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Gibt es noch Sparpotential bei der Bildung im Kanton Luzern?

Der Kanton Luzern muss aufgrund seiner Steuerstrategie weiter sparen. Vor allem das Kultur- und Bildungsdepartement sucht, schon fast verzweifelt, nach möglichen Einsparungen (zentral+ berichtete). Für bürgerliche Politiker wie den langjährigen Kantonsrat Sepp Furrer (CVP) ist das ein Jammern am falschen Ort. Der Grund für die steigenden Kosten im Bildungsbereich seien die ständigen Schulreformen und der steigende Bedarf nach Lehrkräften. Für Joël Mayo, Präsident der Luzerner Jungsozialisten (JUSO), spart der Kanton bei der Bildung am falschen Ort. Er befürchtet einen Rückschritt bei der Qualität der Ausbildung, was dem Ziel eines starken Wirtschaftskantons Luzern widerspreche.

Die Bildung zählt zu den grössten Ausgabeposten

Aus meiner Sicht als langjähriger Kantonsrat ist der Titel dieses Pro & Contra falsch. Er sollte nämlich heissen: Warum steigen die Ausgaben des Kantons – trotz den vielen sogenannten Sparpaketen – jährlich um zirka 80 Mio. Franken? Wir hatten 1995 ein Luzerner Kantonsbudget von 2.5 Milliarden Franken.
2014 stehen wir, ohne die inzwischen ausgelagerten kantonalen Spitäler, (das sind ca. 800 Mio. Franken) bei 3,5 Milliarden Franken.
Der grösste Budgetanstieg ist bei der Bildung- und im Gesundheit- und Sozialbereich zu verzeichnen. Unter diesen Fakten ist klar, dass auch bei der Bildung hingeschaut werden muss.
Bei der Bildung verursachen die häufigen Schulreformen, die steigende Schüler/Studentenzahlen, die reduzierte Klassengrössen, und die dadurch mehr benötigten Klassenlehrer Mehrkosten.
 
Bildung ist wichtig. Die Bildung wird immer in Bewegung bleiben. Wir brauchen gut geschulte junge Menschen auf allen Stufen, für eine gute Zukunft. Da scheint mir sehr wichtig, dass das Wohl des Lernenden im Vordergrund steht.
Darum sind die vielen Reformen und Projekte und der daraus resultierende steigende administrative  Aufwand der Lehrer zu bremsen. Die kritischen Lehrer an der Basis, die diese Entwicklung skeptisch hinterfragen, die Sparpotenzial in der Schulorganisation sehen und dies auch bei der zuständigen Stelle kundtun, sollte man besser anhören statt ihnen mit Konsequenzen zu drohen. Noch besser wäre es, solche Personen ins Departement Bildung zu holen, ihre Sparvorschläge zur Administration rund um unsere Lernenden zu prüfen. Da sehe ich noch Sparmöglichkeiten.
 
Ein altes Sprichwort: Weniger wäre manchmal etwas mehr!
 
Generell hat der Kanton Luzern als finanzschwacher Kanton nicht die gleichen Möglichkeiten wie die Kantone Zug, Schwyz, Zürich und Nidwalden. Während der Luzerner Steuerkraft Index bei ca. 75 % liegt    (= 25 % unter dem Durchschnitt aller Kantone), haben die vorher genannten Kantone, beispielsweise Zug, bis ca. 250 % Steuerkraft-Index. Der tiefe Steuerkraft- Index von Luzern können wir nur erhöhen, wenn wir vom Steuerfuss her nicht zu hoch sind.

In der Vergangenheit sind die guten Steuerzahler von Luzern in die steuergünstigen umliegenden Kantone abgewandert. Es ist uns gelungen mit den – von linker Seite stark kritisierten – Steuersenkungen diese Abwanderung zu stoppen. Stand heute, haben wir wieder eine Zuwanderung von starken Steuerzahlern und Unternehmungen. Es gilt hier die angelaufene positive Entwicklung abzuwarten und nicht schon beim ersten Windstoss die Segel einzuziehen. Wenn der angestrebte höhere Steuerkraft-Index gelingt, gibt dies für den ganzen Kanton in Zukunft eine angenehmere  Ausgangslage bei der Finanzierung seiner Aufgaben und Pflichten.

Der Wirtschaftsstandort braucht gut ausgebildetes Personal

Unser Rohstoff sei Bildung. Gebetsmühlenartig wird die Rohstoffmetapher immer und immer wieder rezitiert. Das tut ihrem Wahrheitsgehalt zwar keinen Abbruch, aber die daraus abzuleitende Konsequenz bleibt im Kanton Luzern aus. Unter den beschlossenen Sparmassnahmen gerät sie mehr und mehr zur sinnentleerten Worthülse, zur Phrase.

Dass die Bildung im Kanton Luzern bereits genug geblutet hat, zeigt sich in der besorgniserregenden Fantasie bei den Bemühungen, selbst kleinste Beträge einzusparen. Zwar wurde die abstruse Idee eines einwöchigen Unterrichtsausfalls verworfen, schmerzhaft bleiben indes weitere Beschlüsse zulasten von Lernenden.

Von der Aufhebung der Bibliotheken an den Berufsbildungszentren Bau und Gewerbe, sowie Wirtschaft, Informatik und Technik, verspricht man sich Einsparungen in der sagenhaften Höhe von 100‘000 Franken. Im gleichen Zug wird unter dem Euphemismus einer «Wirtschaftlicheren Klassenplanung» die Anzahl von Klassen an den Berufsbildungszentren reduziert. Das bedeutet eine Ausschöpfung der maximalen Klassenhöchstbestände auf 26 Lernende für eine Einsparung von 200‘000 Franken.

Es bedarf keiner prophetischen Weitsicht um festzustellen, dass uns diese Einsparungen teuer zu stehen kommen werden. Eine Reduzierung der Qualität von Unterricht und Infrastruktur geht nicht einher mit dem Ziel eines starken Wirtschaftsstandorts Luzern, in dem Unternehmen auf gut ausgebildetes Personal angewiesen sind.

Mit Wirtschaftsförderung hat denn auch die Vergabe der Informatik der Fachhochschule an den Kanton Zug wenig zu tun. Für ein paar Millionen wird damit ein zukunftsträchtiger Ausbildungsbereich ausgelagert. Wenn solche Aktionen als Lösung für die desolate finanzielle Situation des Kantons Luzern präsentiert werden, offenbart sich das längst ausgeschöpfte Sparpotential im Bereich Bildung.

Eine gute schulische Infrastruktur, eine hohe Qualität des Unterrichts, ein breites Angebot für Aus- und Weiterbildung, das sind wertvolle Standortfaktoren, das ist die Weichenstellung für die Zukunft aller Schülerinnen und Schüler, Lernenden und Studierenden. Wenn sinnvolles Sparen nicht mehr möglich ist, ist es an der Zeit, den Blick auf die Einnahmenseite zu werfen.