Unterägeri

Der Abfall bekommt ein neues Zuhause

Ansicht Buchholzstrasse: So soll der neue Werk- und Ökihof 2015 aussehen. (Bild: Visualisierung: Eggenspieler Röösli Architekten AG)

Die Ökihöfe im Kanton Zug sind eine Erfolgsgeschichte. Nun wird der alte Werk- und Ökihof in Unterägeri abgerissen. Bis 2015 entstehen an gleicher Stelle zwei Ersatzneubauten, die Gemeinde greift dafür tief in die Taschen. Und die Architekten hatten einige Herausforderungen zu meistern. 

Im Minutentakt rollen Autos auf den Parkplatz des Ökihofs Unterägeri. Hecktüren gehen auf und zu. Eine Frau wirft Brotlaibe in eine Plastiktonne, ein Mann balanciert zwei Schrankhälften auf seinen Schultern, ein Mädchen legt gebündelte Kinderbücher in einen Container.

«Ein Ökihof ist das Gegenteil eines Einkaufszentrums», sagt Hans Ulrich Schwarzenbach, Geschäftsführer des Zweckverbands der Zuger Einwohnergemeinden für die Bewirtschaftung von Abfällen (ZEBA). Am Morgen stehen leere Mulden, Container und Behälter bereit, während des Tages werfen die Kunden ihre Abfälle hinein, am Abend fahren Lastwagen vor und bringen den Kehricht in eine Recyclinganlage.

In den insgesamt zwölf Ökihöfen, die es im Kanton Zug gibt, können Privatpersonen fast 30 Abfallstoffe zur Wiederaufbereitung abgeben. Abfälle aus Industrie und Gewerbe sind gebührenpflichtig. Im Schweizer Durchschnitt wandern heute zwei Drittel aller Abfälle in den Kehricht, ein Drittel wird wieder aufbereitet. Das war bis 1995 im Kanton Zug nicht anders; dann schlossen sich alle elf Gemeinden zusammen und gründeten den ZEBA.

Zuger sind «Weltklasse»

Der ZEBA hat das Abfallwesen seitdem stark professionalisiert. Gemeinsam konnten die Zuger Gemeinden gegenüber den Recyclingfirmen günstigere Konditionen aushandeln, die Transport- und Entsorgungslogistik verbessern und dadurch erheblich Geld sparen.

Dank des Ökihof-Prinzips ist die Zuger Bevölkerung heute «Weltklasse» in der Abfallentsorgung. Die Zugerinnen geben rund 67 Prozent der Abfälle ins Recycling, nur noch 33 Prozent werden verbrannt.

Erfolg durch Kommunikation

Was macht den Erfolg der Zuger Ökihöfe aus? «Wir haben früh an die Bevölkerung appelliert, einen Beitrag zur Schonung der Ressourcen zu leisten. Dann haben wir gemerkt, dass die Einwohner mitmachen, wenn die Infrastruktur stimmt – daraus sind die Ökihöfe enstanden», antwortet Schwarzenbach. Wichtig sei aber auch gewesen, dass die Zuger Kommunen entschieden hätten, dass jeder Einwohner aus dem Kanton seinen Abfall in allen elf Gemeinden entsorgen kann.

Weitere Gründe für den Erfolg der Ökihofe seien hilfsbereite Mitarbeiter, die ihre Kunden mit einem Lächeln empfangen und eine schlanke Bürokratie, zählt Schwarzenbach weiter auf. Der ZEBA beschäftigt nur zwei Angestellte für die Administration.

Werkhof auf Pfählen

Neben dem Parkplatz des Ökihofs Unterägeri dreht ein Bagger einsam seine Runden und schaufelt Erde auf einen Lastwagen. Hier entsteht in der ersten Bauetappe ein neuer Werkhof mit Arbeitsplätzen für Metall- und Holzverarbeitung, Einstellhallen und Büros. Der Werkhof soll im Frühjahr 2014 fertig sein.

«Da Geologen von einer schlechten Tragfähigkeit des Bodens sprechen, müssen wir Pfähle in den Baugrund bohren, damit das Gebäude nicht wegrutschen kann», sagt René Ulrich, Projektleiter für Hochbauten bei der Gemeinde Unterägeri. Nach Bezug des neuen Werkhofs wird in einer zweiten Bauetappe, bis Frühjahr 2015, der alte Werkhof an der Buchholzstrasse abgerissen und an gleicher Stelle ein neuer Ökihof gebaut.

Gesamthaft umfasst das Projekt den Neubau des Werkhofs, des Ökihofs, die Erweiterung des Feuerwehrdepots und Räumlichkeiten für die Senioren, die Jugendlichen und Vereine. Die Baukosten betragen rund 21,5 Millionen Franken. Das ist für die Gemeinde ein grosser Betrag. 

Werk- und Ökihof im Dorfzentrum

Das Zuger Architekturbüro Eggenspieler Röösli hat beide Neubauten geplant, die am Rande einer Mehrfamilienhauszone stehen, nur wenige Schritte vom Dorfzentrum entfernt. Die Baukörper sind leicht voneinander abgedreht, dazwischen liegt ein dreieckiger Parkplatz, der als Scharnier Werk- und Ökihof miteinander verbindet.

«Entlang der Zugerstrasse verdichtet sich Unterägeri immer mehr. Deshalb ist es wichtig, dass die beiden öffentlichen Gebäude in Nähe des Dorfzentrums bleiben, damit sie für jedermann gut erreichbar sind», sagt Architekt Patrick Röösli.

Fassaden aus Lochblech

Das Konzept der Architekten sieht vor, das Feuerwehrhaus um zwei Tore zu erweitern, das Dachgeschoss abzubrechen und seine Fassaden mit einer Wärmedämmung einzukleiden. Im Erdgeschoss schliesst der neue Ökihof direkt an das Feuerwehrhaus an, im Obergeschoss schiebt sich eine schmale Galerie über den Altbau und an den Fassaden schimmern abgekantete Lochbleche. «Dadurch entsteht eine Lichtdurchlässigkeit, die beide Volumen hervorhebt», sagt Patrick Röösli.

Auch die Fassaden des Werkhofs werden mit Lochblechen verkleidet, die in verschiedenen Farben als vertikale Streifen angeordnet sind und den Gebäuden ein markantes Gesicht geben.

Problem mit verschiedenen Nutzungen

Die grösste Herausforderung während der Planung sei gewesen, so verschiedene Nutzungen wie Werkhof, Ökihof, Feuerwehr und Vereinsleben in einem Bauvolumen unterzubringen, ohne das sie sich gegenseitig in die Quere kommen, sagt Röösli

Die Lösung der Architekten bestand aus zwei Baukörpern, die ihre betrieblichen Abläufe und internen Erschliessungszonen klar voneinander trennen. Neben den Hauptzufahrten an der Buchholzstrasse soll es auf den anderen Gebäudeseiten weitere Zugänge für Fussgänger und Velofahrer geben.

Fotovoltaikanlage auf dem Dach

Beide Häuser erfüllen den Minergie-Standard, dass heisst, sie verbrauchen weniger Energie als andere Gebäude. Als zentrale Energiequelle dient eine Grundwasserwärmepumpe. Auf dem Dach des Ökihofs ist eine Fotovoltaikanlage geplant, deren Strom in das öffentliche Netz von Unterägeri fliessen soll.

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