Gibt es grünes Licht von den Behörden?

Der FCL will nächste Saison mit allen Abo-Besitzern im Stadion starten

Ohne Zuschauereinnahmen in der nächsten Saison werden nicht nur über der Swissporarena schnell dunkle Wolken aufziehen. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Die Heimspiele vor 1'000 Zuschauern haben den FCL zur Überzeugung gebracht: Man könnte nächste Saison problemlos sechsmal mehr Leute ins Stadion lassen. Dafür setzen sich die Luzerner ein – sie sind dringend auf Einnahmen angewiesen.

6'100 Saisonabo-Besitzer weist der FC Luzern für die laufende Saison aus (zentralplus berichtete). Und er würde es als Erfolg werten, wenn er diese Anzahl auch für die am Wochenende des 12./13. September beginnende Meisterschaft 2020/2021 erreichte. Der Abo-Verkauf sei sehr gut angelaufen, heisst es beim FC Luzern, der am Sonntag mit dem letzten Aufgebot zum drittletzten Meisterschaftsspiel auswärts gegen die Young Boys reisen wird (zentralplus berichtete).

Die Verantwortlichen verfolgen den Plan, nächste Saison zumindest allen Abo-Besitzern den Zutritt zur Swissporarena zu gewähren. Sie lehnen sich damit an ein Konzept der Schweizer Eishockey-Liga an. Dieses nennt sich gemäss «watson» salopp «60-Prozent-Formel» und besagt, dass nächste Saison so viele Leute an einem Heimspiel zugelassen sind, dass die Anzahl 60 Prozent der maximalen Auslastung entspricht.

Voraussetzungen im Hockey-Sicherheitskonzept sind ausschliesslich Sitzplätze im Stadion, personalisierte Tickets, Maskenpflicht, Unterteilung in autonome Sektoren mit eigenen Verpflegungsmöglichkeiten und sanitären Anlagen sowie keine Gästefans.

Austausch mit dem EV Zug

Was das in der Umsetzung konkret bedeutet, hat FCL-Stadionmanager Daniel Böbner jüngst beim EV Zug erfragt. «Mich hat vor allem interessiert, was im Gastro- und Public-Bereich möglich ist», erzählt er.

«Für Zuschauer, die kein Handy besitzen, muss noch eine individuelle Lösung gefunden werden.»

FCL-Stadionmanager Daniel Böbner

Herausgefunden hat er, dass man sich stark am Sicherheitskonzept von «Gastrosuisse» orientiert. «Das bedeutet Distanzhalten und Plexiglas-Scheiben bei den Buffets in der Restauration», so Daniel Böbner. Und es bedeutet auch, dass die Business-Lounge in der Swissporarena in verschiedene Sektoren zu je 100 Personen unterteilt werden müsste. Aber das sei ja problemlos machbar, merkt der Luzerner Stadionmanager an.

Digitale Plattform für Contact Tracing

In Bezug auf die maximale Auslastung der Swissporarena mit ausschliesslich Sitzplätzen (fast 15'000) bedeuteten die rund 6'000 Abocard-Besitzer des FCL rund 40 Prozent. Böbner sagt: «Über die Liga versuchen wir, dem Bundesamt für Gesundheit aufzuzeigen, dass wir die Stadionkapazität haben, um die Abo-Besitzer in unterschiedlichen Sektoren und unter Einhaltung des aktuell geltenden Sicherheitskonzepts und des Contact Tracings unterbringen zu können. Zudem sind die Leute bei uns im Vergleich zu einem Eishockey-Stadion an der freien Luft.»

Dazu muss man wissen: Schon heute sind die 1'000 zugelassenen Zuschauer beim Eintritt ins Stadion dazu verpflichtet, eine Maske zu tragen und ihre Kontaktdaten mit Angaben zu ihrem aktuellen Gesundheitszustand zu hinterlassen. Auch beim Gang zum WC oder Verpflegungsstand herrscht Maskenpflicht. Und Gästefans sind nicht zugelassen.

Sind in absehbarer Zeit wieder mehrere tausend Zuschauer im Stadion zugelassen, wird das Contact Tracing über eine digitale Plattform vollzogen. «Da gibt es Angebote, die sich sofort umsetzen lassen. Für Zuschauer, die kein Handy besitzen, muss noch eine individuelle Lösung gefunden werden», sagt Böbner.

Böbner: Liga-Führung bemüht sich aktiv

Auch mit dem Luzerner Kantonsarzt hat er sich bereits getroffen. «Ich habe ihm aufgezeigt, wie unser Stadionbetrieb funktioniert. Es waren gute Gespräche und das Verständnis für uns scheint jetzt vorhanden zu sein», sagt Böbner.

«Ich sehe eine politische Schwierigkeit, dies durchsetzen zu können.»

Auch die Führung der Super League scheint aktiv darum bemüht zu sein, das Bedürfnis der Klubs, so schnell wie möglich wieder Einnahmen generieren zu können, tatkräftig zu unterstützen. Böbner sagt: «Mit der Bundesliga und dem Schweizer Eishockey ist ein intensiver Austausch im Gang mit dem Ziel, unseren Entscheidungsträgern ein Schutzkonzept, das allen Anspruchsgruppen in der Corona-Krise Rechnung trägt, vorlegen zu können.»

Vorzeichen nicht «sehr ermutigend»

Am 12. August wird sich der Bundesrat zum nächsten Mal gemeinsam beraten. Laut Ankündigung der Liga erwartet Böbner zwei Tage später den Entscheid, wie die Marschrichtung für nächste Saison aussehen wird.

Die Vorzeichen, dass den Anstrengungen im Schweizer Fussball grünes Licht gegeben wird, wertet selbst der FCL-Stadionmanager als nicht «sehr ermutigend».

Zum einen deshalb, weil der Kanton Luzern vor Kurzem die maximale Anzahl Personen in Restaurationsbetrieben und Clubs auf 100 reduziert hat. Und zum andern deshalb, weil «Ferien im Ausland und die Rückkehr zu den gewohnten Freizeitaktivitäten wieder mehr Infektionen auslösen könnten», so Böbner.

Und nicht zuletzt: Warum sollte der bezahlte Profi-Sport im Fussball und Eishockey eine Sonderbehandlung gegenüber allen anderen Veranstaltern bekommen? Böbner sieht eine «politische Schwierigkeit, dies durchsetzen zu können.»

Im Vergleich zum Eishockey kann der Fussball den Saisonstart nicht nach hinten verschieben wegen der internationalen Termine des europäischen Fussballverbandes Uefa. Und am Ende der nächsten Saison wird die auf 2021 verschobene EM durchgeführt.

In gut zwei Wochen werden wir mehr wissen.

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