Sorge vor der vierten Welle

Demonstrieren in Luzern bald auch Geimpfte, Guido Graf?

In Luzern haben am vergangenen Wochenende Tausende gegen die Corona-Politik demonstriert. Gesundheitsdirektor Guido Graf beschäftigt sich derweil mit der vierten Welle im Herbst. (Bild: aar)

Die Frage ist nicht mehr, ob, sondern wie: Wie wird die Schweiz eine vierte Corona-Welle im Herbst meistern? Damit beschäftigt sich auch der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf. Der Impfmotor ist über die Sommerferien mächtig ins Stottern geraten. Ein Gespräch über Impf-Goodies und potenzielle Aufstände von Geimpften.

Nach und nach kehren die Luzernerinnen wieder von ihren Strandferien oder Wanderabenteuern nach Hause. Je näher der Herbst kommt, umso grösser die Sorge vor dem Déjà-vu. Nach einem Sommer voller neugewonnener Freiheiten steuerte die Schweiz vor einem Jahr mit voller Wucht in die zweite und bislang heftigste Corona-Welle. Und auch jetzt steigen schweizweit die Fallzahlen wieder an.

Doch die Ausgangslage war eine andere, versucht der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf zu beruhigen. Der CVP-Regierungsrat, der sich Anfang April mit dem Coronavirus infiziert hatte, ist mittlerweile mit einer Dosis gegen Corona geimpft, wie es das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bei Genesenen empfiehlt.

zentralplus: Guido Graf, die Zentralschweizer Gesundheitsdirektorinnen und -direktorenkonferenz, der Sie vorstehen, hat diese Woche einem Impfobligatorium für das Gesundheitspersonal klar eine Abfuhr erteilt (zentralplus berichtete). Obwohl Sie mit einer vierten Welle rechnen. Ein Vertrauensbeweis?

Guido Graf: Unter anderem. Ich finde drei Punkte entscheidend. Erstens haben wir eine hohe Durchimpfungsrate in Spitälern und sozialmedizinischen Institutionen.

zentralplus: Können Sie Zahlen nennen?

Graf: Für die Luzerner Spitäler, ja. In diesen haben sich 80 bis 85 Prozent der Mitarbeitenden gegen Corona geimpft. Kürzlich sprach ich mit einem Leiter eines Pflegeheims, der sogar von 90 Prozent Geimpften in seinem Heim sprach.

«Das grösste Goodie ist die eigene Gesundheit.»

Zweiter Punkt in dieser Diskussion: Es gibt Menschen, die sich aus diversen Gründen nicht impfen lassen können. Und drittens sprechen wir hier von Angestellten in Spitälern und anderen Institutionen. Die wissen, worum es geht und besitzen Professionalität. Ein Impfobligatorium wäre politisch sowieso nicht umsetzbar.

zentralplus: Wie meinen Sie das?

Graf: Zwingen wir Angestellte zur Impfung, könnten gewisse die Stelle oder sogar den Beruf wechseln – das können wir uns nicht leisten. Es hat sonst schon zu wenig Personal im Gesundheitswesen.

zentralplus: Eine Möglichkeit, um die Quote zu erhöhen, sind Impf-Goodies. Vor einem Monat stellten Sie solche im Gespräch mit zentralplus in Aussicht.

Graf: Wir haben das analysiert und uns entschieden, dass wir keine Goodies einführen wollen. Ich muss sagen: Das grösste Goodie ist die eigene Gesundheit. Wir konzentrieren uns lieber auf den einfachen Zugang zur Impfung.

zentralplus: Trotzdem: Die Fallzahlen steigen auch in Luzern wieder an. Schnellen die Zahlen nach den Sommerferien weiter nach oben, sind erneute Verschärfungen laut dem Bund nicht ausgeschlossen. Der Koordinierte Sanitätsdienst der Armee sorgt sich gemäss den Zeitungen von CH Media davor, dass dann auch Geimpfte auf die Strasse gehen. Demonstrieren in Luzern also bald auch die Geimpften?

(Bild: BAG)

Guido Graf: Was ich in den letzten Monaten gelernt habe, ist, dass wir das Ganze ruhiger und überlegter angehen müssen. Wir haben im Vergleich zum letzten Sommer eine viel bessere Ausgangslage. Meine Aufgabe ist es, die Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Wir haben nun die nötige Erfahrung dafür.

«Wir gehen jetzt in Richtung vierte Welle, aber wir können mit dem Virus leben.»

zentralplus: Sie glauben also nicht, dass Geimpfte bei erneuten Verschärfungen auf die Barrikaden gehen.

Guido Graf: Sehen Sie, Geimpfte werden immer einen Vorteil haben. Sie können sich ganz anders bewegen. Ich war kürzlich an einem FCL-Spiel und habe gesehen, wie unkompliziert das über die Bühne ging. Wir gehen jetzt in Richtung vierte Welle, aber wir können mit dem Virus leben. Hektik nützt hier nichts.

Gegen 5'000 Massnahmen-Kritiker demonstrierten vor einer Woche in Luzern. (Bild: bic)

zentralplus: Wie bringen wir die vierte Welle denn möglichst frei von Hektik über die Bühne?

Guido Graf: Im Moment infizieren sich vor allem jüngere Menschen. Besonders diejenigen, die aus dem Ausland nach Hause zurückkehren. Ich unterstütze die Forderung des Bundes, dass sich auch Asymptomatische nach der Rückreise testen lassen. Der beste Schutz bleibt aber die Impfung und ich bin überzeugt, dass wir nun noch mehr Junge zum Impfen motivieren können.

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14 Kommentare
  • Profilfoto von Viola
    Viola, 10.08.2021, 23:12 Uhr

    Wenn die Geimpften wegen der steigenden Zahl Infektionen durch Impfgegner und deswegen bezüglich erneut zu verordnenden Massnahmen leiden müssten, würde ich stinksauer und würde auch, zum ersten Mal in meinem Leben, an der Demo der Geimpften teilnehmen!

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  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 10.08.2021, 13:46 Uhr

    Auch Nichtschwurbler und Runderdler dürfen schwurbeln bis diese über den Rand fallen. Hallelujah!

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    Silvia Szekeres, 09.08.2021, 10:01 Uhr

    Mein Mann ist 85 und nach einer Operation noch immer gehbehindert. Er wollte sich beim Hausarzt in Emmenbrücke impfen lassen. Nach zwei Wochen erhielt er den Bescheid, dass Dr. Amling so wenig Anmeldungen für die Corona Impfungen erhalten habe, dass es ihm nicht rentiere, Personal und Raum für die Impfungen bereitzustellen. Wir sollen uns im Impfzentrum Allmend anmelden. Ich tat dies und bin schon zweimal geimpft. Für meinen Mann ist es jedoch schwierig sich dort anzumelden. Auch der Weg zum Impfzentrum ist für ihn kompliziert. Eine Bekannte hatte nach der Impfung grosse gesundheitliche Schwierigkeiten. Dies hat dazu geführt, dass sich nun auch mein Mann zu den Impfgegnern zählt. Er ist nicht der Einzige. Auch seine gleichaltrigen Kollegen haben ähnlich Erfahrungen gemacht.

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    Protection, 08.08.2021, 20:29 Uhr

    In der Notfall-Praxis Heute musste eine Familie aufgefordert werden, die Maske anzuziehen. Auf die Frage, ob er geimpft sei, antwortete der Vater mit Nein! Ungeimpfte betreten ohne Maske eine Arztpraxis?

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    • Profilfoto von Roli Greter
      Roli Greter, 09.08.2021, 16:39 Uhr

      Ich hoffe Sie haben vor 2020 immer eine Maske getragen beim Arzt und waren dabei immer gegen die aktuelle Grippevariante geimpft…

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    Paul Bründler, 08.08.2021, 17:21 Uhr

    Ich werde mir leider immer sicherer. Die Daten sprechen einfach Klartext.
    Es gab und gibt in der Schweiz keine Übersterblichkeit, es gab und gibt keine Überlastung des Gesundheitssystems und die grösste Gefahr geht von nicht regulär und unrechtmässig zugelassenen, relativ unwirksamen, experimentellen Impfstoffen aus, gegen eine «Epidemie», die keine ist. Ein kompletter Verhältniswahnsinn.
    Die Spaltung der Gesellschaft und die psychischen «Nebenwirkungen» der «Massnahmen» sind aber noch weitaus beängstigender.
    Ich weiss, das klingt extrem, ist aber nach bald 2 Jahren «Pandemie» meine Erkenntnislage.
    Ich lasse mich gerne – faktenbasiert – von anderen Ansichten überzeugen!

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    • Profilfoto von Daniela Übersax
      Daniela Übersax, 08.08.2021, 21:55 Uhr

      Sie wollen Fakten? In Brasilien starben 550’000 Menschen an Covid, wo sonst kaum je ein Grippetoter zu beklagen ist. Vor zwei Jahren waren es 434, das Jahr davor 1674 Grippetote. Jetzt können Sie hochrechnen, was dies in der Schweiz ohne Impfung bedeuten würde.

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    • Profilfoto von Groucho
      Groucho, 08.08.2021, 22:50 Uhr

      @Paul Bründler: ein Rückblick in Ihre Posts der letzten Monate zeigt nur, dass Sie sich durch rein gar nichts überzeugen lassen… Sei’s drum.

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    • Profilfoto von Roli Greter
      Roli Greter, 09.08.2021, 05:52 Uhr

      @Paul
      Es darf nicht sein was nicht sein darf.

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    • Profilfoto von Kommentarschreiber
      Kommentarschreiber, 09.08.2021, 07:43 Uhr

      @Bründler
      Ich wiederhole mich: Ihre pseudofaktischen Kommentare und Behauptungen sind an Ignoranz kaum zu überbieten und gefährlich. Vermutlich holen Sie diese bei «20 Minuten» oder so. Kennen Sie den Begriff «statistische Signifikanz»? Falls nicht, nehmen Sie sich die Zeit und lesen Sie bitte aufmerksam folgenden Beitrag:
      https://www.republik.ch/2021/08/02/zur-impfung-lesen-sie-die-packungsbeilage
      Aber eben, Verschwörungstheoretiker wählen sich ihre «Fakten» gezielt aus und sind von ihrem Wahn nicht abzubringen…..

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      • Profilfoto von Paul Bründler
        Paul Bründler, 09.08.2021, 13:02 Uhr

        Interessant ist auch diese Statistik: https://icumonitoring.ch/
        Klicken Sie dort auf «National Trends» und schauen Sie die rechte Grafik an.
        Die gelbe Kurve zeigt die Belegung der Intensivbetten mit Covid Patienten und die grüne Kurve die mit Nicht-Covid Patienten im Jahresverlauf.
        Wie erklären Sie sich, das sich die beiden Kurven praktisch spiegeln?

        Ich finde das wichtig, weil die Vermeidung der Überlastung des Gesundheitssystems doch DAS gesellschaftlich breit akzeptierte Kriterium war, als Grundlage für alle Massnahmen.
        Was ist denn nun genau passiert? Warum interessiert das niemanden?

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  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 08.08.2021, 11:28 Uhr

    An den Maddnahmendemos laufen heute bereits Menschen mit die sich Covid-19 Impstoffe verabreichen liessen…

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    • Profilfoto von Karl-Heinz Rubin
      Karl-Heinz Rubin, 08.08.2021, 17:47 Uhr

      «Maddnahmendemos»

      Sind sicher spezielle Demos von speziellen Menschen.

      Evtl. würde ein Kurs in Deutsch das Verständnis für gewisse Probleme anheben..

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      • Profilfoto von Roli Greter
        Roli Greter, 08.08.2021, 21:43 Uhr

        Evtl. könnten Sie etwas mit Inhalt zum Thema beitragen. Es gibt zwar keine Kurse dafür, aber Nicola könnte Ihnen dabei behilflich sein. Karma?

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