Das Nachtleben steht still

Den Luzerner Clubs geht es nun ans Eingemachte

Clubs wie das Madeleine können wohl nur noch mit staatlicher Unterstützung überleben. (Bild: vro)

Die erneute Schliessung der Nachtclubs könnte für die Luzerner Betriebe einschneidende Konsequenzen haben. Kann sich der Bund nicht zu einer finanziellen Unterstützung für die Branche durchringen, werden einige wohl in wenigen Monaten vor dem definitiven Aus stehen.

Nun ist es also amtlich: Die Nachtclubs müssen in der ganzen Schweiz ab Donnerstag und bis auf Weiteres schliessen. Dies hat der Bundesrat am Mittwoch bekanntgegeben. Für einige Betriebe ist deshalb der Punkt gekommen, an dem das Überleben nicht mehr gesichert ist, sollte die Zwangsschliessung andauern. Dies zeigt eine kurze Umfrage bei ausgewählten Clubs in Luzern.

«Wir haben zum Glück noch ein paar finanzielle Reserven. Deshalb steht bei uns eine Schliessung noch nicht unmittelbar bevor», sagt Philipp Kathriner vom Rok-Klub an der Seidenhofstrasse. Ewig könne man aber nicht mehr durchhalten und sei irgendwann auf Hilfe vom Staat angewiesen.

Reserven gehen zur Neige

Ins gleiche Horn stösst Mark Häfliger vom Madeleine an der Baselstrasse. Dieses ist bereits geschlossen, «um die Ausbreitung des Virus zu verhindern», wie der Website des Lokals zu entnehmen ist. «Unser Polster wird bis Ende des Jahres reichen, danach wird es aber kritisch.» Zwar könne man die laufenden Kosten aufgrund der Schliessung des Clubs und der Kurzarbeitsentschädigung nahe auf ein Minimum reduzieren, dennoch würde stetig Geld abfliessen. «Jeder Franken tut extrem weh, so Häfliger. Hauptposten sei die Miete. «Mit unserem Vermieter konnten wir uns auf eine Mietzinsreduktion bis Ende Jahr einigen. Für die Zeit danach muss aber eine neue Lösung her.»

«Falls der Bund aber kein Geld spricht, ist es nahezu aussichtslos.»

Mike Häfliger, «Madeleine» Luzern

Auch Häfliger macht keinen Hehl daraus, dass nur staatliche Hilfen das Überleben des Madeleine auf lange Sicht sichern können. «Diese müssen à fonds perdu gesprochen werden, sonst geht es nicht», betont er. Einen Covid-Kredit werden wir sicher nicht anrühren und uns verschulden. «Wir kämpfen bis zum letzten Tag und haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass der Bund auch für die Clubs finanzielle Hilfe leisten wird», sagt Häfliger mit Nachdruck. «Falls der Bund aber kein Geld spricht, ist es nahezu aussichtslos.»

Sind wirklich die Clubs das Problem?

Wie bereits in den vergangenen Monaten zeigt man sich im Vegas Club in Kriens einigermassen pragmatisch, auch wenn im Süden Luzerns die Geduld langsam zu Ende zu gehen scheint. «Wir leisten unseren Beitrag, um die Verbreitung des Virus so gut wie möglich zu verhindern», sagt Betreiber Philipp Waldis.

Für den Entscheid des Bundesrates habe man Verständnis, obwohl im Vegas dank des Schutzkonzeptes und der aktiven Teilnahme der Gäste sowie der Mitarbeitenden kein einziger Corona-Fall registriert worden sei. Folglich liege das Problem nicht unbedingt bei den professionell arbeitenden Nachtclubs. «Die Gefahr lauert überall. Jüngste Beispiele zeigen, dass Ansteckungen im privaten Umfeld passieren, wo die Disziplin bei der Einhaltung von Schutzmassnahmen mangelhaft ist», so Waldis.

Wie seine Berufskollegen hadert auch er damit, dass Unterstützungsleistungen für die Branche bislang ausgeblieben sind. «Bund und Kanton haben jetzt die Chance, gute Betriebe zu unterstützen und so am Leben zu erhalten. Denn insbesondere solche Lokale schaffen ein kontrolliertes Umfeld.» Zumal es zu bedenken gelte, dass bei der jungen Generation das Bedürfnis nach Ausgang und Feiern nicht verschwinden wird. Die Jungen würden dieses Bedürfnis an privaten Feiern befriedigen, wo Schutzkonzepte eine untergeordnete Rolle spielen, so Waldis.

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