Neu soll ein Sportausschuss richten

Der FCL trägt den Sportchef zu Grabe

Die FCL-Fans können sich dank der guten Leistung des Teams auch mit einem Sportausschuss anfreunden. Auch wenn man ihnen das nicht auf den ersten Blick ansieht. (Bild: meienberger-photo.ch)

Alex Frei und Rolf Fringer waren zu viel für den FCL. Der Verein will keinen neuen Sportchef mehr, sondern setzt neu auf einen Sportausschuss. Auch um Geld zu sparen?

Heinz Hermann, Alex Frei, Rolf Fringer: Die Ära der FCL-Sportchefs geht zu Ende. Nachdem sich keiner dieser drei Exfussballer länger im Sattel halten konnte und es bei Frei und Fringers Abgängen zu unschönen Szenen kam, setzt der FC Luzern nun auf eine andere Variante. Eine, die noch bis vor kurzem kein Thema war, weil man lange verkündete, einen Fringer-Nachfolger suchen zu wollen. Doch damit ist Schluss, wie seit diesem Freitag bekannt ist.

Neu sieht es so aus: Anstelle eines allein verantwortlichen Sportchefs setzt der FC Luzern auf einen siebenköpfigen Sportausschuss. Diesem gehören unter anderem an: Präsident Ruedi Stäger, Cheftrainer Markus Babbel, Chef-Scout Remo Gaugler und Nachwuchschef Genesio Colatrella. Dieses Viererteam hat bereits in letzter Zeit zusammen gearbeitet. «Diese Form hat sich in den letzten Monaten sehr bewährt», sagt der geschäftsführende Präsident Ruedi Stäger. Neu hinzu kommen Co-Trainer Patrick Rahmen, VR-Delegierter Marco Sieber sowie Finanzchef Sandro Wyss, wie die NLZ schreibt.

FCL-Videoanalyst Michael Silberbauer (links) und Remo Gaugler am Fachsimpeln.

FCL-Videoanalyst Michael Silberbauer (links) und Remo Gaugler am Fachsimpeln.

(Bild: meienberger-photo.ch)

Woher der Sinneswandel? Stäger hat dafür eine recht einleuchtende Erklärung: «Die hervorragende Zusammenarbeit und die Bündelung verschiedener Kompetenzen erwies sich als grosses Plus bei den Transfers, insbesondere bei der Verpflichtung der drei neuen Spieler Michi Frey, Markus Neumayr und Christian Schneuwly sowie beim Engagement des Trainerassistenten Patrick Rahmen.»

Genesio Colatrella (Technischer Leiter Nachwuchs, FC Luzern) ist Mitglied des Sportausschusses.

Genesio Colatrella (Technischer Leiter Nachwuchs, FC Luzern) ist Mitglied des Sportausschusses.

(Bild: meienberger-photo.ch)

Fringers Attacke lief ins Leere

Frey, Neumayr und Schneuwly haben sich tatsächlich als wichtige Stützen für den FCL etabliert, auch wenn es bei Einzelnen etwas länger gedauert hat als erwartet. Mit Frey allerdings dürften die Luzerner für die nächste Saison kaum rechnen, er wird wohl zu Lille (FR) zurückkehren. Dass Patrick Rahmen einen guten Job leistet, ist auch nicht aus der Luft gegriffen. Kurz nachdem er Ende Februar von Biel nach Luzern gestossen war, fasste sich die Mannschaft nach dem himmeltraurigen Rückrundenstart wieder und kann wieder auf einen Platz unter den ersten vier hoffen.

Anfang Jahr frotzelte der freigestellte Sportchef Rolf Fringer, dass der später ebenfalls freigestellte Assistenztrainer Roland Vrabec für 80 Prozent des FCL-Erfolges (in der Vorrunde) verantwortlich gewesen sei – ein heftiger Tritt ans Schienbein von Chef-Coach Markus Babbel. Nun scheinen Babbel und Rahmen bestens zu funktionieren. Entweder, weil nun Rahmen 80 Prozent des Erfolgs ausmacht, oder – wohl realistischer –, weil Fringers Aussage ein Akt der Rache dargestellt hatte und er damit falsch lag.

Haben sich gefunden: Trainer Markus Babbel (links) und Assistent Patrick Rahmen.

Haben sich gefunden: Trainer Markus Babbel (links) und Assistent Patrick Rahmen.

(Bild: meienberger-photo.ch)

Chef-Scout ist auch Sportkoordinator

Der Sportausschuss ist für die Personalplanung der 1. Mannschaft und des Staff sowie für die Transfers zuständig. Der bisherige Chef-Scout, Remo Gaugler, übernimmt neu die Funktion eines Sportkoordinators.

Gaugler ist für die langfristige sportliche Entwicklung, das Scouting und das Talentmanagement zuständig. «Er koordiniert sämtliche Prozesse im Sportbereich», hält Ruedi Stäger fest. Die wesentlichen personellen Entscheide werden laut Stäger aber vom ganzen Team gefällt.

Für den Präsidenten hat diese Organisationsform gegenüber einer Ein-Mann-Lösung wesentliche Vorteile: «Der bei uns jetzt schon bestens gelebte Teamansatz wird weiter verstärkt», so Stäger. Das ist aber nicht alles: «Mit dieser Aufteilung auf mehrere Fachleute können wir in unserem Sportausschuss von sehr viel Kompetenz und Know-how profitieren. Und statt wie bei einer Ein-Mann-Lösung können wir so auch die ungemein wichtige langfristige Kontinuität gewährleisten.»

Konditionstrainer Christian Schmidt (links) und Chefscout Remo Gaugler unterhalten sich.

Konditionstrainer Christian Schmidt (links) und Chefscout Remo Gaugler unterhalten sich.

(Bild: meienberger-photo.ch)

Dass man Kontinuität auch gewährleisten kann, indem man einen Sportchef anstellt, der länger als ein paar Monate bleibt, wäre natürlich auch eine Option. Ob all der negativen Erfahrungen des FCL in den letzten Jahren mit diesem Amt und den sportlichen Erfolgen der letzten Wochen verwundert es aber nicht, dass die Verantwortlichen nun einen anderen Weg einschlagen.
 
Dabei kann sich im Fussball bekanntlich schnell alles wieder ändern. Ausschlaggebend ist einzig der Erfolg. Hält sich der FCL in der vorderen Hälfte der Tabelle, wird der Club wohl auch in der nächsten Saison am Sportausschuss festhalten. Taucht der Club aber ab, sind die Rufe nach einem «richtigen» Sportchef so sicher wie das Amen in der Kirche. Gut möglich, dass die Kritik sogar schon aufkommt, wenn der FCL diesen Sonntag (16 Uhr) in Lugano verliert. Aber nach all den Turbulenzen Anfang Jahr dürfte die mittlerweile wieder sicher operierende FCL-Führung sich nicht mehr so schnell erschüttern lassen.
 
Stellt sich noch die Frage: Ein FCL ohne Sportchef heisst ein FCL ohne Sportchef auf der Lohnliste. Und weil der Verein alljährlich ein Defizit von gegen zwei Millionen Franken ausweisen muss, sei die Frage erlaubt: Geht’s hier auch ums Sparen? FCL-Medienchef Max Fischer dementiert kurz angebunden: «Finanzielle Überlegungen spielten bei der Entscheidung für einen Sportausschuss keine Rolle.»

Renggli der «Talentmanager»

Und bevor wir’s vergessen: Ex-FCL-Spieler Michel Renggli wird zusätzlich zu seiner Aufgabe als Nachwuchstrainer beim FCL den Posten eines «Talentmanagers» übernehmen. Was dieser Job genau beinhaltet, versucht Max Fischer zu umschreiben: «Dabei geht es um die intensive Begleitung eines talentierten Nachwuchsspielers in Fragen rund um Training/Spiele, Ausbildung/Schule/Eltern und Koordination innerhalb des Clubs.» Man darf gespannt sein, was Renggli in diesem Bereich zustande bringt.

Nachwuchs-Trainer Michel Renggli wird nun beim FCL auch «Talentmanager».

Nachwuchs-Trainer Michel Renggli wird nun beim FCL auch «Talentmanager».

(Bild: meienberger-photo.ch)

Hinweis: Sie mögen den FCL? Wir auch! Hier in unserem Dossier finden Sie noch viel mehr Artikel über den Innerschweizer Fussballclub.

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