SVP wirft anderen Parteien «EVZ-Bashing» vor

Der EVZ und die Zuger Politik: Es ist kompliziert

Sportlich souverän, sorgt der EVZ nebst dem Eis für politische Diskussionen. (Bild: Philipp Hegglin/ EV Zug Official)

Auf dem Eis ist er Meister, und doch musste der EVZ in der politischen Diskussion dieses Jahr mehrere Treffer einstecken. Das gipfelte im Vorwurf der SVP, das Stadtparlament betreibe «EVZ-Bashing». Was ist da eigentlich los?

Wenn der eigene Sportklub Erfolge feiert, freut das in der Regel auch die Politiker. Als sich der EV Zug im Mai 2021 zum Meister küren liess, gab es von zahlreichen Amtsträgerinnen Beifall und Gratulationen.

Doch einem Fantaumel ist die Stadtzuger Politik nicht anheimgefallen. Sie schaut auch bei ihrem Eishockeyverein jeweils genau hin. Das zeigte sich im abgelaufenen Jahr mehrfach.

Etwa, als es um einen Beitrag an die Winteruniversiade ging, die auch in der Bossard Arena hätte stattfinden sollen, letztlich aber abgesagt wurde (zentralplus berichtete).

Oder zuletzt bei den Corona-Unterstützungen. Das Zuger Stadtparlament, der GGR, kürzte den finanziellen Beitrag an den EVZ um 130'000 Franken. Das wiederum gipfelte im Vorwurf der SVP, das Parlament in Zug betreibe «EVZ-Bashing» (zentralplus berichtete).

SVP und FDP ergreifen Partei für den EVZ

Nicht nur Fans fragen sich: Was ist da los in Zug? Die Kurzversion: Es gibt zwei Lager, ein grundsätzliches Problem und Wahlen. Zunächst zu den zwei Lagern.

«Diese ungleiche und einseitige Behandlung ist ein Armutszeugnis für unsere Stadt.»

Gregor R. Bruhin, SVP-Präsident

Für die SVP ist es klar, dass seit Monaten auf dem EVZ herumgehackt wird. «Jedes Mal, wenn EVZ drauf steht, macht der GGR eine riesige Sache daraus», sagt Parteipräsident Gregor R. Bruhin. Er kritisiert besonders, dass die Mitte-Links-Parteien den EVZ besonders kritisch behandelten. Denn im ganzen Corona-Hilfspaket sei nur der EVZ-Betrag gekürzt worden.

«Diese ungleiche und einseitige Behandlung ist ein Armutszeugnis für unsere Stadt», sagt Bruhin, der laut eigenen Aussagen als Reitsportler kein Hockeyfan ist und fast nie an ein Spiel geht. «Dabei sollten wir doch stolz sein auf unseren Schweizermeister, der zum guten Image von Zug beiträgt und vielen Leuten Freude bereitet.»

Ins gleiche Horn stösst Etienne Schumpf. Der FDP-Fraktionschef spricht von einer «Neidpolitik» der Mitte-Links-Parteien. «Ihnen scheint grundsätzlich alles suspekt, was im Kanton Zug Erfolg hat.»

Mitte wehrt sich gegen Vorwürfe – und sieht andere Motive

Auf der angesprochenen Mitte-Links-Seite kann man mit diesen Vorwürfen wenig anfangen. Es sei keineswegs der Fall, dass das Parlament dem EVZ gegenüber besonders kritisch sei, sagt Christoph Iten (Mitte). «Die Mittefraktion behandelt sämtliche Geschäfte im GGR genau gleich – unvoreingenommen und in der Sache kritisch.»

Noch viel deutlichere Worte findet Stefan W. Huber von den Grünliberalen. «Der EVZ ist überhaupt nicht das Problem.» Es gehe vielmehr darum, wie der Stadtrat seine Rolle als Exekutive erfülle. «Die Mehrheit des Gemeinderats kann sich dem Eindruck nicht verwehren, dass hier persönliche Beziehungen und Interessen über staatspolitische Prinzipien wie Gleichbehandlung, Fairness und Transparenz gestellt werden.» 

EVZ Bossard Arena Ausbau Visualisierung Studiomatt
So soll die Bossard Arena erweitert werden. (Visualisierung: Studiomatt)

Huber kämpfte bereits in der Kulturförderung erfolgreich für mehr Transparenz und fordert das grundsätzlich such im Stadthaus ein (zentralplus berichtete). Beim EVZ kritisiert er, dass es bis heute nicht klar sei, mit welchen Mitteln die Stadt die EVZ Holding AG finanziell unterstütze.

Er spricht damit das Unbehagen an, das seit längerer Zeit in der Zuger Politik für Gesprächstoff sorgt. Auslöser ist das sogenannte «Dreiecksverhältnis» zwischen Stadt, EVZ und Kunsteisbahn (KEB). Inzwischen hat auch der Stadtrat erkannt, dass er diese Strukturen entflechten muss (zentralplus berichtete).

Weht der erste Wind des Wahlkampfs?

Da ist aber noch etwas anderes: 2022 ist in Zug Wahljahr. Manche Politiker sind der Meinung, dass auch dies eine Rolle spiele. Dass die SVP die berechtigte Kritik als «EVZ-Bashing» frame, bezeichnet Stefan W. Huber (GLP) als geschickte Vorwahlkampftaktik. «Alle Politiker wissen, dass alle Themen rund um den EVZ äusserst heikel sind und als heilige Kuh gelten, an der man sich nur die Finger verbrennen kann – erst recht vor einem Wahlkampfjahr.»

Auch Christoph Iten (Die Mitte) spricht von «Profilierungs- und Anbiederungsversuchen einzelner Politiker». Diese würden der Sache sicher nicht dienen. «Es braucht gute Sachpolitik ohne Polemik – und genau dies macht die Mitte Stadt Zug.»

Dass seine Partei mit der Kritik am EVZ-Bashing vor allem darauf abziele, in sportlichen Kreisen im Hinblick auf die Wahlen 2022 zu punkten, weist SVP-Präsident Gregor R. Bruhin zurück. Was hingegen auch er einräumt: «Es ist unbestritten, dass das Dreiecksverhältnis problematisch ist.» Er weist aber darauf hin, dass Bestrebungen im Gange seien, diese intransparenten Verknüpfungen zu entflechten.

Und was sagt der EVZ? Die Kürzung der Corona-Unterstützung um 130'000 Franken hat CEO Patrick Lengwiler überrascht. Und ebenso irritiert. «Es ist schwierig, wenn die Spielregeln während des Spiels geändert werden», sagt Lengwiler. Auf politische Diskussionen mag sich der EVZ-CEO derweil nicht einlassen. Es ist spürbar, dass der Verein lieber Ruhe in die Sache bringen möchte – auch im Wissen darum, dass er bei der Stadionerweiterung auf den Goodwill der städtischen Politik angewiesen sein wird.

Nächster Diskussionspunkt: Ausbau der Bossard Arena

Denn die politischen Diskussionen laufen auch 2022 weiter. Der EVZ möchte die Bossard Arena aufstocken. Im Herbst hat der Stadtrat die Eckpunkte des Projekts konkretisiert – und sich für eine Variante entschieden (zentralplus berichtete).

Den Ausbau im Umfang von rund 36 Millionen Franken berappen soll der EVZ selber. Im Gegenzug übernähme er das Stadion im Baurecht, so die Idee. Hört man sich um, begrüsst die Zuger Politik diese Entflechtung grundsätzlich – unabhängig der Lager in der bisherigen Diskussion.

Klar ist es aber auch, dass die Politiker nicht plötzlich ein Auge zudrücken werden. «Es muss Transparenz geschaffen werden und die effektive Unterstützung des EVZ muss beziffert werden», sagt Stefan W. Huber (GLP) in Hinblick auf die anstehende Debatte. «Ansonsten droht auch dieses Geschäft an einer Mehrheit im GGR zu scheitern – unnötigerweise.»

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