Luzerner 5-Sterne-Haus für 100 Millionen umgebaut

«Nein, wir machen das Palace nicht zum Chinesen-Hotel»

Muss noch über ein Jahr bis zur Eröffnung warten: Palace-Direktor Peter Durrer.

(Bild: hae)

Auch wenn ein chinesischer Multimillionär das Luzerner Edelhotel Palace umbauen lässt, heisst das nicht, dass er sich damit auf die Touristen aus Asien fokussiert. Bei einer Hotelbegehung erklärt Direktor Peter Durrer zentralplus seine Pläne. Und staunt ob all der Preziosen, die da beim Umbau freigelegt werden.

Eigentlich hätte das grosse Luzerner Hotel diesen Herbst wiedereröffnen sollen, in alter Frische und neuem Glanz. Seit November 2017 steht das von 1904 bis 1906 erbaute Belle-Époque-Haus am Carl-Spitteler-Quai still. Das Direktionsehepaar Catherine und Raymond Hunziker hörte nach fünf Jahren auf.

Yunfeng Gao, Multimillionär aus China, hatte das Haus 2015 gekauft. Damals wollten Hotelfans aus der ganzen Schweiz beim Verkauf des Mobiliars teilhaben und sich ein Stück des Prunkbaus in die gute Stube holen (zentralplus berichtete).

Die ursprünglichen Pläne wurden über den Haufen geworfen, statt des anfänglich geplanten All-Suites-Konzepts werden jetzt mehr Doppelzimmer realisiert: «Herr Gao wollte lieber kleinere Zimmereinheiten, die verkaufen sich besser», erklärt Peter Durrer (50). Der erfahrene Hotelier, der neun Jahre lang das Fünfsternehaus Villa Honegg ob Ennetbürgen erfolgreich führte, ist seit April 2018 Direktor des Palace. 

Durrer war seit dem Abgang im Hotel Villa Honegg ein Jahr im Palace aufs Warten beschränkt und übernahm in anderen Schweizer Gao-Hotels organisatorische Aufgaben. «Bis das neue Konzept spruchreif war, verstrichen Monate, weshalb jetzt anstatt im Herbst 2019 die Palace-Wiedereröffnung auf Oktober 2020 verschoben wurde.» 

60 Bauarbeiter vor Ort

Durrer steht auf dem Dach des Hotels und blickt stolz auf sein neues Hotel-Baby, in dem heftig und laut umgebaut wird. «Für den Laien sieht das aus wie ein Rohbau», sagt er. Und tatsächlich: Rund 60 Bauarbeiter werken mit grossen Kränen, Presslufthammern und Sägeblättern, sie brechen sogar einzelne Wände ein.

Patrick Melsah trägt Wände ab: 60 Bauarbeiter malochen im Palace.

Patrick Melsah trägt Wände ab: 60 Bauarbeiter malochen im Palace.

(Bild: hae)

Auch wenn sich der Umbau des Hotels um ein Jahr verzögert, freut sich Durrer. Denn die Historikerinnen und Restaurateure machen viele Entdeckungen: «Unglaublich, welche wertvollen Muster wir unter den Böden und welche schmucken Wände wir hinter den Tapeten entdecken.» Im Salon bleu beispielsweise, dem laut Denkmalschutz wertvollsten Raum, fand sich Marmorstein vom Gotthard, der über die 110 Jahre Betrieb viermal übermalt wurde.

«Ornamente von Palmen und Schwertlilien zeugen von der damaligen Sehnsucht nach dem Süden.»

Peter Durrer, Palace-Direktor

Direktor Durrer staunt: «Überall finden sich Ornamente von Palmen und Schwertlilien, was von der damaligen Sehnsucht nach dem Süden zeugt.» Mit dem Denkmalschutz wurden Recherchen gemacht, und diese alten Design-Preziosen möchte der Bauherr wieder feinsäuberlich restaurieren und integrieren lassen.

Direktor Durrer ist stolz auf Ornamente, was von der damaligen Sehnsucht nach dem Süden zeugt.

Direktor Durrer ist stolz auf Ornamente, was von der damaligen Sehnsucht nach dem Süden zeugt.

(Bild: hae)

Hotelbesitzer Gao folgt denn auch gerne den Vorschlägen des Denkmalschutzes und der Experten. Er mischt sich hier nicht gross ein, denn der 52-jährige Ingenieur hat viel anderes zu tun: Dem Investor gehört in der High-Tech-Stadt Shenzhen die Han’s Laser Technology mit mehr als 10’000 Mitarbeitenden. Daneben ist er in chinesischen Immobilien- und Tourismusprojekten involviert.

Hotels auf Frutt und in Engelberg

Und Gao betreibt auch Hotels in Obwalden: Der Investor baute auf Melchsee-Frutt die Frutt Lodge & Spa sowie die Family Lodge mit insgesamt 114 Zimmern sowie in Engelberg ein weiteres Palace-Hotel (ehemals Europäischer Hof) mit 129 Zimmern und grossem Spa auf dem Dach, das September 2020 eröffnet wird. Damit peilt der Chinese eine internationale Kundschaft an.

«US-Amerikaner sind unsere stärkste Klientel, daneben setzen wir auf Touristen aus Europa.»

Gerüchte gehen um in der Hotelbranche, dass das Luzerner Palace vorwiegend für wohlhabende Chinesen umgebaut werde. Peter Durrer schüttelt darüber nur den Kopf: «Wir bauen zwar aus 129 neu 148 Zimmer. Aber nein, wir machen das Palace nicht zum reinen Chinesen-Hotel – die US-Amerikaner sind vielmehr seit jeher unsere stärkste Klientel, daneben setzen wir auf Touristen aus Europa.»

Weil das Palace-Spa im 3. und 4. Stock aufgehoben wird, hat Durrer mehr Raum für Zimmer, 140 Vollzeitstellen kann er in seinem Fünfsternhaus dereinst vergeben. 

Das Hotel als Baustelle: Blick auf den Spittelerquai mit dem Palace.

Das Hotel als Baustelle: Blick auf den Spittelerquai mit dem Palace.

(Bild: hae)

Zu Beginn des Projekts waren zwei Restaurants geplant, jetzt soll es nur noch eines sein, das moderne französische Spezialitäten serviert. «Entscheidend beim Konzept ist, dass wir neu die Räume beweglicher nutzen wollen.» Eine Terrasse soll zusätzlich entstehen, der Garten bleibt auch für Passanten offen.

Keine Sommernutzung mehr mit Seebadi

Letzten Sommer gab es im Garten eine Zwischennutzung mit der angrenzenden Seebadi (zentralplus berichtete). Eine neuerliche Sommernutzung ist allerdings nicht möglich, denn die Bauarbeiten und die Einschalung erlauben das nicht. Durrers Bilanz der Sommeraktion 2018 ist positiv: «Die Konzepte wurden von den Luzernern gut aufgenommen, aber die Erwartung von Palace-Kunden wird in Zukunft doch eine andere sein.» Sprich, eine luxuriösere. 

Dieser mächtige Luxus im Hotel führte bei vielen Menschen in der Region immer wieder zu einer Schwellenangst. Während andere Fünfsternhotels wie etwa der Schweizerhof sich bewusst hemdsärmlig geben und solche Ängste erfolgreich aufbrechen, ist das den Palace-Betreibern über die Jahre noch nicht vollständig gelungen.

«Uns bietet sich eine neue Chance, die Welt und die Wahrnehmung von Luxus haben sich verändert.»

Der neue Palace-Chef Peter Durrer will das ändern: «Uns bietet sich eine neue Chance, die Welt und die Wahrnehmung von Luxus haben sich verändert. Dementsprechend haben wir viele optische Veränderungen gemacht. Und wir wollen das Haus mit einer klaren Sprache offener machen. Wir können die Eröffnung kaum erwarten.»

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