Höchste Zeit
Vertrauen und Vertrauensverlust – wenn es Begriffe gibt, die im Zusammenhang mit der Trennung von Beat Hensler immer wieder fallen, waren es diese zwei. Dies zeigt denn auch klar, dass die Zusammenarbeit zwischen Yvonne Schärli und ihrem Polizeikommandanten in keiner Weise mehr funktionierte. Und damit eine Trennung letztlich unvermeidlich war.
Oder welcher Vorgesetzte kann es auf Dauer hinnehmen, von einem Kaderangestellten zu gravierenden Vorfällen gar nicht oder unvollständig informiert zu werden?
Schärli wollte ihrem Mitarbeitenden nach eigener Aussage aufzeigen, was für ihn der beste Weg sei. Ihrem Kommandanten gegenüber fair sein. Das ehrt sie, als Mensch und als Vorgesetzte. Gleichzeitig muss sich die Vorsteherin des Justiz- und Sicherheitsdepartementes fragen lassen, ob es nicht längst an der Zeit gewesen wäre, die Reissleine zu ziehen. Mit dem Zögern stieg nun auch der Druck auf Schärli und steigerte sich zu mehr oder weniger unverhüllten Rücktrittsforderungen. Dass diese von der SVP stammen, die den Sitz der SP im Falle von Neuwahlen nur zu gerne übernähme, macht die Absicht dabei transparent.
Das Vertrauen jedoch, das Schärli einem neuen Kommandanten entgegenbringen kann, wird nie mehr so gross sein wie in der Vergangenheit. Dafür sorgen die neuen Regelungen, die man Polizeien anderer Kantone abgeschaut hat. Eine Hypothek für die Zusammenarbeit? Keineswegs. Eine unabhängige Instanz bei Ermittlungen gegen Polizeikader, eine Polizeiinterne Beschwerdestelle, Beachtung von Straffällen vor einer Beförderung oder eine Null-Toleranz-Doktrin bei Gewalttaten gegen Wehrlose sind Standards, die längst umgesetzt gehörten. Dass dies unter Hensler nicht gelebt wurde, ist der eigentliche Skandal. Und der Schritt in die Neuzeit der Luzerner Polizei wohl das einzig Positive, das man dieser unsäglichen Affäre abgewinnen kann.