Wir testen das «Inside Breakout» in Zug

Der Escape Room, aus dem wir nicht ausbrechen müssen

Zohaib Burney hat «Inside Breakout» mit Familie und Freunden aufgebaut.

(Bild: zvg)

Überall schiessen sie wie Pilze aus dem Boden: «Escape Rooms» oder auch «Adventure Rooms» gibt es mittlerweile in Bern, Zürich, Luzern und sogar Baden. Und bald auch in Zug: Noch diesen Monat soll schräg gegenüber dem Migros Fitness Center ein Escape Room seine Türen öffnen. Und der hat ein ganz eigenes Konzept.

Der Escape-Room-Primus der Kolinstadt wird bald an der Baarerstrasse 38 den Betrieb aufnehmen. Wir waren zum Betaphasen-Test da und waren erst mal verwundert: Beim Spiel von Zohaib Burney’s «Inside Breakout» liegt der Kniff nicht darin, wieder aus den Räumlichkeiten heraus-, sondern dem darin versteckten Geheimnis auf die Spur zu kommen. Und das probieren wir gleich einmal. Wagen den Selbstversuch und schmeissen uns ins Abenteuer.

Die Zeit Läuft

Eine Reihe von mysteriösen Brandfällen und Explosionen erschüttert die Stadt. Dieses Mal steht ein Bombenanschlag unmittelbar bevor. Zu sechst schleusen wir uns in die Wohnung des Bombenbastlers und versuchen in Erfahrung zu bringen, wo die tickende Bombe liegt. Die Kleinstadt Wunderwil hält gebannt den Atem an, als unser diszipliniertes Team von Topspezialisten methodisch damit beginnt, das Büro des Bombenbastlers zu untersuchen, und in hundertfach erprobtem Teamwork erste Hinweise analysiert.

Schön wär’s. Um unseren Drill steht es leider nicht so gut, wir stehen erstmal eine Runde kopflos rum und tasten alles nach Geheimtüren ab. Weil man das ja wohl so macht, wenn man Geheimnisse aufspüren will. Dass der erste Hinweis gefunden wurde und wir uns nun gemeinsam zielgerichtet der schrittweisen Lösung des Rätsels widmen könnten, macht nur langsam die Runde. Unser imaginärer Teambildungscoach hätte bestimmt schon ein paar positiv formulierte, aber ernst gemeinte Ich-Botschaften für uns parat.

Da zappeln alle am Haken

So langsam kommt unsere Gruppe in die Gänge. Symbolträchtige Memos verbinden wir geschickt mit unauffälligen Details im Raum und rücken den ersten kombinatorischen Hürden auf den Pelz. Belohnt werden wir dafür von einem verschlossenen Schrank, der sich durch Geisterhand öffnet. Ein überraschtes Raunen geht durch unsere Bombenentschärfer-Clique. Spätestens jetzt hat uns Burney alle am Haken.

Knapp 49 Minuten hat die Versuchstruppe gebraucht.

Knapp 49 Minuten hat die Versuchstruppe gebraucht.

(Bild: zvg)

Besonders spannend wird’s dann bei Rätseln, die sich uns ganz ohne Erklärung präsentieren. Hier sind wir erstmal planlos verwundert und müssen zuerst herausfinden, was überhaupt von uns gefragt ist. So spielt Burney mit unserer Fantasie und fordert unser kreatives Denken heraus. Aber auch mit uns als Gruppe spielt er gerne. Wenn wir uns etwa gegenseitig von verschiedenen Quellen Infos zuspielen müssen, um eine Aufgabe zu lösen, sind klare Kommunikation und ineinandergreifendes Teamwork wichtig.

So entdecken wir Stück für Stück die verborgenen Tiefen von Burney’s Escape Room und fiebern nach jedem gelösten Rätsel dem nächsten entgegen. Einmal angestachelt, erweisen sich unsere Knobelgeister als ziemliche Workaholics. Und auch nach dem gruppeninternen Debriefing im Gasthof Bären nebenan sind wir nicht satt zu kriegen. Zum Glück ist schon der nächste Raum in Planung.

Das Konzept stammt aus Japan

Die ersten Escape Rooms wurden 2007 in Japan entwickelt. Die Idee fand über Amerika ihren Weg nach Europa und ist jetzt zehn Jahre später auch in Zug angekommen. Inside Breakout heisst der neue Zuger Spinn-off des Spiels. Die Idee dahinter ist einfach: In einem oder mehreren Räumen wird man als Team vor knifflige Aufgaben und Rätsel gestellt, die man lösen muss, um wieder ins Freie zu gelangen, den Schatz zu finden oder eben die Bombe zu entschärfen.

«Anfangs war es eine dieser Ideen, die jeder mal hat, und ich hatte gar nicht ernsthaft vor, sie umzusetzen.»

Zohaib Burnley, Betreiber des Inside Breakout

Hinter dem neuen Abenteuer für Freunde, Familie oder Businessteams in Zug steckt ein junger Quereinsteiger. Zohaib Burney ist eigentlich IT-Berater mit Hundert-Prozent-Pensum und bastelt seit letztem Frühling zusammen mit Familie und Freunden am Projekt. Mehrere Besuche von Escape Rooms in Deutschland und Kanada haben ihn für das Thema begeistert. Als er sich für die hypothetische Planung eines eigenen Escape Rooms mal erste Räumlichkeiten in Zug anschaut, schlittert er Stück für Stück in die tatsächliche Realisation der Idee.

In liebevoller Handarbeit

«Anfangs war es eine dieser Ideen, die jeder mal hat, und ich hatte gar nicht ernsthaft vor, sie umzusetzen», sagt Burnley. Dem 27-Jährigen mit der gelassenen Ausstrahlung merkt man an, dass er hier ein Stück Herzblut präsentiert. Unter anderem auch deshalb, weil ihm seine Mutter an dem Abend helfend zur Hand geht. Und weil sie für die Besucher extra Kuchen gebacken hat. «Es war so schön für mich mitanzusehen, wie mein Sohn hier alles in liebevoller Handarbeit aufbaute. Gelernt hat er ja etwas ganz anderes», sagt die Mama.

«Unsere Besucher sollen hier eine Stunde lang Spannung und Spass erleben.»

Zohaib Burnley

Asra Fatima ist sichtlich stolz. Sie stammt aus Indien, ihr Sohn ist in Deutschland aufgewachsen. Die Rätsel hat er mit der Familie entwickelt und den Raum mit Familie und Freunden selber aufgebaut. Das Resultat eines halben Jahrs Abendschicht und Wochenendeinsatz kann sich sehen lassen: Burney’s Escape Room überzeugt mit ausgefuchsten Rätseln, überraschenden technischen Spielereien und vor allem einer liebevoll gestalteten und dichten Atmosphäre. Fotografieren dürfen wir in den Räumlichkeiten vor der Eröffnung leider nicht.

Einfach zu schwierig

In der Testphase musste Burney einige der Knobeleien etwas vereinfachen. Zu schwierig fanden es seine Testpersonen. «Escape Rooms wie die vom Franchise-Anbieter Adventure Rooms sind auf Action und Abenteuer ausgelegt. Das Erlebnis, das ich hier kreiert habe, geht mehr in Richtung Thriller und Story.»

Das Ziel sei aber, dass alle, die sich Mühe geben, die Rätsel auch lösen können. «Unsere Besucher sollen hier eine Stunde lang Spannung und Spass erleben.» Beliebt ist diese Art von Spielen besonders wegen ihrer Teambildungsprozesse. Viele der Herausforderungen können nur zu zweit oder in der Gruppe gelöst werden. Da kommt man mit seinem Chef schnell mal auf anderer Ebene in Kontakt als beim wöchentlichen Gruppenmeeting.

Geduld, Geduld

Geplant war die Eröffnung für Anfang November. Aus familieninternen Gründen musste das Datum aber verschoben werden. Wer es nicht mehr erwarten kann, seine grauen Zellen an Burney’s Rätseln zu messen, muss aber nicht mehr lange warten: Kommendes Wochenende sind die ersten Termine für die Öffentlichkeit aufgeschaltet.

«Inside Breakout ist für diese wunderbare Stadt und die liebenswürdigen Menschen hier.»

Zohaib Burnley

Ausserdem ist schon ein zweiter Raum in Planung. «Hier werden wir nochmals ein anderes Konzept verfolgen», meint Burnley. Wenn alles gut läuft, sollen am Ende drei Escape Rooms in unterschiedlichen Themen entstehen. Burney’s Abende sind also noch ziemlich lange ausgebucht.

Für seine Heimat

Mit seinem Escape Room will der junge Unternehmer auch der Stadt Zug etwas zurückgeben. «Ich finde es immer wieder schade, wenn ich sehe, wie Jugendliche und ältere Personen in den Ausgang nach Luzern oder Zürich gehen. Mit Inside Breakout möchte ich Zug etwas geben, um die Stadt auch für Indoor-Aktivitäten attraktiver zu machen.» Die Stadt hat es dem Wahlzuger angetan. «Ich fühle mich in der Schweiz und besonders in Zug sehr wohl. Inside Breakout ist für diese wunderbare Stadt und die liebenswürdigen Menschen hier.»

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