Die Spange Nord war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Unser Kommentar zur städtischen Abstimmung.
So lasset uns zurückblicken auf ein Strassenbauprojekt, das an diesem Abstimmungssonntag dorthin abberufen wurde, wo alle gescheiterten Projekte ihre letzte Ruhe finden – dem ewigen Aktenschrank.
Die Spange Nord hatte es nicht leicht in ihrem turbulenten Leben. Liebe wurde ihr nie viel entgegengebracht. Ihr Sinn und Zweck – ihre gesamte «Raison d’Être» – von Beginn an hinterfragt.
In einer Initiative forderten über 3'500 Luzerner, dass sich die Stadt mit allen Mitteln gegen die Spange Nord wehrt. Unterschriften-Rekord. Demos und Feste wurden gegen die Spange Nord organisiert. Weit verstreut sind heute noch «Spange Nord»-Plakate zu sehen. Und nun wurde die Initiative mit 73-Prozent Ja-Stimmen angenommen (zentralplus berichtete). Brutal. Dabei war sie doch dafür gedacht, das Zentrum der Stadt vom Verkehr zu entlasten. Sie wollte doch nur helfen!
Die 60er-Jahre haben angerufen, sie wollen ihre Planung zurück
Wie konnte es so weit kommen? Um Antworten zu finden, müssen wir unseren Blick auf die Strassenbaupolitik lenken, die das Schicksal der Spange Nord überhaupt erst ermöglichte. Und was wir da sehen, kann uns nicht gefallen.
Mit dem Lineal massive Verkehrsschneisen mitten durch dichtbevölkerte Wohngebiete zu ziehen, mag in chinesischen Amtsstuben noch immer «en vogue» sein. In der Schweiz begegnet man solchen Projekten aber schon seit Jahrzehnten mit Skepsis und Widerstand. Wir müssen erkennen, dass dies eine völlig antiquierte Vorstellung von Strassenbau im urbanen Gebiet ist.
Es gab durchaus eine Zeit, als Verkehrsachsen wie die Spange Nord von der Bevölkerung bejubelt wurden, der Wert der anliegenden Gebäude in die Höhe schnellte und man die Weitsicht der Verkehrsplaner hochleben liess. Diese Zeit kann man sich heute im Verkehrshaus vor Augen führen lassen.
Die Stadt ist mehr als der Schwanenplatz und der Bahnhof
Pläne, in denen das Zentrum der Stadt Luzern augenscheinlich als das Gebiet zwischen der historischen Stadtmauer und dem Pilatusplatz wahrgenommen wird – diese müssten längst eine dicke Staubschicht vorweisen.
Anders gesagt: Wer nicht begriffen hat, dass die Stadt Luzern vom Maihof bis nach Littau und vom Würzenbach bis in die Allmend reicht, lebt entweder nicht hier oder hat den Missmut der Bevölkerung bewusst in Kauf genommen. Beides wirft kein gutes Licht auf die kantonale Verkehrsplanung der vergangenen Jahre.
Unangenehme Wahrheit: Die Planung wird komplizierter
Die Grundidee der Spange Nord, den Agglomerations- und Pendlerverkehr die Stadt umfahren zu lassen, ist nach wie vor wichtig und richtig. Die unangenehme Wahrheit: Die auf dem Reissbrett vermeintlich einfachsten Lösungen sind in der Realität nicht immer valabel. Der Spange Nord ist so ein Fall.
Der Verkehr kann nicht erst irgendwo innerhalb der Stadtgrenze abgefangen und umgeleitet werden – das widerspricht dem ganzen Zweck einer Stadtumfahrung. Die Verkehrsplanung der Agglomeration und in der Luzerner Landschaft müssen ebenfalls analysiert und, wo nötig, angepasst werden.
So wollen wir einen Blick nach vorne wagen. Während sich im Hintergrund der Reisswolf an den Überresten der Spange-Nord-Pläne gütlich tut, hoffen wir, dass die geplante gesamtkantonale Mobilitätsstrategie dereinst echte Lösungen bringt. Auf dass wir nicht länger im Purgatorium des Abendverkehrs verweilen müssen als notwendig, aber auch nicht gleich ganze Quartiere den Verkehrsgöttern als Opferdarbietung vorlegen müssen.
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sandroluzern, 27.09.2020, 19:32 Uhr Ach, wenn es doch so einfach wäre…
Etwas weiter ausserhalb des Zentrums folgt der Rotsee, wo die Landschaft unter einer Tangetialen leiden würde.
Noch etwas weiter aussen müsste die Strasse dann A2 und A14 anbinden und über Ebikon und unter dem Unterlöchli hindurch bis in den Bereich Brüel geführt werden, um gewünschte Umfahrungseffekte erreichen zu können. Kosten und eingriffsmässig würde dies auf jeden Fall nicht kleiner. Ob das dann nicht weiteren Verkehr (z.B. Stau umfahren zwischen den Autobahnen) induziert sei einmal dahin gestellt.
Vielleicht ist aber die klassische Verkehrsplanung und -Nutzung (fast noch wichtiger) zu überdenken um die Kapazitätsprobleme auf den Strassen zu lösen.
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