Achtung, fertig, ausgesturmt: Geld fehlt

Dem Zuger Chriesisturm droht das Aus

Haben sie bald ausgedient? Zwei Leitern am diesjährigen Zuger Chriesisturm auf dem Pflastersteinboden der Zuger Altstadt.

(Bild: pbu)

Der Zuger Chriesisturm ist in Gefahr. Weil die Stadt den jährlichen Beitrag kürzt, droht, dass schon bald keine Leitern mehr über die historischen Altstadtgassen getragen werden. Zwei Gemeinderäte können das nicht mit ansehen – und versuchen nun mit einem «Buebetrickli», den bevorstehenden Untergang abzuwenden.

Rabenschwarze Wolken bedecken das Firmament über der Zuger Altstadt. In den historischen Gassen, wo sich seit 2009 alljährlich einige Hundert Zuschauer für ein 20-minütiges Spektakel einfinden (zentralplus berichtete), droht Ungemach: Der Zuger Chriesisturm läuft Gefahr, wieder in der Versenkung zu verschwinden.

Diesmal sind aber nicht die Kirschessigfliegen das Problem (zentralplus berichtete), sondern das Geld. Um ganze 17’500 Franken jährlich reduziert die Stadt Zug ihr Budgetkonto Nummer 3636.14 unter dem Namen «Verein IG Zuger Chriesi» (siehe Box). Der städtische Sparhammer schlägt mit voller Wucht auf die Kirschen ein. In gut zwei Jahren nämlich, also 2018, müsse die IG Chriesi gänzlich in die Selbstständigkeit entlassen werden, meint der Stadtrat. Im Rahmen des Spar- und Verzichtsprogramms geht dieser davon aus, dass man den Verein danach nicht weiter wird unterstützen können.

Kampf fürs Wahrzeichen

Die im Jahr 2008 gegründete IG Zuger Chriesi hat sich zum Ziel gesetzt, im ganzen Kanton 1000 neue Kirschbäume zu pflanzen. Damit wolle man nicht nur das Chriesibrauchtum pflegen, sondern auch den lokalen Chriesimarkt stärken und die Kirschen zum Wahrzeichen der Region machen, heisst es auf der Homepage des Vereins. Die IG organisiert zudem alljährlich den Chriesisturm und den Chriesitag.

Obwohl dabei viel Freiwilligenarbeit geleistet wird, fallen natürlich Kosten an. Finanziert werden die Vereinsanlässe durch Gönner und Sponsoren. Die finanzielle Hauptlast trägt die Stadt Zug. Die Unterstützung seitens der Stadt war allerdings als Starthilfe für die ersten Jahre gedacht. Die finanzielle Unabhängigkeit der IG war von Anfang an erklärtes Ziel.

Die Wurst alleine bringt es nicht

«Halt, stopp, zurück!», schreien nun einige Chriesifreunde. Allen voran die beiden Parlamentarier Hugo Halter (CVP) und Philip C. Brunner (SVP). Mittels eines Postulats bitten sie den Stadtrat, dem organisierenden Verein IG Zuger Chriesi für die Durchführung des Chriesisturms und des Chriesimärts jährlich bis zu 35’000 Franken zu gewähren. «Damit dieser junge alte Brauch nicht stirbt», erklärt Halter seine Motivation. «Mit 35’000 Franken wäre die Durchführung des Chriesisturms fürs 2017 gesichert.»

Ratskollege Brunner fügt an: «Falls der Stadtrat in unserem Sinne handelt, dann hätte der Verein für nächstes Jahr 30’000 Franken für die IG und zusätzlich noch 35’000 Franken für den Chriesisturm zur Verfügung. Wenn nicht, besteht die Gefahr, dass sich der Verein gänzlich anderen Posten, wie dem Projekt ‹1000 Kirschbäume für Zug›, zuwendet. Der Chriesisturm hätte das Nachsehen. Alleine mit Wurstverkäufen lässt sich dieser Anlass nicht finanzieren.»

Hier war die Welt für kurze Zeit in Ordnung. Die Läufer am diesjährigen Chriesisturm. (Bild: IG Zuger Chriesi)

Hier war die Welt für kurze Zeit in Ordnung. Die Läufer am diesjährigen Chriesisturm. (Bild: IG Zuger Chriesi)

Der Stadtrat solle nun dafür sorgen, dass dieser kulturell wertvolle Anlass mitten in der historischen Altstadt, von dem die ganze Stadt Zug profitiere, nicht aus finanziellen Gründen zu Grabe getragen werde. Die beiden Parlamentarier verweisen zudem darauf, dass im 2016 rund 3,8 Millionen Franken für die städtische Kultur budgetiert seien – der Chriesisturm sehe aus diesem Topf allerdings keinen müden Rappen.

«Die entscheidende Frage ist nicht, mit wie viel Geld die Stadt Zug die IG unterstützt, sondern wie lange noch.»

Dolfi Müller, Zuger Stadtpräsident

Willkommen in der Adoleszenz

Seitens der Stadt kann man die Aufregung nicht ganz nachvollziehen. Stadtpräsident Dolfi Müller verweist auf den Umstand, dass der Verein ab 2018 ohnehin nicht mehr am städtischen Finanztropf hängen solle. «Die entscheidende Frage ist nicht, mit wie viel Geld die Stadt Zug die IG Zuger Chriesi unterstützt, sondern wie lange noch.»

Da aus dem parlamentarischen Vorstoss von Halter und Brunner diesbezüglich keine klare Haltung hervorgehe, rechnet Müller damit, dass sich die Debatten im GGR in erster Linie darum drehen werden. «Die Budgetkürzung ist das eine. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass mit dem Postulat darauf abgezielt wird, die städtische Unterstützung für den Chriesisturm längerfristig zu sichern», konstatiert Müller.

«Achtung, fertig, ausgesturmt»?

Ob dieses «Buebetrickli» von Halter und Brunner zu ihren Gunsten ausgeht, wird sich zeigen. Am 30. August wird das Postulat im GGR überwiesen. Stadtpräsident Müller – ein bekennender Fan des Chriesisturms – ist unabhängig davon bereits jetzt der Überzeugung, dass der Anlass in der Zuger Altstadt nicht dem Tod geweiht ist: «Ich male nicht schwarz. Man müsste dann halt nach anderen Lösungen suchen, um die Veranstaltung weiterhin durchführen zu können.»

Auf jeden Fall würde es der Zuger Stadtpräsident schätzen, wenn er auch künftig zum Megafon greifen könnte, um damit die Startworte «Achtung, fertig, Chriesisturm» durch die Gassen der Zuger Altstadt schallen zu lassen. Aber: «Auch wenn etwas den Leuten grosse Freude bereitet, heisst das noch lange nicht, dass der Staat dafür aufkommen muss.»

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