Kommentar zur Unterfeld-Abstimmung

Eine heimliche Entwicklung mit verheerenden Folgen

Das Projekt fürs Unterfeld ist gestorben, weil die Baarer Stimmbevölkerung Nein gesagt hat. Ein Grund könnten irrationale Ängste vor einer Ghettobildung an der Peripherie sein. Aber auch zu wenig konkrete Vorteile für Baar. Eine gründliche Analyse tut deshalb not.

Das Resultat der Unterfeld-Abstimmung hat alle überrascht und verblüfft. Die Stadt Zug schreibt in ihrer Pressemitteilung, sie sei von einem knappen Nein in Zug ausgegangen. Das erwartete die zentralplus-Redaktion ebenfalls.

Weshalb es nun gerade die Baarer waren, welche die Vorlage ablehnten, ist deshalb ein Rätsel. Und eine gewaltige Schlappe für alle bürgerlichen Parteien, welche im Ja-Komitee versammelt waren. Wie konnten sie die Stimmung so grundfalsch einschätzen? Und warum wurden die Bedenken nicht berücksichtigt und das Projekt «menschenfreundlicher» angepasst? Schade für die viele Arbeit von sechs Jahren.

Ein Grund für das Nein in Baar könnte an der peripheren Lage des Unterfelds liegen. Das Gebiet liegt so weit weg vom Zentrum der Gemeinde, dass es praktisch als «zugerisch» wahrgenommen wird. Was geht uns das an, könnte ein Gedanken sein.

Wenig Vorteile für Baarer

Ein weiterer Grund könnte sein, dass die Baarer Bevölkerung wenig von der Überbauung gehabt hätte. Auf Baarer Seite waren bloss 70 preisgünstige Wohnungen vorgesehen, auf Zuger Seite dagegen rund 400. Gewerberaum gibt es schon genug in Baar, und günstig wäre er auch nicht gewesen, kritisieren die Linken.

Dazu kam die klotzige Architektur mit bis zu 60 Meter hohen Hochhäusern. Der Vergleich mit einer «Banlieue», den die Kritiker vorbrachten, ist nicht abwegig. Der Mix zwischen anonymer Architektur und preisgünstigem Wohnraum könnte zeitgleich auch die Angst vor einem «Ghetto» ausgelöst haben, das vornehmlich von sozial schwachen ausländischen Einwohnern bewohnt würde.

Auf Zuger Seite hat wohl die Aussicht auf bezahlbaren Wohnraum zum knappen Ja geführt. Auch wenn hier die Hälfte der Bevölkerung ebenfalls keinen Gefallen fand an der massigen Architektur, die bisherige Massstäbe in der Stadt sprengt.

Nützlich wäre auch gewesen, wenn sich die Bauherrschaft klarer und transparenter geäussert hätte. Bei einem Projekt, bei dem nun mal verschiedene Seiten mitreden können, dürfen sich die Bauherren nicht hinter einem Komitee verstecken und nur stückchenweise Infos herausgeben. Zum Beispiel, was denn so eine tolle günstige 4,5-Zimmer-Wohnung kosten würde und wie gross ihr Grundriss wäre. Eine Identifikationsfigur bei den Eigentümern, die hinsteht und sich klar äussert, hat gefehlt.

Stimmung in Baar entging allen

In der Stadt Zug wurde viel diskutiert übers Unterfeld, nicht zuletzt, weil es in Zug ein Stadtparlament gibt. Befürworter und Gegner positionierten sich klar und erhielten die entsprechende Aufmerksamkeit aus der Bevölkerung und den Medien. Gleichzeitig entstand in Baar – unter dem Radar quasi – eine Negativstimmung, die bis am Sonntag nicht erkannt worden war. Eine Entwicklung mit verheerenden Folgen, geboren im toten Winkel der Stadt Zug.

Es wäre wünschenswert, wenn Baar und Zug eine repräsentative Befragung der Bevölkerung in Auftrag geben würden, um herauszufinden, wie dieses Resultat zustande kam. Sonst wird das Gebiet mit nichtssagender Architektur bebaut. Das wäre schade und eine vertane Chance für beide Gemeinden.

 

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