Rückläufige Kino-Besuche in Zug und Luzern

2013: Nur Schrott auf der Leinwand?

3D-Brillen zeigen ihre Wirkung. Eine Vorführung am Open-Air-Kino beim Luzerner Alpenquai. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Unsere Kinos hatten 2013 die schlechtesten Besucherzahlen seit zehn Jahren zu verzeichnen. Sei es bei «Mainstream»- oder «Independent»-Filmen: In Luzern sind die Eintritte um insgesamt 16 Prozent eingebrochen, in Zug um 15 Prozent. Können die Betreiber einen solchen Einbruch verkraften?

Ein Kinobesuch. Es ist Ende Dezember und der Weihnachts-Blockbuster «Hobbit Teil 2» wird gerade gezeigt. Im Kinosaal «Moderne» an der Luzerner Pilatusstrasse herrscht gähnende Leere. In der Stille hört man gelegentlich das Popcorn knistern. Ein kurzer Blick in den Raum verdeutlicht, da sitzen nicht mehr als 30 Zuschauer in ihren Sesseln – wie eine verlorene Menschentraube in einem riesigen Saal, der eigentlich 400 Plätze bieten würde. Dann dauert es eine Spiefilmlänge – und der Hobbit ist abrupt fertig. Mitten in der Spannung kommt die schwarze Mattscheibe. Das Konzept dahinter, dass der dritte Teil erst im Advent 2014 dem Publikum «geschenkt» werden soll, kommt nicht gut an. Begeisterung bei den Zuschauern sieht anders aus.

«Hobbit 2» war nicht der einzige Film, der im Jahr 2013 schlecht lief. Vereinsamte Kinosäle waren offenbar keine Seltenheit. Gemäss den provisorischen Angaben des Branchenverbandes Pro Cinema sind die Besucherzahlen im letzten Jahr regelrecht eingebrochen. Im Vergleich zu 2012 fielen sie in der Stadt Luzern um satte 17 Prozent, auf rund 796’000 gelöste Tickets. Und in der Stadt Zug um 15 Prozent, wie Thomas Ulrich, Geschäftsführer der Zuger Kinos, bilanziert. Dabei läge der mehrjährige Durchschnitt in Zug bei 175’000 Eintritten. Für die hiesigen Kinobetreiber ist es das schlechteste Ergebnis seit zehn Jahren.

«Hobbit» und «Despicable Me» an der Spitze

Lief im Kinojahr 2013 zu viel Schrott auf der Leinwand? Wie gehen die hiesigen Kinos mit diesen schlechten Besucherzahlen um? Thomas Ulrich bringt es für die gesamte Branche auf den Punkt: «Einzelkinos und ‹Arthouse› sind in der Krise. Den ‹Multiplex-Kinos› geht es gut.» Die wirklichen Gassenfeger und Blockbuster fehlten im letzten Jahr aber allen.

Vorab Blockbuster zeigt die Branchenleaderin, die Zürcher Kitag-Gruppe. Auch deren Luzerner Kinos, zu denen unter anderem das Multiplex-Kino Maxx Filmtheater in Emmen sowie die grösseren städtischen Kinos Moderne und Capitol zählen, spüren einen massiven Besucherrückgang: «Diverse Filme, auf die grosse Erwartungen gesetzt wurden, konnten diese nicht erfüllen», konstatiert Wilfried Heinzelmann, Mitglied der Kitag-Geschäftsleitung. Und er fügt hinzu: «Der Rückgang fiel aber bei Kitag mit deutlich unter 10 Prozent offenbar weit weniger gravierend aus als im Branchendurchschnitt.»

Schweizweit – und so auch in Zug und Luzern – waren der Zeichentrickfilm «Despicable Me 2» und der Fantasyfilm «Hobbit 2» die erfolgreichsten Streifen. «Die besten zwei haben je rund 400’000 Eintritte verzeichnet», sagt René Gerber vom Branchenverband ProCinema. Das sei allerdings nichts im Vergleich zum Filmjahr 2012: Der französische Film «Intouchables» und der James Bond «Skyfall» hatten alleine je eine Million Eintritte verzeichnet. Der Schweizer Durchschnitt liegt bei 15 bis 16 Millionen Tickets pro Jahr (2013: ca. 14 Millionen).

Bourbaki: «Schwankungen sind normal»

Bei den Speziellen der Branche, den «Indepedent» oder «Arthouse» Kinos, die auf grosse (meist amerikanische) Blockbuster in ihrer Programmgestaltung verzichten, sehen die Besucherzahlen nicht besser aus. Frank Braun, Geschäftsleitungsmitglied der Neugass Kino AG, die das Luzerner Filmhaus Bourbaki führt, erwartet einen ähnlichen Rückgang wie bei der gesamten Schweizer Branche. Der liege ebenfalls bei etwa 15 Prozent. Das Bourbaki zähle ungefähr 130’000 Eintritte pro Jahr, so der Mehrjahres-Schnitt gemäss Braun.

Ein Schock ist der Besucherschwund für ihn nicht. Braun reagiert gefasst: «Schwankungen bei den Eintrittszahlen sind normal», sagt er. Dass das Jahr 2013 nicht gerade rosig ausfallen wird, habe man im Voraus vermutet. Und betriebswirtschaftlich gesehen laufe das Geschäft gut, nach dem Bourbaki-Modell «Kino mit Gastro». Braun nennt das Konzept mit vier Vorführsälen «Miniplex». Das sei wie ein grosses Multiplex-Kino, aber mit alternativer Programmgestaltung. «Wir haben in den letzten Jahren eine treue Stammkundschaft aufbauen können. Unsere übertragbaren Kundenkarten machen rund zehn Prozent der Eintritte aus», sagt Braun.

Die Kassenschlager des Filmjahres 2013 waren für das Bourbaki «Nachtzug nach Lissabon» sowie der Schweizer Dokumentarfilm «More than Honey». Aber im Vergleich zu den Besuchermagneten im 2012 – mit dem französischen Film «Intouchables» – sei das Filmjahr 2013 eintrittsmässig nicht der Rede wert. «Für uns war das 2012, speziell mit Innerschweizer Filmen wie ‹Wir Kinder vom Napf› und ‹Die Wiesenberger› ein absolutes Ausnahmejahr.»

Zug: «Generell ok»

Für den Zuger Kinobetreiber Thomas Ulrich, dessen Herz besonders für kleine Filmperlen schlägt, ist das Jahr 2013 eine traurige Ausnahme. Der Arthouse-Fan hofft, dass es im 2014 besser wird. Der Spielplatz in Zug sei begrenzt, und die alternativen Filme brächten den Zuger Kinos nicht viel Geld ein. Ulrich finanziere seit Jahren seine Lieblinge mit kommerziellen Blockbustern aus Hollywood quer. «Uns geht es generell ok», sagt er zum Geschäftsgang.

«Als Kinomonopol in Zug haben wir die Verpflichtung, auch Filme jenseits des Mainstreams zu zeigen», erklärt Ulrich weiter. Er legt auch Wert darauf, Filme in der Originalsprache im Programm zu haben. Seine kommerziell erfolgreichsten Filme im 2013 – diejenigen zur «Querfinanzierung» – waren unter anderem die Hollywood-Streifen «Django unchained», «Great Gatsby», «Hangover 3» und «Lincoln».

Ein Blick ins 2014

Eine kurze Recherche im Internet gibt vielversprechende Hinweise für das nächste Kinojahr. Die Aussichten – ob «Mainstream» oder «Independent» –  seien nicht so schlecht. Darunter zum Beispiel ein Tipp der Website «rollingstone.de», der Christopher Nolans Hollywood-Drama «Interstellar» empfiehlt. Das sei ein Projekt, an dem zuvor Steven Spielberg drei Jahre lang gearbeitet habe und das sich an Nolans Vorgängern («Inception» oder «The Dark Knight Rises») messen wird. Oder da wäre für die Spezialisten Lars von Triers Director’s Cut von «Nymphomaniac». Ob er tatsächlich so skandalös ist, wie das Netz es uns weis machen will? Wir werden sehen.

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