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Die Luzerner Polizei soll vor Ort präsenter sein – dafür will die Regierung die Hälfte der Polizeiposten schliessen.
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Die Luzerner Polizei soll vor Ort präsenter sein – dafür will die Regierung die Hälfte der Polizeiposten schliessen. (Bild: ber)

Polizeiposten abschaffen: Ist das schlau oder leichtsinnig?

Die Luzerner Regierung plant, die Hälfte der Polizeiposten zu schliessen. Die Polizisten sollen unterwegs sein, statt im Büro zu sitzen.

Ein Papp-Kamerad hat die gleiche Wirkung

Der Aufschrei in den Luzerner Gemeinden ist gross. Die Regierung will «unsere» Polizeiposten schliessen! Schlimm findet das Guido Roos, Geschäftsleiter des Entwicklungsträgers Region Luzern West. Viele Gemeinden hätten extra den Polizeiposten neben der Abteilung für Sozialhilfe platziert, jammerte er im Regionaljournal. Als ob von den ländlichen Sozialhilfebezügern generell kriminelle Energie ausginge.

Fakt ist: Polizeiposten auf dem Lande haben höchstens einen Placeboeffekt. Faktisch sind sie meist gar nicht besetzt. Die Polizei könnte einen Pappkameraden aufstellen – er hätte die gleiche Wirkung. Es steht der Luzerner Polizei gut an, diese Maskerade fallenzulassen.

Kommandant Adi Achermann will die Ressourcen dort einsetzen, wo sie tatsächlich gebraucht werden. Wenn etwas passiert, ist die Polizei so schneller vor Ort. Das ist einiges nützlicher, als im Notfall vor einem leeren Polizeiposten zu stehen.

Statt im Büro zu sitzen, sollen die Polizistinnen unterwegs sein. Die sichtbare Präsenz hat tatsächlich eine präventive Wirkung – im Gegensatz zu leeren Polizeigebäuden. Sie signalisiert potenziellen Täterinnen ein hohes Risiko, erwischt zu werden.

Zu Prävention gehört auch der Kontakt zur Bevölkerung. Der Dorfpolizist weiss, was vor Ort läuft und wo sich soziale Brennpunkte entwickeln. Aber auch da gilt: Mit offenen Augen durch die Strassen zu gehen bringt mehr, als pro forma die Polizeistation zu hüten.

Polizei verliert den Bezug zu ihrer (Dorf-)Bevölkerung

Der Kontakt mit der Bevölkerung ist eminent wichtig für die Polizei. Je greifbarer eine Polizistin oder ein Polizist im Dorf ist, desto kleiner ist die Hemmschwelle, die Polizei im Notfall um Hilfe zu bitten. In einem kleinen Dorf kennt in der Regel jedes Kind den Namen «seines» Polizisten. Dies schafft Nähe, dies schafft Vertrauen. Polizisten, die nur durch das Dorf kurven wie Autoposer, haben definitiv nicht die gleiche Wirkung.

Stichwort Prävention: Wenn ein Einbrecher auf Erkundungstour ist und beispielsweise durch Meggen fährt, sieht er an der Hauptstrasse den Posten. Vor dem Haus steht auch ab und zu ein Polizeiauto. Diese fixe Präsenz in einem Dorf ist unbezahlbar.

Mit Streifen rechnen die Einbecher eh jederzeit. Die Präventivwirkung eines Postens ist, selbst wenn die Posten und Autos nicht besetzt sind, spürbar. Erfahrungen aus anderen Korps beweisen dies. So stellten zum Beispiel die Aargauer ihre alten Polizeiautos auf Parkplätze in den Wohnquartieren. Sozusagen als Diebenschreck.

Stichwort Erreichbarkeit: Wir wissen ja leider aus Erfahrung, dass unsere Notrufnummern nicht mehr so zuverlässig sind, wie sie es waren (zentralplus berichtete). Wenn sich nicht drastisch etwas ändert, können wir wegen Stromausfall oder einer weiteren technischen Panne die Nummern in Zukunft ab und zu nicht erreichen.

Wohin geht zum Beispiel eine betagte Person in einem Dorf bei einem Notfall oder wenn sie eine verdächtige Beobachtung gemacht hat? In der Regel kennt jedes Kind den Standort des Polizeipostens. Die Sicherheit leidet, wenn diese wegfallen.