Ständeratswahl: CVP und FDP liegen vorne

Der grosse Tag des Damian Müller

Damian Müller (links) geniesst es, im Mittelpunkt zu stehen, und lässt sich im Regierungsratssaal feiern. (Bild: Manuel Burkhard)

Geschafft hat es im ersten Wahlgang keiner der Luzerner Ständeratskandidaten, auch der bisherige Konrad Graber nicht. Überraschend stark abgeschnitten hat der 30-jährige FDP-Kandidat Damian Müller. Es wird gemunkelt, dass die SVP im zweiten Wahlgang ihre Kandidatin Yvette Estermann zurückzieht und dafür Müller unterstützt. Doch Estermann sieht das anders. Und auch die SP ist noch im Spiel.

Konrad Graber von der CVP hat wie erwartet am besten abgeschnitten, das absolute Mehr aber dennoch verpasst. An zweiter Stelle hat sich der FDP-Kandidat Damian Müller positioniert. Prisca Birrer-Heimo von der SP und Yvette Estermann (SVP) kamen fast auf die gleiche Anzahl stimmen, sind aber beide klar hinter Müller zurück (siehe Grafik).

Müller bedankt sich – per Medienmitteilung

Der FDP-Kandidat aus dem Luzerner Seetal zeigte sich erwartungsgemäss hocherfreut über den Ausgang der Wahl, glänzte am Sonntag im Regierungsgebäude zunächst mit Abwesenheit. Und liess per Mail verlauten: «Ich bin überglücklich, dass ich das Vertrauen von so vielen Luzernerinnen und Luzernern erhalten habe.» Er bedanke sich ganz herzlich bei den Wählerinnen und Wählern für die grossartige Unterstützung. Das Resultat zeige, dass die Stimmberechtigten weiterhin eine bürgerliche Doppelvertretung im Ständerat wollen. «Mit dem sehr guten Resultat ist die Ausgangslage hervorragend, dass die FDP den Ständeratssitz, welchen die Partei seit 60 Jahre innehat, verteidigen kann.»

Und dann, kurz vor 17 Uhr, tauchte er dann doch noch auf im Regierungsgebäude in Luzern: Die Hundertschaft an Journalisten, Politikern und Zuschauern wurde plötzlich still. Dann erhielt der junge Seetaler spontan Applaus – obwohl noch nicht definitiv gewählt, scheint der FDP-Kandidat bereits ein Polit-Star zu sein.

«Ich wollte den Sitz unbedingt verteidigen.»

Damian Müller, FDP-Ständeratskandidat

Ein staatsmännischer Gewinner

Zur Wahl gratulieren lassen wollte sich Müller noch nicht. «Erst am Donnerstagmittag wird entschieden, wie es bei der FDP bezüglich dem zweiten Wahlgang weitergeht.» Allerdings ist der Fall klar: Müller wird antreten – und neben Konrad Graber zum Ständerat gewählt. Müller bedankte sich schon fast staatsmännisch bei allen, die ihm in seinem aufwändigen (und kostspieligen) Wahlkampf zur Seite gestanden sind. «Ich wollte den Sitz unbedingt verteidigen.»

 

Endresultate Ständeratswahlkampf

Endresultate Ständeratswahlkampf

Der Politexperte Oliver Dolder zum Wahlausgang: «Dass Damian Müller so gut abschneidet, konnte man so nicht erwarten. Die Frage war, ob die Wähler eher Angst haben vor einem jungen, relativ unerfahrenen Kandidaten, oder ob sie trotzdem, quasi aus Prinzip, auf die FDP setzen. Offenbar ist Letzteres ausschlaggebend. Hinzu kommt, dass der äusserst aktive Wahlkampf von Müller offenbar gewirkt hat. Seine Auftritte haben auf viele Leute überzeugend gewirkt. Geholfen hat ihm sicher auch, dass er zusammen mit Konrad Graber auf einer Liste gestanden hat.»

«Das Resultat ist es Beweis dafür, dass die Partei geschlossen hinter Damian Müller gestanden hat.»

Peter Schilliger, FDP-Kantonalpräsident

Euphorische FDP

Die FDP zeigt sich über das Resultat Müllers erfreut, wie Kantonalpräsident Peter Schilliger sagt: «Das Resultat ist ausgezeichnet, Müller ist klar auf Platz zwei und der Abstand zu Graber ist relativ klein. Das zeigt, dass er einen guten Wahlkampf geführt hat. Zudem ist es Beweis dafür, dass die Partei geschlossen hinter ihm gestanden hat.»

Peter Schilliger, Präsident FDP Luzern, im Foyer des Luzerner Regierungsratsgebäudes.

Peter Schilliger, Präsident FDP Luzern, im Foyer des Luzerner Regierungsratsgebäudes.

(Bild: Manuel Burkhard)

Bezüglich dem zweiten Wahlgang äussert sich Schilliger noch vorsichtig, gibt aber dennoch schon einiges Preis: «Die SVP hat bei der Regierungsratswahl von Paul Winiker im Frühling auf unsere Unterstützung zählen können, zudem wird sie wohl einen dritten Nationalratssitz dazugewinnen. Insofern wäre es angemessen, dass die SVP nun im zweiten Durchgang Yvette Estermann rausnimmt und dafür unseren Mann unterstützt.»

«Am Ende des Tages ist es vor allem wichtig, dass ein bürgerlicher Kandidat ins Stöckli kommt.»

Franz Grüter, SVP-Kantonalpräsident

SVP: Unterstützt sie nun die FDP?

SVP-Kantonalpräsident Franz Grüter will sich zwar noch nicht in die Karten blicken lassen, gibt aber immerhin zu: «Am Ende des Tages ist es vor allem wichtig, dass ein bürgerlicher Kandidat ins Stöckli kommt.» Das deutet darauf hin, dass die SVP möglicherweise Yvette Estermann zurückzieht und für den zweiten Wahlgang die FDP unterstützt.

SVP-Nationalratskandidat Franz Grüter (Mitte) studiert die Wahlergebnisse.

SVP-Nationalratskandidat Franz Grüter (Mitte) studiert die Wahlergebnisse.

(Bild: Manuel Burkhard)

Estermann will antreten

Doch Yvette Estermann sieht das ein bisschen anders. Gut 37’000 Stimmen machte die SVP-Kandidatin aus Kriens und landete damit auf dem vierten Platz. «Ich bin zufrieden mit dem Resultat», gab Estermann zu Protokoll. Immerhin habe sie besser abgeschnitten als der SVP-Kandidat vor vier Jahren. Allerdings machte sie nur gerade 2’000 Stimmen mehr als Fredy Zwimpfer bei den Wahlen 2011. Dass sie hinter der SP klassiert ist, stört sie nicht. «Es war immer klar, dass ich Aussenseiterin bin.» Dennoch gibt sich Estermann kampfesmutig für den zweiten Wahlgang vom 15. November: «Ja, ich werde wieder antreten.»

SVP-Ständeratskandidatin Yvette Estermann wusste beim Betreten des Regierungsratsgebäudes das eigene Resultat noch nicht.

SVP-Ständeratskandidatin Yvette Estermann wusste beim Betreten des Regierungsratsgebäudes das eigene Resultat noch nicht.

(Bild: Manuel Burkhard)

SP hätte Lust auf zweiten Wahlgang, aber …

Die Rothenburger SP-Nationalrätin und Ständeratskandidatin Prisca Birrer-Heimo erzielte dank den Stimmen aus der Stadt überraschend ein knapp noch besseres Ergebnis als Yvette Estermann von der SVP. Mit 35’000 Stimmen wäre Birrer-Heimo zufrieden gewesen, sagte sie noch Anfang Nachmittag zu zentral+. Schlussendlich erzielte sie 37’241 Stimmen. «Dieses sehr gute Resultat freut mich ausgesprochen. Es zeigt, dass ich weit über das linke Spektrum hinaus Stimmen holen konnte.»

Prisca Birrer-Heimo erzielte mit 37'241 Stimmen das drittbeste Resultat.

Prisca Birrer-Heimo erzielte mit 37’241 Stimmen das drittbeste Resultat.

(Bild: Manuel Burkhard)

Ob dieses gute Ergebnis aber gut genug ist, um im zweiten Wahlgang vom 15. November anzutreten, lässt die Konsumentenschützerin offen. Klar ist: Hätte CVP-Ständerat Konrad Graber im ersten Anlauf seine Wiederwahl geschafft, wäre die Ausgangslage für die SP eine viel bessere. Denn dann hätte Birrer-Heimo darauf hoffen können, im zweiten Wahlgang Stimmen des gesamten Mitte-Links-Spektrums einheimsen zu können, also Teile der CVP, GLP, Grüne, SP. «Wir besprechen die Situation nun, und am Dienstag entscheidet die Delegiertenversammlung», sagt Birrer-Heimo.

«Das beste Resultat, das wir je an einer Ständeratswahl in Luzern erreicht haben.»

David Roth, SP-Kantonalpräsident

David Roth: Historisches Resultat

SP-Kantonalpräsident David Roth war voll des Lobes über das Abschneiden von Prisca Birrer-Heimo: «Das beste Resultat, das wir je an einer Ständeratswahl in Luzern erreicht haben.» Dennoch stellt sich die Frage, ob es Sinn macht, am zweiten Wahlgang nochmals anzutreten – zu klein ist die Chance auf eine Wahl der SP. Roth verweist darauf, dass das Szenario erst noch in der Parteileitung besprochen werden muss, lässt aber durchblicken, dass man dennoch antreten möchte. «Wahrscheinlich werden die Grünen und die GLP sich zurückziehen, damit ist die Verzettelung auf der linken Seite weniger gross.» Das wiederum könnte den Sozialdemokraten noch mehr Stimmen bringen.

«Ich habe ein leichtes Sweet&Sour-Gefühl.»

Konrad Graber, CVP-Ständeratskandidat

CVP: Das Sahnehäubchen fehlte

«Titelverteidiger» Konrad Graber (CVP) hat das absolute Mehr für die Wiederwahl in den Ständerat mit 64’577 Stimmen nur knapp verpasst. Rund 1700 Stimmen fehlten ihm am Schluss – was für ein bisschen Enttäuschung sorgte: «Am Nachmittag, so um 14 Uhr, habe ich noch gehofft, es im ersten Wahlgang zu schaffen. Als dann nur noch die Stadt Luzern nicht ausgezählt war, war mir aber klar, dass es nicht reichen wird. Ich habe deshalb ein leichtes Sweet&Sour-Gefühl», sagt Graber und lacht. Für den zweiten Wahlgang gibt er sich wohl völlig zurecht zuversichtlich und gelassen. «Das kommt gut», sagt Graber und widmet sich geduldig dem nächsten Journalisten.

Kantonalpräsident Pirmin Jung zeigte sich über das Abschneiden von Konrad Graber erfreut: «Das Resultat deutet darauf hin, dass wir gute Arbeit geleistet haben.» Ist er nicht enttäuscht, dass der erfahrene und unumstrittene CVP-Mann das absolute Mehr verpasst hat? «Natürlich wäre eine Wahl im ersten Durchgang das Sahnehäubchen gewesen», gibt er zu. Vor vier Jahren seien es 500 fehlende Stimmen gewesen, «jetzt sind es 1’700. Ich denke, dass die Konkurrenz diesmal noch stärker war.»

Die CVP wird dem zweiten Wahlgang entspannt entgegenblicken können, Graber dürfte so gut wie gewählt sein. «Wir werden wohl mit der FDP den Rank finden», so Jung. Er gehe davon aus, dass die beiden Parteien eine gemeinsame Liste machen werden.

Impressionen vom Wahlsonntag im Luzerner Regierungsgebäude:

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