Reportage: Luzerner Fest

Demobluff trübt Feststimmung nicht

Das 7. Luzerner Fest steht unter dem Motto «Luzerner helfen Luzernern». (Bild: les)

Für alle, die nicht dabei waren: Am Samstag war das 7. Luzerner Fest. zentral+ war vor Ort und hat die fröhliche Stimmung eingefangen. Da wurde geschunkelt, geklatscht und fleissig das Tanzbein geschwungen. Und wo blieb die angekündigte Demo? 

Um die Mittagszeit begebe ich mich in die Stadt, um das 7. Luzerner Fest hautnah erleben zu können. Natürlich beachte ich die Weisung der Organisatoren und reise mit dem Bus an – bin ja schliesslich Profi. Überraschenderweise ist vom Luzerner Fest am Bahnhof noch gar nicht allzu viel zu spüren. Also begebe ich mich über die Seebrücke.

Festabzeichen gegen Belästigung

Den Festabzeichenverkäufern ist meine Anwesenheit natürlich nicht entgangen. Dutzende von ihnen verkaufen pink-violette Armbänder. Ganz offen legt mir der Verkäufer nahe, eines zu kaufen, ansonsten würde ich den ganzen Tag von Festabzeichenverkäufern belästigt. Das leuchtet mir ein und ich gebe ihm die 10 Franken. «Für einen guten Zweck» denke ich mir, wofür genau, muss ich mir erklären lassen. Der Erlös der Festabzeichen fliesst in die gemeinnützige Organisation «Luzerner helfen Luzernern», die gemeinnützige Institutionen in Stadt und Kanton Luzern unterstützt.

Auf dem Kapellplatz befindet sich die Bühne von «Radio Central». Die «Wood’n’Brass Jazz Connection» spielt gerade. Die Bänke sind gut gefüllt und da ich auch langsam Durst bekomme, begebe ich mich in die Massen. Die Stimmung ist fröhlich und die Leute können trotz Live-Musik normal miteinander sprechen. Finde ich gut, dieses «über die Tische lärmen» sagt mir nämlich überhaupt nicht zu.

Urchiges auf dem Kapellplatz

Die «Wood’n’Brass Connection» kommt langsam zum Ende und die Ankündigung auf die nächste Band lässt mich aufhorchen. «Entlebucher Alpenpower», der Name sagt alles, die muss ich sehen. Und sie enttäuschen mich nicht. Eine Rock-Coverband die es wirklich drauf hat. Ob «Atemlos durch die Nacht» oder «Sweet home Alabama» die Menge tobt und schwenkt frenetisch die Arme. Das gefällt und ich lasse mich vom Party-Fieber anstecken.

Die «Wood'n'Brass Jazz Connection» bei ihrem Konzert auf dem Kapellplatz (Bild: les).

Die «Wood’n’Brass Jazz Connection» bei ihrem Konzert auf dem Kapellplatz (Bild: les).

Plötzlich überkommt mich Hunger – der Feind meines Wohlbefindens. Doch am Luzerner Fest muss ich mir darüber keine Sorgen machen. Ich habe Auswahl bis zum geht nicht mir. Egal ob Bratwurst, Pizza, Penne oder etwas Süsses wie Crepes oder Waffeln, es kann geschlemmt werden. Ich entscheide mich für ein asiatisches Curry mit Reis und es schmeckt wirklich gut. Wie jedes Jahr wird das Jeton-Prinzip wieder konsequent umgesetzt. Ich nerve mich, die vier Franken für Teller und Becher zu hinterlegen, weil wegwerfen wesentlich einfacher wäre. Obwohl: eigentlich ist es ja eine gute Sache und die Stadt ist trotz des grossen Menschenauflaufes sehr sauber. Kein Vergleich zur Fasnacht etwa.

Demo – wo?

Am Rande des Kapellplatzes entdecke ich plötzlich ein Kastenwagen, vor dem zwei Polizisten stehen. Stimmt, von einer unbewilligten Demo war auch noch die Rede (zentral+ berichtete). Der ganze Kastenwagen ist voller Polizisten – nur von den Demonstranten ist keine Spur zu sehen. Sie würden sich auf dem Kornplatz treffen, kündigten die linken Aktivisten an. Doch auch dort ist lediglich Polizei zu sehen, die eher gelangweilt auf eine allfällige Demonstration wartet. Der freundliche Polizist zeigt sich einverstanden und ich darf ihn zusammen mit dem Polizeihund und einem Kollegen fotografieren. Die ganze Aufregung im Vorfeld war also umsonst.

Die Polizei inklusive Hund zeigt sich fotogen.

Die Polizei inklusive Hund zeigt sich fotogen.

(Bild: les)

Nicht ganz. Auf dem Rathaussteg entdecke ich Schriftzüge mit Kreide. «Kein Mensch ist illegal» heisst es dort. Die Demonstranten hatten angekündigt, auf die Flüchtlingsproblematik aufmerksam machen zu wollen. Ich erblicke weiter Grabsteine aus Karton und Kerzen, die normalerweise auf Friedhöfen zu sehen sind. Irgendwie passt diese Demo über dieses ernste Thema nicht wirklich zum fröhlichen Treiben des Luzerner Festes – oder eben erst recht. Die Leute zum Nachdenken anzuregen finde ich nicht verkehrt, eine konkreter Lösungsansatz wird mir aber nicht präsentiert.

 

Die Demonstranten machen mit kleinen Botschaften auf die Flüchtlingswelle aufmerksam.

Die Demonstranten machen mit kleinen Botschaften auf die Flüchtlingswelle aufmerksam.

(Bild: les)

Sogar eine Guggenmusik ist zu gegen

An der Bahnhofstrasse werde ich wiederum von lauter Musik empfangen. Viele Menschen sammeln sich rund um die Bühne und das macht mich neugierig. Das Familienprogramm findet gerade statt und rund 20 Trampoline befinden sich vor der Bühne. Auf dieser tanzt eine sehr sportliche Frau und ich bin voller Respekt für ihr strenges Programm, das sie auf dem Trampolin absolviert. Die vielen Kinder machen es ihr nach und haben einen Riesenspass. Was gibt es schöneres, als lachende Kinder? Die Eltern stehen am Rand und halten die schöne Erinnerung auf ihren Smartphones fest.

Eine Guggenmusik veranstaltet einen Polterabend am Luzernerfest und gibt ein Ständchen (Bild: les).

Eine Guggenmusik veranstaltet einen Polterabend am Luzernerfest und gibt ein Ständchen (Bild: les).

Auf dem Taxi Parkplatz spielt noch die Band «M’Ghadi». Eher jugendliches Publikum tanzt verträumt zur improvisierten Musik. Auch ich lasse mich kurz in den Bann ziehen, vernehme aber kurz darauf Musik von nebenan. Eine Guggenmusik hat sich aufgestellt und spielt Fasnachtsklassiker. Sie hätten Polterabend, verrät mir der Posunist in einer kurzen Pause. Der künftige Bräutigam reicht ein Kässli umher und auch ihm spende ich was – hab schliesslich Münz von der Depotstelle erhalten.

Auf der Bühne auf dem Taxi Parkplatz spielt die Band «M'Ghadi» (Bild: les).

Auf der Bühne auf dem Taxi Parkplatz spielt die Band «M’Ghadi» (Bild: les).

Fest läuft weiter – ohne mich

Langsam gehen die paar Stunden in die Beine. Ein «Soft Ice» gönne ich mir noch auf dem Nachhauseweg, schliesslich brennt die Sonne auf alle unsere Köpfe. Bestimmt bin ich nicht der einzige, der die Sonnencème vergessen hat und deshalb sollte ich zeitnah Schatten aufsuchen. Wohin es mich jetzt zieht, steht noch nicht fest. «Friedli & Fränz», die mir empfohlen wurden, brauche ich nicht zu sehen – schliesslich habe ich bereits Entlebucher gehört. Ganz schön war’s am Luzerner Fest. Und es wird auch ohne mich noch lange dauern.

Lesen Sie hier, wie das grosse Feuerwerk entstand. zentral+ hat den Machern über die Schultern geschaut. 

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