Analyse zu den Gemeinderatswahlen in Cham

Der Freisinnige Arno Grüter gilt als Favorit für freien Sitz

Die Chamer Exekutive: Gemeindepräsident Georges Helfenstein von der CVP (2. v. r.), Christine Blättler-Müller (CVP) und Rolf Ineichen (2.v.l.) SVP wollen weiter machen. Beat Schilter (links) und Markus Baumann hören auf.

(Bild: zvg)

Cham hat sich gemausert in den letzten Jahren, die Entwicklung des Papieri-Areals wird der Ennetseestadt weiteren Schub verleihen. Bei der Gemeinderatswahl scheint es neben den bisherigen Kandidaten mit Arno Grüter einen Favoriten zu geben – spannend könnte es dagegen beim fünften Sitz werden.

Eigentlich geht es nur um zwei Gemeinderatssitze, die bei der Wahl am 7. Oktober zu vergeben sind. Denn die amtierenden Räte – Gemeindepräsident Georges Helfenstein (CVP), Sozialvorsteherin Christine Blättler-Müller (CVP) und Bauchef Rolf Ineichen (SVP) – werden mit grosser Wahrscheinlichkeit wiedergewählt. Beat Schilter (parteilos) und Markus Baumann (FDP) treten nicht mehr zur Wahl an.

Bleiben also zwei Sitze übrig, um die sich vier Kandidaten streiten: Arno Grüter (FDP), Roman Ambühl (Krifo), Klaus Soltermann (GLP) und Alaj Drin (SP). Auffallend dabei ist auf den ersten Blick: Keine weitere Frau schickt sich in Cham an, in den Gemeinderat gewählt werden zu wollen.

Arno Grüter ist der grosse Favorit

Auf den zweiten Blick scheint klar, wer der grosse Favorit unter den vier Männern ist. Wer sich in Cham umhört, der bekommt sofort einen Namen präsentiert: Arno Grüter. «Grüter ist gesetzt», lautet sogar die Message.

Der 42-jährige Freisinnige ist seit 2013 Präsident der Chamer FDP. Er ist studierter Betriebswirtschafter und Finanzexperte: Seit 2016 arbeitet er als Kundenbetreuer bei Swiss Rock Asset Management in Zürich. Der gebürtige Willisauer gibt sich ein dynamisches Image mit opulenter Homepage und will die «tolle Gemeinde Cham für die Zukunft fit machen». Er kann auf viele bürgerliche Stimmen bauen.

Kopf einer Schlankheitskampagne

Selbst gilt der dreifache Familienvater Grüter, der in vielen Vereinen Mitglied ist, als sehr fitter Zeitgenosse. Figurierte er doch vor zwei Jahren wochenlang in der Online-Werbung der Schlankheitskampagne «balance.ch», bei der er in 16 Wochen 16 Kilogramm abspeckte.

Gilt als «gesetzt» für einen der frei werdenden Sitze im Chamer Gemeinderat: Arno Grüter von der FDP.

Gilt als «gesetzt» für einen der frei werdenden Sitze im Chamer Gemeinderat: Arno Grüter von der FDP.

(Bild: zvg)

Wie diszipliniert er dabei gegenüber sich selbst sein kann, beweist die Tatsache, dass der ehrgeizige Politiker sich ganze vier «M&Ms» als Belohnung für den täglichen Kalorienverzicht gönnte. Politisch gescheitert ist Grüter bisher allerdings bei seiner Nationalratskandidatur 2015.

Es könnte einen zweiten Wahlgang geben

Bleibt also noch ein Sitz zu vergeben für den Gemeinderat. Chamer Polit-Insider gehen davon aus, dass es durchaus zu einem zweiten Wahlgang kommen könnte, weil die drei Kandidaten jeweils nicht das nötige absolute Mehr von zehn Prozent der abgegebenen Stimmen erreichen könnten.

Dabei ist Claus Soltermann, seit 2015 für die Grünliberalen im Zuger Kantonsrat, durchaus kein Unbekannter. Der 63-jährige IT-Projektleiter holte bei den letzten Gemeinderatswahlen in Cham sogar mehr Stimmen als Ex-Bauchef Charles Meyer vom Kritischen Forum (Krifo) – Letzterer wollte bekanntlich Gemeindepräsident werden.

Ein Theologe und Care-Team-Manager ist auch im Rennen

Auch Roman Ambühl vom Krifo Alternative Cham kennen viele in Cham. Der 47-jährige Theologe ist seit Jahrzehnten gut vernetzt und engagiert. Als Kind war er schon im Turnverein Cham – dem grössten Sportverein in Zug –, in der Jugend engagierte er sich in der Pfarrei Cham.

«Es ist befriedigend, wenn man helfen kann»: Roman Ambühl ist Leiter des Zuger Care Teams.

«Es ist befriedigend, wenn man helfen kann»: Roman Ambühl ist Leiter des Zuger Care-Teams.

(Bild: zvg)

Der Vater zweier Töchter arbeitet als Pastoralassistent in der Pfarrei St. Johannes in Zug. Er ist ökumenisch orientiert und ist auch Leiter des Care-Teams im Kanton Zug. Krisenkompetenz scheint prinzipiell ja keine schlechte Voraussetzung für die Arbeit im Gemeinderat. Aber reichen diese Voraussetzungen, um genügend Stimmen auf sich zu vereinen?

SP präsentiert einen ganz jungen Kandidaten

Noch unbekannter als Soltermann und Ambühl ist Alaj Drin. Der Gemeinderatskandidat der Sozialdemokraten ist mit 28 Jahren der jüngste aller Bewerber. Er hat Politikwissenschaften und Recht an der Universität Zürich studiert und ist Mitglied der Chamer Planungskommission. Gleichzeitig ist er Co-Präsident der SP in Cham.

Allerdings ist es auch nicht gesichert, dass einer dieser Kandidaten im zweiten Wahlgang erfolgreich sein wird. Denn dann können die anderen Parteien neue Kandidaten nominieren. In Cham fragt sich mancher sowieso, weshalb CVP und SVP nicht von vorneherein weitere Kandidaten für die Wahl nominiert haben. Befürchten Rolf Ineichen, Georges Helfenstein und Christine Blättler-Müller eigene Stimmverluste?

«Das sehe ich nicht als Demokratiedefizit.»

Beat Schilter, scheidender Bildungsvorsteher

Die andere Frage, die sich hin und wieder für Gemeindeversammlungsbesucher in Cham stellt, ist, ob die neue Legislatur ähnlich vorhersehbar wird wie die letzte. Denn alle Traktanden wurden angenommen – trotz manch emotionaler und hitziger Diskussion. 

«Das sehe ich nicht als Demokratiedefizit», sagt der scheidende parteilose Gemeinderat Beat Schilter gegenüber zentralplus. Denn in Diskussionen könnten Gemeindemitglieder auch viel über die einzelnen Themen erfahren, argumentiert er. Ausserdem sei gemeinderatsintern nicht immer alles so harmonisch abgehandelt worden.

Baumann: «Noch bessere Zusammenarbeit im Gremium»

«Jeder Gemeinderat ist aufgrund seiner personellen Zusammensetzung anders», sagt der Bildungsvorsteher, der auch die Zusammenarbeit in den vergangenen Gemeinderäten kennt.

Und Markus Baumann, der als Verkehrs- und Sicherheitschef ebenfalls abtritt, ist sogar voll des Lobes über die vergangene Legislatur: «Wir haben noch besser zusammengearbeitet als im letzten Gemeinderat.»

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