Hintergründe zum Ende des Barstreet Festivals

Der Bär steppte schon lange nicht mehr

Staker Alkohol an einer Silvesterparty.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Bereits vor fünf Jahren sind die Besucherzahlen drastisch zurückgegangen, nun ist endgültig Schluss: Das Barstreet Festival in Luzern gehört der Geschichte an. Was in den Neunzigern noch funktioniert hat, ist bei der heutigen Party-Generation nicht mehr gefragt. Doch ist diese Erklärung plausibel genug?

An den Bars hat es sich ausgefeiert – nach 16 Jahren ist Schluss mit dem Barstreet Festival Luzern (zentral+ berichtete). Festival-Chef Adrian von Niederhäusern hat eine passende Erklärung parat: Weil sich Jugendliche vermehrt über die sozialen Netzwerke austauschten, bräuchte es das Partyangebot in dieser Form nicht mehr.

Nur eine fadenscheinige Ausrede? Was ist mit den hohen Preisen, dem immer gleichen Line-up und dem Ruf einer Schlägerparty, der dem Barstreet Festival Luzern anhaftete?

 

«Wir treffen den Nerv des Publikums nicht mehr.»

Adrian von Niederhäusern, Barstreet Festival


Chef räumt Fehler ein

Adrian von Niederhäusern gibt sich durchaus selbstkritisch, wenn er auf die langjährige Geschichte des Barstreet Festivals zurückblickt. «Von 1998 bis etwa 2010 hat dieses Konzept bestens funktioniert», sagt der Berner. Doch irgendwann habe man den Anschluss an das Partyvolk verloren: «Wir treffen den Nerv des Publikums nicht mehr.»

In der überschaubaren Schweizer Szene sei das aber auch kein leichtes Unterfangen. «Wir haben nicht viele gute DJs hier, und die internationalen kriegen wir nicht», erklärt sich von Niederhäusern den starken Besucherrückgang. Was hätte man denn rückblickend besser machen können? «Ab und zu eine bekannte Schweizer Band wäre beim Publikum sicher gut angekommen», mutmasst der Veranstalter.

War’s den Partygängern zu teuer?

Andere Vorwürfe, wie sie unter anderem in der Kommentarspalte eines 20 Minuten-Artikels zu finden sind, lässt Adrian von Niederhäusern indes nicht gelten. Die gewalttätigen Konflikte an seinen Partys sieht er nicht problematisch: «Schlägereien gibt es überall», sagt er schlicht, obwohl es 2013 an der Silvesterparty zwei schwer- und 13 mittelschwer Verletzte gab. Und was ist mit dem Vorwurf der überrissenen Preise? «Der Eintrittspreis lag seit 13 Jahren bei 20 Franken. Ein Longdrink hat zehn und ein Bier sechs Franken gekostet. In Luzern sind diese Preise meist höher», sagt von Niederhäusern.

«Wir brauchen mindestens eineinhalb Jahre Vorlaufzeit, um die Hallen optimal auszulasten.»

 Silvan Auf der Maur, Messe Luzern AG

Messe-Hallen bleiben leer

Während 16 Jahren war das Barstreet Festival treuer Mieter der Messe Luzern AG. Bereits im Januar diesen Jahres informierte von Niederhäusern die Messe Luzern AG über das baldige Ende des Festivals. Früh genug? «Wir brauchen mindestens eineinhalb Jahre Vorlaufzeit, um die Hallen optimal auszulasten», erklärt Silvan Auf der Maur, Leiter Gastveranstaltungen, Events und Kongresse. Es gestalte sich schwierig, in kurzer Zeit Veranstalter für grosse Partys zu finden. Es bleibt also in den Monaten November und Dezember still in den Messe-Hallen; betrunkene Partywütige wird man dort nicht antreffen.

Dank der Swiss Handicap-, der Suisse Tier- und der Zentralschweizer Bildungsmesse (zebi) seien die Hallen im November dennoch gut ausgelastet, so Auf der Maur. Im Dezember jedoch herrscht Flaute in den Räumlichkeiten. Erst im Dezember 2016 wird es wieder laut: Derzeit führt die Messe Luzern AG Verhandlungen mit Interessenten, die eine grosse Silvesterparty planen.

Auch Küssnacht und Bern vor dem Aus

Adrian von Niederhäusern hat auch nach dem Aus des Barstreet Festivals Luzern noch genug zu tun: Die Festivals in Küssnacht und Bern bleiben vorerst bestehen. Die Zukunft des Barstreet Festivals in Küssnacht ist aber ungewiss; auch da sind die Besucherzahlen in den letzten Jahren massiv zurückgegangen. Ende Oktober wird darüber entschieden, ob es weiterhin stattfindet.

Das Barstreet Festival Bern indes hat zwar ein grösseres Einzugsgebiet als die beiden anderen Veranstaltungen, jedoch sieht es sich mit denselben Problemen konfrontiert. Das definitive Ende kommt da vermutlich 2018, denn dann wird die Festhalle abgerissen. «Dann sind wir auch weg», sagt von Niederhäusern lakonisch.

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