Millionenstreit wegen Kaffeepressen in den USA

Wahlluzerner Jørgen Bodum hat Krach mit Starbucks

Der Starbucks in der Metalli beansprucht für sich, den besten Kaffee weltweit zu haben.

(Bild: mbe.)

Der dänische Multimillionär und Wahlluzerner Jørgen Bodum hat Ärger mit dem amerikanischen Kaffee-Giganten Starbucks. Es geht um ein angeblich mangelhaftes Produkt, das die beiden gemeinsam entwickelt haben.

Wollte man zynisch sein, könnte man sagen, dass der dänische Multi-Millionär und Hersteller von Haushaltswaren, Jørgen Bodum, das Streiten zu lieben scheint. Denn während er in Luzern vor Gericht gegen eine ehemalige Redaktorin von zentralplus kämpft (zentralplus berichtete), befindet er sich laut der «Handelszeitung» auch in Übersee in einem Knatsch (siehe Box).

Der dortige Gegner ist allerdings weitaus mächtiger und es geht um Millionen von Dollars. Bodum hat in Amerika den US-Giganten «Starbucks» verklagt. Auslöser des Konflikts ist der Rückruf von mehr als 250’000 Kaffeepressen.

Langjährige Zusammenarbeit

Wie die «Handelszeitung» herausgefunden hat, geht es bei dem Streit um ein Produkt aus rezykliertem Material, das Bodum und Starbucks zusammen entwickelt haben. Da es viele Reklamationen von enttäuschten Kunden gab, ging der Kaffee-Gigant einseitig dazu über, die Ware als fehlerhaft zu deklarieren und den weltweiten Rückruf einzuleiten.

Die Story begann bereits in den 1980er Jahren. Bodum und Starbucks-CEO Howard Schulz verbindet seither eine enge Freundschaft. Mit Starbucks, das mittlerweile 30’000 Filialen auf dem ganzen Globus betreibt, geschäftet Bodum bereits seit zwei Jahrzehnten.

Crowdfunding für Medienfreiheit

Der Däne Jørgen Bodum hat letzten Freitag den «Goldenen Bremsklotz», einen Schmähpreis, erhalten (zentralplus berichtete). Er hat die Luzerner Journalistin Jana Avanzini wegen Hausfriedensbruch angezeigt, nachdem sie eine zentralplus-Reportage über die Gundula-Besetzung machte. Sich juristisch zu wehren, kostet Geld. Für die bisherigen Kosten im Umfang von rund 15'000 Franken kamen zentralplus und Private Spender auf. Für die nächste Instanz ist mit einem Betrag von rund 10'000 Franken zu rechnen. Um die Gerichtskosten finanzieren zu können, läuft seit kurzem ein Crowdfunding.

In dieser Zeit wurde der Gigant zum wichtigsten Kunden von Bodum. Seit 2002 gebe es zwischen den beiden ein Rahmenabkommen, wonach gewisse Bodum-Produkte in allen Starbucks-Filialen auf der ganzen Welt verkauft werden müssen. 

Abgebrochener Knopf als Auslöser

Das Problem bei besagter Kaffepresse war der Knopf, den man drücken muss, um das Gerät zu betätigen. Viele amerikanische Kunden verletzten sich, weil dieser beim Betätigen der Presse abbrach. Aus Asien und Europa seien jedoch keine solchen Fälle bekannt.

Bodum und Starbucks liessen das Produkt schliesslich in einem Genfer Labor testen. Dieses kam zum Schluss, dass der Knopf den Belastungen des täglichen Gebrauchs grundsätzlich Stand halte. Damit er bricht, brauche es eine Belastung von 40 Kilogramm. Das Fazit: ein Rückruf sei nicht angezeigt.

Bodum spricht von «unzumutbarem Schaden»

Laut der «Handelszeitung» hatte sich Starbucks aber trotzdem für diesen Schritt entschieden. In der US-Klage wirft Bodum dem Giganten vor, dass dieser eine schwierige Beziehung zur amerikanischen Behörde unterhalte, die für Produktesicherheit und Konsumentenschutz zuständig ist und das belastete Verhältnis durch den Rückruf verbessern wollte. Starbucks musste der Behörde bereits einmal eine Millionenbusse bezahlen.

Bodum stellt sich auf den Standpunkt, dass der Rückruf unnötig war. Zudem habe Starbucks nicht darauf hingewiesen, dass das bemängelte Starbucks-spezifische Modell in grau gehalten sei, während die Pressen, die es im normalen Verkauf angeboten werden, schwarz seien. Dadurch habe Starbucks Bodums Ruf auf der ganzen Welt geschädigt.

Massenentlassung bei Bodum in Portugal

Im Mai hat Bodum zwei Drittel der Belegschaft eines Werks im portugiesischen Ílhavo entlassen. Die Kunststoffspritzfabrik, eine von zwei von Bodum in Portugal, ist erst seit August letzten Jahres in Betrieb und es hätte keinen spürbaren Auftragsrückgang gegeben, schreibt die Lokalzeitung «Noticias de Aveiro». Betroffen von der Entlassung seien bis zu 72 Personen aus allen Bereichen, von der Planung bis zur Produktion. Einen Zusammenhang mit dem Starbucks-Knatsch hat Bodum jedoch ausgeschlossen.

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