Rückgang zahlreicher Vogelarten im Kanton Zug

Der Kiebitz ist vom Aussterben bedroht

Die Bestände der Brutvögel der Moore sind im Kanton Zug in den letzten Jahren markant zurückgegangen. Der Kiebitz beispielsweise ist vom Aussterben bedroht.

(Bild: © Rolf Nussbaumer / Rolfnp.com)

Der Bestand der Brutvögel in den kantonalen Waldnaturschutzgebieten ist je nach Habitat rückläufig, steigend oder stabil. Die Vögel der Laubwälder haben sich vermutlich dank der Erhöhung des Laubholzanteils positiv entwickelt. Die Vögel der Nadelwälder zeigen jedoch eine mehrheitlich negative Entwicklung. Am meisten unter Druck gekommen sind die Vögel der Moore.

Eine erste Erhebung des Brutvogelbestandes fand zwischen 1979 und 1983 statt, eine zweite zwischen 2008 und 2016 durch den Oberägerer Ornithologen Sales Nussbaumer. Der Vergleich der Daten aus diesen zwei Zeitperioden erlaubt nun Aussagen über den ökologischen Wert und die Entwicklungsmöglichkeiten des Brutvogelbestandes in den 26 kantonalen Waldnaturschutzgebieten. Insgesamt wurden gut 100 brütende Vogelarten festgestellt. 53 Arten sind national oder für den Kanton Zug von besonderer Bedeutung. Letztere waren denn auch für die Vergleiche  relevant, die im Bericht «Die Brutvögel in den Waldnaturschutzgebieten des Kantons Zug und ihre Bestandesänderungen zwischen 1979 und 2016» des Amts für Wald und Wild (AFW) publiziert sind.

Laubvögel profitieren von Laubholzförderung

Die systematische Auswertung durch den Unterägerer Biologen Ruedi Hess hat Folgendes ergeben: Von den 53 Ziel- und Leitarten nahmen 27 in ihrem Bestand ab oder konnten nicht mehr festgestellt werden, 15 nahmen zu oder wurden neu festgestellt, 11 hielten sich stabil. Je nach Lebensraum zeigen sich jedoch beträchtliche Unterschiede. Die Vögel der Laubwälder – so etwa die Schwanzmeise und die Gartengrasmücke – sind die einzige Gilde mit einer positiven Bestandesentwicklung.

Sie profitieren vermutlich von der systematischen Laubholzförderung in den Zuger Wäldern. Die Arten der Nadelwälder hingegen – so etwa Haselhuhn und Waldschnepfe –  zeigen mehrheitlich negative Entwicklungen, was auf die Verdunkelung der Wälder zurückzuführen sein könnte. Die Arten der Moore, wozu der Kiebitz und die Feldlerche zählen, sind am meisten unter Druck geraten. Besonders stark rückläufig sind auch die Bestände der bodenbrütenden Arten. Dies ist vermutlich auf die starke Präsenz ihrer Feinde wie Füchse, Katzen und Rabenvögel sowie auf die Bewirtschaftung und Störungen durch den Menschen zurückzuführen.

Tiere reagieren auf veränderten Lebensraum

Der Rückgang vieler Vogelarten erstaunt insofern, als die meisten Moore im Kanton Zug seit mehr als 30 Jahren geschützt sind, Wald und Moore naturnah bewirtschaftet werden und ökologisch wertvolle Gebiete aufgewertet wurden. «Man muss deshalb davon ausgehen, dass die Gründe für den Rückgang in früheren Zeiten liegen und die Brutvögel mit einer zeitlichen Verzögerung auf die Veränderung ihres Lebensraumes reagierten», sagt Martin Ziegler, Abteilungsleiter Schutzwald und Waldnaturschutz im AFW.

So wurde beispielsweise die Moorfläche in der Schweiz in den letzten 150 Jahren um rund 90 % reduziert. Die lichten Wälder verdunkelten sich mit der Einführung des Forstpolizeigesetztes von 1876 und die Intensivierung der Landwirtschaft führte zu wenig strukturierten Landschaften. Die anfangs der 1980er-Jahre noch festgestellten Arten waren bereits reduziert. Es handelte sich nicht mehr um langfristig überlebensfähige Populationen. Mittlerweile ist auch die Klimaveränderung ein wirkungsvoller Treiber der Bestandesentwicklung von Vogelarten. So verringert sich beispielsweise der Lebensraum der Ringdrossel aufgrund der steigenden Temperaturen.

Konsequente Sicherung bestehender Naturschutzgebiete

Arten, die markante Bestandesabnahmen aufweisen und nur noch in kleinen Restbeständen vorkommen, sind innerhalb der geschützten Gebiete allein nicht förderbar, weil diese zu klein sind. Anderseits können die Ursachen für die Bestandesrückgänge auch ausserhalb der geschützten Gebiete liegen, beispielsweise in der fehlenden Zuwanderung aus Gebieten, die früher Populationsüberschüsse aufwiesen. «Eine erhebliche Ausdehnung der Naturschutzgebiete bzw. der naturschutz-spezifischen Nutzung, wie sie für den Erhalt der einstigen Biodiversität nötig wäre, ist kaum mehr möglich», bilanziert Regierungsrätin Manuela Weichelt. «Um weitere Verluste zu vermeiden, hat darum die konsequente Sicherung und Pflege der bestehenden Naturschutzgebiete oberste Priorität.»

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