Zuger Krypto-Experte zum Absturz der Kryptowährung

Der Bitcoin rauscht bachab – und mit ihm das Zuger Crypto Valley?

Der Crypto-Experte René Hüsler äussert sich gegenüber zentralplus zu den starken Kursschwankungen bei Bitcoin und Co.

(Bild: Manuel Gautschi)

Wer viel Geld in Bitcoin angelegt hat, der dürfte im Moment etwas kalte Füsse bekommen. Der Kurs vieler Kryptowährungen ist seit Januar drastisch gesunken, man könnte sagen, gecrasht. Und das, während in Zug gerade ein Blockchain-Imperium aufgebaut wird. Reisst der Wertzerfall die noch junge Branche mit in den Abgrund?

Was für eine Achterbahnfahrt! Ende Dezember lag der Kurs der Cryptowährung Bitcoin noch auf 20’000 Dollar. Am Dienstag waren es noch 6’000. Seit anfangs der Woche verlor die Währung sechs Prozent. Ether, einer anderen Cryptowährung, ergeht es derzeit nicht besser. Die aktuell stark sinkenden Cryptowährungen dürften die Blockchain-Euphorie dämpfen, welche insbesondere im letzten Jahr aufgekommen ist. Gleichzeitig bildet sich in Zug eine riesige Cryptoszene (zentralplus berichtete). zentralplus wollte von René Hüsler, Mitglied der Crypto Valley Association und Leiter des Departements Informatik der HSLU wissen, was da gerade passiert mit dem Bitcoin.

René Hüsler: Es ist extrem schwierig zu beurteilen, warum Cryptowährungen so volatil sind im Vergleich zu anderen Währungen. Kommen grosse Mengen Bitcoins auf den Markt, geht der Kurs runter, wird viel gekauft, geht er hinauf. Die Transaktionen scheinen einen grösseren Einfluss auf den Kurs zu haben als bei den herkömmlichen Landeswährungen.

René Hüsler, Direktor HSLU-Departement Informatik

René Hüsler, Direktor HSLU-Departement Informatik

(Bild: zVg)

zentralplus: Ist denn das Ihrer Einschätzung nach die sagenumwobene Bitcoin-Blase, die nun gerade platzt oder denken Sie, dass sich die Währung wieder erholt?

Hüsler: Das ist ziemliches Kaffeesatzlesen. Die einen sagen, diese Cryptowährungen werden ganz verschwinden, andere sind der Meinung, der Kurs werde sich über kurz oder lang einpendeln. Da gibt es ganz unterschiedliche Haltungen. Meines Erachtens wird Bitcoin nicht ganz verschwinden. Aber in welche Richtung sich der Kurs bewegen wird, ist schwierig zu sagen.

zentralplus: Haben Sie denn einen solchen Crash erwartet?

Hüsler: Man konnte davon ausgehen, dass der Kurs weiterhin rauf- und runtergeht. Dass er aber derart stark sinkt, hatte ich nicht erwartet. Dennoch sollte man das Ganze relativieren. Betrachtet man den Jahresverlauf, haben wir noch immer eine Steigerung um über 450 Prozent. Und das ist noch immer sehr positiv. Bei Ethereum, der ja ebenfalls abstürzt, sieht es noch besser aus. Dort haben wir nahezu eine Verfünfzigfachung des Werts innerhalb eines Jahres.

zentralplus: Das Image von Blockchain – der Nutzer unterscheidet ja nicht zwischen Coins und Technologie – der dürfte jedoch durch die starken Schwankungen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Hüsler: Der Hype hat sicher einen Dämpfer erlitten. Ich kann mir vorstellen, dass die Leute nun jedoch vermehrt zwischen Währung und Technologie zu differenzieren beginnen. Denn bei Blockchain gibt es viele Beispiele, die gut funktionieren. Es kann gut sein, dass da also eine Entkoppelung stattfindet.

zentralplus: Zug verkauft sich als Crypto Valley. Was für einen Einfluss haben diese Kursschwankungen auf das, was in Zug passiert mit den Dutzenden Firmen, die neu herkommen und dem ganzen Aufbau der Szene?

Hüsler: Meines Erachtens werden die Kursschwankungen einen geringen Einfluss auf die Entwicklung in Zug haben. Wenn Unternehmen nach Zug kommen, dann, weil sie das Ökosystem hier interessant und attraktiv finden. Ausserdem gibt es hier bereits Kompetenzen, an denen sie andocken können. Die meisten der Cryptofirmen in Zug bieten keine Währungen an, sondern nutzen die Blockchain-Technologie in sehr unterschiedlichen Bereichen. Die kommen nicht wegen den Währungen Bitcoin oder Ethereum her.

zentralplus: Sie denken also nicht, dass diese doch sehr schnelle Entwicklung der Cryptoszene einen Dämpfer erleidet durch aktuelle Entwicklungen?

Hüsler: Nein. Wenn es einen Dämpfer gibt, dann eher durch regulatorische Rahmenbedingungen, die eine Ansiedelung oder eine Gründung erschweren. Nicht wegen Cryptowährungen.

Der Bitcoin hat ein aufregendes Jahr hinter sich. Der Kurs jedoch deutet seit einigen Wochen klar nach unten.

Der Bitcoin hat ein aufregendes Jahr hinter sich. Der Kurs jedoch deutet seit einigen Wochen klar nach unten.

(Bild: blockchain.info)

zentralplus: Besitzen Sie selber Bitcoin oder andere Kryptowährungen?

Hüsler: Ja, ich habe 0,6 Bitcoin und knapp 2 Litecoins.

zentralplus: Und mit welchem Gefühl betrachten Sie die aktuellen Kursentwicklungen?

Hüsler: Das lässt mich ziemlich kalt. Ich habe den Bitcoin-Anteil damals für 200 Franken gekauft. Darum stehe ich nach wie vor sehr gut da. Aber es geht mir auch nicht darum, mit Bitcoin Geld zu verdienen, sondern vielmehr, um herauszufinden, was man damit machen kann.

«Wenn ich Ihnen eine Hunderternote in die Hand drücke, wissen Sie auch nicht, woher ich diese habe.»

René Hüsler, Direktor Departement Informatik der HSLU

zentralplus: Es gibt Leute, die glauben nicht an die Zukunft von Cryptowährungen. Sollte diese tatsächlich so schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen ist; inwiefern würde dies das Crypto Valley verändern?

Hüsler: Einen Einfluss würde das sicher haben. Aber nicht so, dass das ganze Crypto-Ökosystem zusammenbrechen würde. Wie bereits gesagt, kommen wenige Firmen her, die auf Cryptowährungen aufgebaut sind. Vielmehr sind es Firmen, die auf Blockchain-Technologien setzen. Es würde sicher Verunsicherungen geben, doch wären die Auswirkungen letztlich marginal.

zentralplus: Was halten Sie von all den Bestrebungen, die Währungen zu regulieren oder den Nutzern seitens der Banken gar zu verunmöglichen, Geld an Coinbörsen zu überweisen?

Hüsler: Dazu will ich mich nicht äussern. Wichtig ist mir jedoch, dass mittels Regulierungen sichergestellt wird, dass Terrorfinanzierung und Geldwäsche verhindert werden. Doch das gilt ja nicht nur für Cryptowährungen. Wenn ich Ihnen eine Hunderternote in die Hand drücke, wissen Sie auch nicht, was mit der vorher passiert ist und woher ich diese habe.

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