In 19 Spielen immer gepunktet

Der EV Zug hat die Lizenz zum Siegen

Davon können die Zuger gar nicht genug kriegen: Sie (rechts Grégory Hofmann, links Dario Simion) bejubeln einen Torerfolg – in diesem Fall jenen von Livio Stadler (14). (Bild: Claudia Thoma/freshfocus)

Es ist eine beeindruckende Visitenkarte, die der EVZ bei gut der Hälfte der Qualifikation in der National League hinterlegt. Die Mannschaft von Trainer Dan Tangnes hat über 78 Prozent der Spiele gewonnen und führt die aktuelle Tabelle mit 14 Punkten Vorsprung an. Weil sie fast immer einen Weg zum Sieg findet.

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Der EVZ geht unbeirrbar und Schritt für Schritt auf den zweiten Titelgewinn seit 1998 zu.

Eine masslose Übertreibung des Chronisten? Mitnichten.

Zum einen deshalb, weil die Corona-Krise unser Profi-Eishockey nach wie vor im Schwitzkasten hält. Muss die Meisterschaft abgebrochen werden, nachdem alle Konkurrenten drei Viertel der Qualifikationsspiele (mindestens deren 39) absolviert haben, wird der Klub mit dem höchsten Punkteschnitt zum Meister gekürt.

Qualität, Stabilität und viel Selbstvertrauen

Und das ist nach 28 Spielen der EV Zug mit 2,36 Punkten und deutlichem Vorsprung auf den Lausanne HC (2,0) und die ZSC Lions (1,93). Die Zürcher sind nach Anzahl Punkte erster Verfolger der Zuger und werden die Mannschaft von Trainer Dan Tangnes am Freitag und Dienstag zweimal hintereinander herausfordern.

Um einem Missverständnis vorzubeugen: Selbstverständlich will beim EVZ niemand über eine coronabedingte «Abkürzung» Meister werden. Den Titel auf diese Art und Weise zu gewinnen, hat nie und nimmer den gleichen Stellenwert wie ein Gipfelsturm über die volle Distanz (52 Quali-Spiele und Playoffs im Best-of-7-Modus).

«Das Team funktioniert so gut, weil es einen Reifeprozess durchgemacht hat.»

EVZ-Sportchef Reto Kläy

Der aktuelle Tabellenführer ist aber auch deshalb auf gutem Weg zum grossen Saisonziel, weil er Qualität, Stabilität und ein fast schon unerschütterliches Selbstvertrauen besitzt. Seit dem 13. November und dem 0:4 in Genf hat er immer mindestens einen Punkt ergattert. 19 Spiele hat der EV Zug seither in den Beinen.

Schon gegen Ende Oktober, als die Qualifikation noch keinen Monat alt war und der EVZ mit den ZSC Lions einen der ärgsten Widersacher im Kampf um den Titelgewinn innerhalb von 24 Stunden mit 6:3 und 8:2 zerzauste, wies zentralplus darauf hin, dass die Balance in diesem Team stimme.

Zug lässt sich nicht mehr aus Schiene werfen

Dabei war es längst nicht immer Champagner-Hockey, das die Zuger aufgeführt haben. Oft blieb es einfach bei solider, harter Arbeit. Und selbst wenn der EVZ nicht mal dieses Niveau erreichte, so scheint er die Lizenz zum Siegen zu besitzen.

22 von 28 Spielen hat er gewonnen und dabei bloss zwei «Nuller» (Niederlagen nach 60 Spielminuten) zu Hause gegen Lausanne und in Genf eingefahren. Mit einem Durchschnitt von 3,5 Plustoren und nicht ganz 2,2 Gegentoren pro Spiel ist der EVZ auch in diesen Kategorien die Nummer 1 der Liga.

«Das spricht für die erstklassige Ausbildungsarbeit, die in unserem Klub geleistet wird.»

Es sind beeindruckende Werte, die die ausgezeichnete Balance im Spiel der Zuger aufzeigen. «Das Team funktioniert so gut, weil es einen Reifeprozess durchgemacht hat. In früheren Saisons haben wir nicht selten komplett den Faden verloren, wenn es nicht lief. Das passiert uns nicht mehr, weil wir nicht mehr nervös werden», analysiert EVZ-Sportchef Reto Kläy.

EVZ stellt jüngstes Team der Liga

Die Güte der Arbeit, die das Zuger Trainerteam und die Spieler täglich verrichten, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Warum?

Gemäss dem Fachportal «eliteprospects» ist es nämlich so, dass die Zuger mit einem Durchschnittsalter von 25,92 Jahren das jüngste Team der Liga stellen. Und nur die Rapperswil-Jona Lakers schicken eine Mannschaft, die es gesamthaft auf noch weniger Erfahrung in der National League (rund 8’300 Spiele) bringt als die Zuger (gut 11’000), aufs Eis.

«Das spricht für die erstklassige Ausbildungsarbeit, die in unserem Klub geleistet wird», hält Reto Kläy fest.

Nur wenige haben es ohne Tief durch die Quali geschafft

Trotz hervorragendem Zwischenzeugnis: Im EVZ scheinen sie sich bewusst zu sein, dass der Gipfelsturm ein steiler werden kann. «Wir sind demütig genug, um zu wissen, was für eine grosse Aufgabe noch auf uns zukommen wird», versichert Reto Kläy.

Und er schiebt nach: «Siegen muss man sich zwar zu einer Gewohnheit machen, aber es wird dennoch nie eine Selbstverständlichkeit werden. Darum müssen wir weiterhin die Balance zwischen Selbstvertrauen und Selbstkritik halten.»

Nur so kann es wohl gelingen, dass sich die seit sechs Spielen anhaltende Siegesserie der Zuger (18 Punkte) nicht plötzlich in ein Tief verkehrt. Und ohne ein solches sind in den letzten Jahren nur ganz wenige Spitzenteams durch eine lange Qualifikation gelaufen.

Gelingt dieses Zwischenziel auch den Zugern?

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Daniela Übersax
    Daniela Übersax, 22.01.2021, 10:04 Uhr

    Der EVZ hat in der Quali schon oft toll ausgesehen. Das bringt aber nichts, wenn die Spieler dann in den play-offs einbrechen. Umgekehrt dazu der frühere SCB, der dann die Trophäe abholte.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon