Gedanken zur Eröffnung des Konsumtempels in Ebikon

Die Mall: Ein biederer Konsumtempel mit Nebenwirkungen

Da hat jemand bereits die Schnauze voll von der Mall.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Diesen Mittwoch war es so weit – die Verantwortlichen der Mall of Switzerland eröffneten gemeinsam mit Vertretern aus der Luzerner Politik das zweitgrösste Einkaufszentrum des Landes. Das Mega-Projekt warf einen jahrelangen Schatten. Doch nach dem enormen medialen Spektakel im Vorfeld bleibt nicht viel von der Begeisterung.

450 Millionen Franken flossen in die Mall of Switzerland und gegen 1100 Stellen werden mit dem Mega-Einkaufstempel im Kanton Luzern entstehen. Dass ein glücklicher Regierungsrat Robert Küng diesen Vormittag das rote Band durchschnitt und damit den Startschuss für den erwarteten Konsumrausch gab, erstaunt da nicht. Die Öl-Gelder aus Abu Dhabi sind für die Luzerner Volkswirtschaft wichtig – auch wenn ein fahler Nachgeschmack bleibt.

Es wird wohl das letzte Einkaufszentrum dieser Art sein, das in der Schweiz entsteht. Der Trend geht in Richtung Onlinehandel, der Detailhandel steht vor grossen Herausforderungen. Zwar geben sich Investoren und Mall-Management felsenfest von ihrem Konzept überzeugt. Doch ob das Ziel von 50’000 Besuchern pro Tag je erreicht wird, steht in den Sternen.

Wie lange währt die Begeisterung?

Unterschätzen sollte man die Mall keineswegs. Der Verdrängungskampf verschärft sich, das wird auch der Detailhandel in der Luzerner Innenstadt zu spüren bekommen. Statt zu jammern, sollte man sich jedoch auf die eigenen Stärken besinnen. Und die gibt es ja mit dem Ambiente in der Stadt durchaus.

Die Nebenwirkungen der Mega-Anlage in Ebikon haben es jedoch in sich. Das beginnt bei den erwarteten und oft diskutierten Verkehrsproblemen im ohnehin staugeplagten Rontal (zentralplus berichtete). Insbesondere am Abend dürften die Autofahrer noch länger in der Kolonne stehen.

Trotz des gewaltigen medialen Brimboriums um das grösste Einkaufszentrum: Es bleibt ein Einkaufszentrum mit einem Grossteil der immer gleichen Geschäfte wie anderswo. Umrahmt von ein paar Freizeit-Angeboten und einigen Gastronomiebetrieben, die sich rund um die Welt finden lassen. Bleibt abzuwarten, ob die Luzerner auch weiterhin zu begeistern sind.

Austauschbares Konsumfest

Das Shopping-Erlebnis wirkt nach ein paar Stunden langweilig und auch ziemlich unsexy. Der bei der Eröffnung erlebte Run nach den paar Gratis-Häppli und Gutscheinen war schnell verpufft.

Die aufspielende Feldmusik und eine schiefe Alphorn-Einlage während der Eröffnungszeremonie waren das perfekte Sinnbild für das letztlich biedere und austauschbare Konsumfest. Die von der Leitung heraufbeschworene Swissness der Mall ist wenig authentisch.

Ich jedenfalls hatte nach drei Stunden im Konsum-Zirkus bereits genug. Da geniesse ich lieber die frische Luft in den Bergen oder gönne mir einen Spaziergang in der Luzerner Innenstadt. Einkaufen kann man dort auch.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Remo Peter
    Remo Peter, 09.11.2017, 20:51 Uhr

    Kommt mir vor wie die Güllener in Dürrenmatts «Besuch der alten Dame». Zitiert aus dem Tages-Anzeiger: «Mich erstaunt, dass die Herkunft des Kapitals die Bevölkerung offenbar kaum beschäftigt», meinte kürzlich Hans Moos, der frühere CVP-Gemeindepräsident von Ballwil, gleich neben Ebikon. Ausgerechnet jene Leute hätten geschwiegen, die sonst nur schon beim Anblick eines Kopftuchs in Angstschweiss ausbrechen.»

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  • Profilfoto von M. Moser
    M. Moser, 09.11.2017, 16:31 Uhr

    Bis in ein 10 Jahren steht die Mall leer. Sie wird zu einer Investitionsruine werden. Da hat wohl jemand die Zeichen der Zeit falsch gedeutet. Denn der Internethandel wird immer einen grösseren Anteil am Markt haben. Tendenz steigend! Wenn ich dann an die Mietpreise für die Geschäfte in der Mall denke, kann ich mir ungefähr vorstellen was passieren wird. Bis in 5 Jahren werden 1/3 bis 2/5 der vermietbaren Ladenlokale wieder leerstehen. Wenn in 5 Jahren dann die ersten Sanierungen der Gebäudehülle oder des Daches anstehen darf Ebikon oder der Kanton für die entstehenden Kosten geradestehen… Wie das Theater weitergeht erleben die Luzerner im Moment mit dem KKL… Da steigt der Unterhaltsbeitrag der Stadt Luzern auch immer an.

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