt der «Fall Spiess-Hegglin / Hürlimann» die Schweizer Öffentlichkeit. Nachdem zentral+ die ungeklärten Vorfälle an der Landammannfeier als erstes Medium publizierte, wird nun auch unsere Rolle hinterfragt. Aus welcher Quelle stammen unsere Informationen und weshalb publizierten wir den Fall? Wie in der Berichterstattung über den Fall selber scheint auch hier die Suche nach der Wahrheit den plumpen Thesen, unbelegten Aussagen und der blühenden Phantasie einzelner Autoren Platz gemacht zu haben.
Dabei beleuchtete die ursprünglich von zentral+ veröffentlichte Meldung keineswegs ein knackiges Abenteuer zweier Kantonsräte, wie es derzeit dargestellt wird. Vielmehr berichteten wir vom Verdacht eines Sexualdeliktes gegen eine Zuger Politikerin am Rande der Landamman-Feier. Selbstverständlich anonym, ohne Nennung von Namen oder Funktion der Betroffenen. Für die privaten Details war tags darauf der «Blick» besorgt. Aufgrund der publizierten Informationen ist davon auszugehen, dass das Boulevardblatt von derselben Quelle bedient wurde. Und aus einem möglichen Kriminalfall den «Zuger Sexskandal» machte.
Als die Informationen an uns herangetragen wurden, musste auch zentral+ sich der Frage stellen, wie damit umzugehen ist. Aus unserer Sicht ist das öffentliche Interesse gegeben, wenn eine Kantonsrätin am Rande eines wichtigen politischen Ereignisses mutmasslich mit K.o.-Tropfen schachmatt gesetzt wird und die Behörden in einem Sexualdelikt ermitteln. Das öffentliche Interesse erklärten wir im Zuge unserer Recherchen auch einer verzweifelten Jolanda Spiess-Hegglin, die uns inständig um Verzicht auf die Berichterstattung bat.
Wenn nun von regionalen oder nationalen Zeitungen direkt oder indirekt postuliert wird, die Geschichte sei uns durch die Zuger Kantonsrätin weitergegeben worden, so bedienen wir uns für einmal eines starken Begriffes: Bullshit. Diese These stimmt genausowenig, wie die Behauptung der «Weltwoche», dass zentral+ sich als «Gesinnungs- und Parteigenossen» von Jolanda Spiess-Hegglin verstehe. Dass man auf der Suche nach der Quelle der Geschichte mit solchen Pauschalisierungen operiert, zeigt nur den verzweifelten Versuch des SVP-Wochenblattes, in dieser unschönen Geschichte auch noch eine Rolle zu finden. Und sei es nur jene des Kolporteurs haltloser Verschwörungstheorien.
Fragt man uns hingegen, ob wir die Geschichte vor diesem Hintergrund noch einmal publizieren würden, bleibt uns nur eine Antwort: Ja. Und zwar in der Art und Weise, wie es sich für zentral+ gehört. Ohne private Details und wilde Spekulationen, sondern mit Einordnung und nach Konsultation der Beteiligten. Und wenn es sein muss auch gegen ihren Widerstand, komme der nun von links oder rechts.