Sie haben auch nach 40 Jahren noch nicht genug

Diese Aussteller haben keine einzige Luga verpasst

Jakob Riedweg war jedes Mal dabei. Sein Geschäft hat er vor zwei Jahren aber verkauft.

(Bild: bic)

Die Luga feiert ihren 40. Geburtstag. Trotz der vielen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen in den letzten Jahrzehnten gibt es Aussteller, die jedes Mal dabei waren. Dass es für sie auch heute noch rentiert, hat trotz Internet gute Gründe.

Die Luga auf der Luzerner Allmend feiert dieses Jahr ihr 40. Jubiläum. Hunderte Aussteller buhlen während zehn Tagen um die Gunst der Gäste. Während einige Stände jedes Jahr wechseln, halten rund ein Dutzend Gewerbetreibende der Messe seit Beginn die Stellung und sind dieses Jahr das 40. Mal dabei.

Viele Schweizer Messen wie die Muba in Basel mussten ihre Tore für immer schliessen – die Luga mit ihren Ausstellern hält sich wacker (zentralplus berichtete). Das ändernde Einkaufsverhalten und der Online-Handel sind nur zwei der Gründe, wieso die Zeit für viele Publikumsmessen abgelaufen ist. Warum also halten diese Aussteller seit vier Jahrzehnten der Luga auf der Allmend die Treue?

Nicht nur eine Messe, sondern eine Attraktion

Einer der treuen Aussteller ist die Fischer Küchen und Haushaltsgeräte AG aus Luzern. «Früher kam man an die Luga, um irgendein Schnäppchen zu machen. Im Internet gibt es solche Angebote heute aber das ganze Jahr», sagt Geschäftsführer Urs V. Meier. Für ihn ist es die 22. Luga. Die Leute würden seinen Stand unter anderem deshalb besuchen, weil Fischer Küchen ein Luzerner Traditionsunternehmen sei. «Wir können so auch immer neue Leute kennen lernen, was enorm wichtig ist», sagt er.

«Die steigenden Standmieten machen uns schon zu schaffen.»

Urs V. Meier, Aussteller

Die Luga sei eine Publikumsmesse, die Attraktionen für Jung und Alt biete. Dies sei folglich der Grund, wieso die Leute immer noch so zahlreich erscheinen würden, ist Meier überzeugt. «Die Zentralschweiz tickt anders als Basel oder Zürich und in den Bergkantonen gibt es nicht die gleichen Freizeitmöglichkeiten wie an anderen Orten», so Meier.

«Die steigenden Standmieten machen uns aber schon zu schaffen. Wir müssen uns deshalb jedes Jahr Gedanken machen, ob wir wieder an die Luga gehen wollen. Das war früher schon noch anders.» Vor 40 Jahren habe man an der Luga die neusten Entwicklungen und Geräte sehen können. Heute genüge ein Klick im Internet und man lande auf einem Video, wo alles schön erklärt wird, sagt Meier. «Ich bin darum schon erstaunt, dass es immer noch so viele Leute hat.» 

«Die Innerschweiz tickt anders»

Für die Zentralschweiz sei die Luga nach wie vor wichtig und es wäre schade, wenn es sie dereinst nicht mehr geben würde, glaubt Meier. Die Leute kämen aus den Kantonen der Urschweiz, von der Luzerner Landschaft und auch aus dem Kanton Zug. «Das Einzugsgebiet ist gewaltig», sagt Meier, darum glaubt er, dass die Luga auch mittelfristig eine Zukunft hat. Unter den Besuchern habe es viele jüngere Leute und Familien.

Direkt verkauft er an der Luga heute auch nicht mehr so viel wie früher. Dies habe damit zu tun, dass er längst nicht mehr alles zeigen könne. «Interessenten kommen aber danach in die Ausstellung in Luzern, wenn ich sie an der Messe überzeuge», so Meier.

Spürt die Auswirkungen des Online-Handels: Urs V. Meier, Geschäftsführer von Fischer Küchen.

Spürt die Auswirkungen des Online-Handels: Urs V. Meier, Geschäftsführer von Fischer Küchen.

(Bild: bic)

Es geht nicht um den Verkauf vor Ort

Jakob Riedweg war sogar persönlich an jeder Luga dabei. Der Gründer der Riedweg Motorgeräte AG verkauft Maschinen für die Gartenpflege wie Heckenscheren und Rasenmäher. «Für unseren Stand hat sich im Laufe der Jahre kaum etwas verändert», sagt er, der das Geschäft vor zwei Jahren an zwei seiner Mitarbeiter verkauft hat.

Es gehe an der Luga darum, Adressen einzuholen, an die man danach Offerten schicken kann. «Wenn jemand einen Mähroboter braucht, kann er diesen nicht vor Ort kaufen, denn wir müssen den Garten zuerst ausmessen und das Gelände anschauen, um dem Kunden das richtige Produkt anbieten zu können», schildert Riedweg das Geschäftsmodell.

«Früher hatten wir aber noch Rasentraktoren und vieles mehr.»

Jakob Riedweg, Aussteller

«Wenn wir nach der Luga 30 Adressen haben, dann haben wir auch Arbeit.» Denn in 95 Prozent der Fälle würden die Kunden die Offerte schliesslich annehmen. Die Internetkonkurrenz habe er bisher folglich kaum gespürt. Da seine Nachfolger mehrheitlich auf die Roboter setzten, reiche heute ein kleiner Stand aus. «Früher hatten wir aber noch Rasentraktoren und vieles mehr. Dies ist der grösste Unterschied zu früher», erinnert sich Riedweg.

Was das Publikum betrifft, kann auch Riedweg kaum Veränderungen feststellen. Er habe allerdings gemerkt, dass seine Standnachbarn seit etwa vier Jahren viel häufiger wechseln als früher. «Es gibt Aussteller, die nur einmal kommen und danach nie wieder. Das war zu Beginn definitiv anders», sagt Riedweg und zeigt auf einen Stand gegenüber. «Ich denke nicht, dass wir den nächstes Jahr wieder sehen werden.»

Dass Riedweg nach wie vor an der Luga ausstellt, hat vor allem einen Grund. «Wir haben unser Geschäft in Malters. Dort könnten wir uns niemals den 60’000 Besucher präsentieren, die an der Luga an unserem Stand vorbeilaufen.»

Die Durchmischung als Erfolgsrezept

Auch schon zum 22. Mal ist Raphaela Heller dabei. Sie ist Mitinhaberin der Firma Möbel Heller aus Wolhusen. «Obwohl viele Konkurrenten ihre Möbel heute im Internet verkaufen, ist für uns der persönliche Kontakt mit den Kunden nach wie vor sehr wichtig.» Online verkaufe sie hingegen kaum etwas.

«Wir sind der Meinung, dass man sich zuerst auf ein Möbelstück setzen muss, bevor man es kauft. An der Luga können die Kunden dies umfassend tun. An der Luga gehe es nach wie vor darum, neue Kunden zu gewinnen. Denn viele würden niemals nach Wolhusen kommen. An der Luga erreiche man auch diese Leute und könne so in die ganze Schweiz liefern. «Auch wenn der Aufwand für unseren Stand immens ist, möchten wir ihn keinesfalls missen», so Heller.

Heller glaubt das Erfolgsrezept der Luga zu kennen. «Andernorts wie an der Bea in Bern sind alle Möbel oder alle Haushaltsgeräte am gleichen Ort. Hier gibt es aber eine bunte Durchmischung.» So gebe es viel mehr Spontankäufe. «Wenn Leute keine Möbel brauchen, gehen sie nicht in die Möbelhalle und somit fehlen einem diese Kunden», erklärt Heller. Deshalb gibt auch sie der Luga mittelfristig eine Zukunft.

Für Mitinhaberin Raphaela Heller ist die Luga nach wie vor ein lukrativer Ort.

Für Mitinhaberin Raphaela Heller ist die Luga nach wie vor ein lukrativer Ort.

(Bild: bic)

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