Denkmalschutzfeindlich: SVP und FDP

Warum nicht gleich den Kolin-Brunnen zum Whirlpool machen?

Vor kurzem wurde im Zuger Kantonsrat eine Motion der SVP überwiesen, die den kantonalen Denkmalschutz extrem verschlanken will. Nun hat sich in der Vernehmlassung auch die FDP zu Wort gemeldet. Mit kaum nachvollziehbaren Argumenten. 

Keine Frage. Der Kanton Zug ist ein moderner Boom-Kanton, der auf Wachstum programmiert ist. Das heisst: Es braucht ständig neuen, verdichteten Wohnraum, um all den Zuzügern ein Dach überm Kopf zu bescheren. Dass sich dabei privates Eigentum prächtig vergolden lässt, indem man alte Häuser einfach abreisst und neue renditeträchtige Bauten hochzieht, ist verständlich. Und verlockend.

Doch Haus- und Wohnungsbau ist eben nicht nur eine private Angelegenheit – sondern auch eine gesellschaftliche und kulturelle. Aus diesem Grund kann man kann historisch wertvolle Häuser nicht mir nichts, dir nichts plattmachen, nur damit es in der Kasse des Eigentümers klingelt.

Zug ist schon genug wohlstandsverschandelt

Es geht dabei überhaupt nicht um eine «Ballenbergisierung» öffentlicher Räume, indem man Städte und Gemeinden womöglich zu Museen hochstilisiert. Es geht schlicht und einfach darum, dass die Öffentlichkeit ein Wörtchen mitzureden hat, wie Quartiere und Städte in Zukunft aussehen.

Ob noch so etwas wie eine Identität übrigbleibt. Und der Kanton Zug ist beileibe schon an genügend Stellen durch Verdichtungen, Hochhäuser und Betonblocks wohlstandsverschandelt. Deshalb gibt es den kantonalen Denkmalschutz – den es auch in Zukunft geben muss. Sonst wird Zug zur gesichtslosen Rendite-Wüste.

Dass die SVP in ihrer Motion und nun in der Vernehmlassung nochmals ihr ideologisches Maximal-Credo verkündet, dass «Unterschutzstellungen von Häusern gegen den Willen des Eigentümers grundsätzlich nicht mehr möglich» sein sollen – kann man nicht wirklich ernstnehmen.

Die Sache mit dem Alphorn

Weil es zum einen schon so vernunftentrückt und kulturfeindlich tönt, dass es richtig schön utopisch klingt. Ausser natürlich man kann sich dieses Mittels bedienen, wenn es um die Verhinderung eines Asylzentrums geht (zentralplus berichtete) Zum anderen ist es ja immer gerade die SVP, die nicht laut genug ins Alphorn stösst, ins traditionsgeschwängerte Sägemehl greift und an allen Orten auf schweizerische Traditionen pocht. Tradition ist eben auch die Geschichte eines Hauses. Und die existiert nicht plötzlich nicht mehr, nur weil der Eigentümer durch einen Umbau oder Abriss viel Kohle machen kann.

Beunruhigender ist da die Pseudo-Argumentation der kantonalen FDP in Zug gegen den Denkmalschutz. Sie hat offensichtlich etwas überhaupt nicht begriffen. Sie fordert, dass die Interessen des Denkmalschutzes und diejenigen des Ortsbildschutzes nicht länger vermischt werden. Der Ortsbildschutz sei ja eine gemeindliche Aufgabe, während der Denkmalschutz eine kantonale Aufgabe darstelle. So würden gerne Gebäude geschützt, so die FDP, wobei der Bausubstanz wenig Beachtung geschenkt werde.

Denkmalschutz und Ortsbildschutz gehören zusammen

Es ist doch sonnenklar, dass Ortsbildschutz und Denkmalschutz einander bedingen, um historisch Wertvolles vor der Abrissbirne zu retten. Der Ortsbildschutz kümmert sich dabei um den Charakter eines grösseren Häusergebiets wie etwa einer Altstadt oder ein Wohnquartier. Siehe beispielsweise Zuger Gartenstadt. Der Denkmalschutz versucht dann einzelne Häuser unter Schutz zu stellen.

Würde man einen Denkmalschutz ohne Ortsbildschutz propagieren, könnte man künftig nur noch freistehende Einzelgebäude schützen. Und einen Ortsbildschutz ohne Denkmalschutz geht auch nicht – will man nicht den Charakter eines historisch gewachsenen Quartiers komplett ausdünnen. Beziehungsweise ruinieren.

Verantwortungsvolle und kultivierte Eigentümer braucht Zug

Was Zug braucht, um überhaupt noch wertvolle historische Bausubstanz zu konservieren, sind keine fadenscheinigen Diskussionen um rechtliche Kompetenzen zum Denkmalschutz. Sondern ein klares Bekenntnis dafür, die immer weniger werdenden historischen Bauten im Kanton Zug zu erhalten. Sonst wird irgendwann der Kolin-Brunnen noch zum Whirlpool umgebaut.

Der Denkmalschutz versucht bereits, historische Gebäude so zu sanieren, dass sie auch modern genutzt werden können. Kultivierte und verantwortungsvolle Hauseigentümer haben das verstanden: Auch so lässt sich danach Geld verdienen.

Warum nicht gleich den Kolin-Brunnen zum Whirlpool machen?
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon