Luzerner «Unverpackt»-Laden ist eröffnet

Deo im Glas lässt grüne Herzen höher schlagen

Noch will das Tippen an der Kasse bei «Unverpackt» geübt sein (Bild: zentralplus/bas).

(Bild: zentralplus/bas)

Einkaufen ohne Verpackung wird in Luzern noch einfacher: An der Zürichstrasse hat Milan Nevicky am Freitag den «Unverpackt»-Laden eröffnet. Weniger Abfall – das ist das Ziel des Ladens. Ob das gut ankommt? zentralplus hat mit den ersten Gästen und dem Besitzer gesprochen.

Seit diesem Freitag gibt es an der Zürichstrasse in Luzern ein neues Angebot, das umweltbewusste Zeitgenossen freuen dürfte: Der «Unverpackt»-Laden. Das Prinzip des Ladens ist so simpel wie bestechend. Milan Nevicky bietet alle seine Produkte ohne Einwegverpackung an und will damit der Abfallproduktion entgegenwirken (zentralplus berichtete).

Kein Fleisch und kein Käse

Nevicky ist sichtlich zufrieden über die Eröffnung seines Geschäfts. Mit einem breiten Lachen begrüsst er seine Kunden persönlich, schüttelt Hände und erklärt ihnen das Prinzip des Ladens. «250 verschiedene Produkte bieten wir an.» Alles sei biologisch. «Fleisch findet man bei uns keines. Auch Käse nehmen wir voraussichtlich nicht ins Sortiment.» Es gäbe ja bereits genügend Käsereien in der Nähe.

«Dafür suchen wir noch einen Bauern, der Milch liefert.» Ansonsten findet man bei Nevicky praktisch alles, was für das leibliche Wohl im Alltag gebraucht wird: frisches Gemüse und Früchte, Reis, Pasta, Süssigkeiten, Jogurt und Quark, Essig, verschiedene Öle, Nüsse und Dörrfrüchte. Auch biologische Abwaschmittel, Zahnbürsten aus Holz und Gewürze sind im Sortiment.

Dabei fällt auf, dass einige Produkte nicht aus der Schweiz kommen: Getrocknete Cranberries, Mangos oder Feigen, aber auch Gewürze wie Currypulver. Nevicky sieht darin kein Widerspruch zu seinem Ladenprinzip: «Gewisse Dinge wachsen in der Schweiz eben nicht. Und unser Hauptanliegen ist die Reduktion von Abfall.»

Gewürze können im «Unverpackt»-Laden selber portioniert werden. (Bild: bas)

Mit Grossgebinden gegen den Abfallberg

Damit der Abfallberg von Nevickys Laden kleiner wird, als der von herkömmlichen Detailhändlern, setzt der gebürtige Slowake auf Grossgebinde: «Die Produkte werden in Paketen von 20 bis 25 Kilogramm angeliefert», erklärt er. Die Kunden kaufen anschliessend die offenen Produkte mit selbst mitgebrachten Tupperwares oder anderen Behältern. Für diejenigen, die spontan vorbeischauen, hat es diverse Stoffsäckchen zum Wiedergebrauch oder Glasbehälter, die gekauft werden können.

Der stolze Ladenbesitzer Milan Nevicky in seinem Reich (Bild: zentralplus/bas).

Der stolze Ladenbesitzer Milan Nevicky in seinem Reich (Bild: zentralplus/bas).

Nevicky ist überzeugt, dass das Geschäftsmodell funktionieren wird. «Anderenorts haben solche Läden einen grossen Erfolg.» Er vertraut darauf, dass dies auch in Luzern der Fall ist. «Es muss sogar», sagt der ehemalige Serviceangestellte. Denn das Projekt «Unverpackt» ist quasi aus der Not heraus geboren. Nevicky wurde im Winter zum zweiten Mal Vater. Und dadurch haben sich die finanziellen Verhältnisse verändert. «Mit einem Lohn aus der Gastronomie wäre es schwierig gewesen.»

Überzeugte Umweltschützerin freut’s

Ob sich in Luzern genügend umweltbewusste Kunden finden, die bei Nevicky einkaufen werden, wird sich zeigen. Claudia Schnider jedenfalls freut sich über den neu eröffneten Laden: «Endlich. Auf so einen Laden haben wir in Luzern lange gewartet», sagt sie. Die Luzernerin schaut sich die biologischen Kosmetikartikel im frisch eröffneten Laden an: Deo im Gläschen, Shampoo am Stück. Bisher habe sie zum Teil mit dem Zug nach Zürich fahren müssen, um plastikfrei einzukaufen, erzählt sie.

Dass es in Luzern seit dieser Woche zusammen mit dem «Quai 4» (zentralplus berichtete) bereits zwei Läden gibt, in denen Lebensmittel ohne Plastikverpackung angeboten werden, freut die überzeugte Veganerin und Tierschützerin. «Das macht es für mich natürlich einfacher einzukaufen», sagt Schnider. 

Claudia Schnider ist überzeugt vom plastikfreien Lebensstil

Claudia Schnider ist überzeugt vom plastikfreien Lebensstil

(Bild: zentralplus/bas)

Schnider nimmt sich den Umweltschutz zu Herzen: «Ich verzichte aufs Fliegen, nehme wann immer es geht das Velo oder gehe zu Fuss und sonst mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.» Dass sie aufgrund der teureren Bioprodukte und den Ausflügen nach Zürich einen kostenintensiven Lebensstil pflege, sei nicht der Fall. «Ich kaufe gezielt ein und werfe möglichst nichts weg. Und ich brauche weniger Abfallsäcke», fügt die selbsternannte Verfechterin des plastikfreien Lebens schmunzelnd an.

Plastikfrei, aber nicht ohne Flieger

Ganz so überzeugt vom grünen Lebensstil wie Schnider sind aber nicht alle Kunden von Nevicky. «Ich wohne hier in der Gegend und habe den Umbau des Geschäfts verfolgt. Jetzt wollte ich den Laden einmal von innen sehen», sagt Manuela Schmid. Sie versuche zwar, beim Einkaufen auf die Umwelt Rücksicht zu nehmen. Aber einschränken wolle sie sich dafür nicht. «Ich habe zwar kein Auto, aber aufs Fliegen hätte ich aufgrund der Fernbeziehung nicht verzichten können», erklärt sie. 

Manuela Schmid und ihr Grund für die Reisen im Flieger, Edinson Cassiani, bei «Unverpackt»

Manuela Schmid und ihr Grund für die Reisen im Flieger, Edinson Cassiani, bei «Unverpackt»

(Bild: zentralplus/bas)

Mehr Impressionen vom verpackungsfreien Einkaufsladen an der Zürichstrasse in der Slideshow:

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Leo
    Leo, 11.04.2017, 15:23 Uhr

    Ich schaue zwar auch so gut wie möglich, wenig Abfall zu kaufen. Doch, es ist nicht damit getan, den Abfall nicht nach Hause zu nehmen, sondern direkt im Laden zu entsorgen. Damit hat es kein bisschen weniger davon, nur einfach an einem andern Ort.
    Und bei Frischgemüsse, Früchten etc. bin ich jeweils sehr gespalten. Wenn ich sehe, wie vor allem ganz bestimmte Fr… (Achtung, political correctness gebietet Schweigen), auch einzelne andere, alles und jedes abtopen, drücken und wieder in die Harassen/Kisten werfen……bis dann etwas gut genug ist, da ist mir für diese Produkte sehr oft eine leichte Verpackung sehr viel sympathischer.

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