Wie sich mit Kostümen Geld verdienen lässt

Die Erfolgsstory des Luzerner Fasnachtsbazars

Sein Kostümladen ist mittlerweile weit über die Region hinaus bekannt: Damian Surber, Geschäftsführer des Fasnachtsbazars.

(Bild: bic)

Mit der Fasnacht gutes Geld verdienen? Ein Luzerner zeigt, wie es geht. Denn obwohl das Geschäft nicht mit den Preisen im Internet mithalten kann, ist Damian Surber mit seinem Kostümladen beim Paulusplatz erfolgreich unterwegs. So kommen die Kunden mittlerweile sogar aus dem Tessin. 

Noch ist es an diesem Morgen ruhig im Laden an der Luzerner Bireggstrasse direkt neben der Pauluskirche. Für den Interviewtermin hat Damian Surber, Geschäftsführer des Luzerner Fasnachtsbazars, bewusst den Morgen gewählt. Ein guter Entscheid, denn schon kurz nach der Türöffnung betreten die ersten Kunden das Geschäft.

Doch bereits vorher muss Surber rasch seinen Schlüsselbund hervorkramen. Ein Bekannter steht vor dem Schaufenster und bittet winkend und verzweifelt schon vor der offiziellen Türöffnung um Einlass.

Seit über 30 Jahren im Geschäft

Die Erleichterung steht dem Kunden ins Gesicht geschrieben, nachdem er seine dringend benötigten Utensilien wie ein paar knallige Sonnenbrillen für die abendliche Fasnachtsparty zusammenhat. «Wir waren schon für viele Fasnächtler die Rettung in letzter Sekunde», kommentiert Surber den Vorfall lachend.

Seit Sommer 2016 ist Damian Surber Geschäftsführer des Fasnachtsbazars. Mit dem Laden erlebt er dieses Jahr also die dritte Fasnachtssaison. Gegründet wurde das Geschäft bereits 1986 von Peter Meyer. 20 Jahre lang funktionierte der Laden jeweils als Pop-up-Store, der sich vor der Fasnacht in temporären Ladenlokalen eingemietet hatte. Seit 2006 ist er an der Bireggstrasse beheimatet. In diesem Jahr verkaufte Meyer seinen Laden an einen schweizerischen Investor aus dem Souvenirbereich.

«Auch noch am Fasnachtssamstag ist bei uns die Hölle los.»

Damian Surber, Geschäftsführer Fasnachtsbazar

«Früher gab es bei uns vor allem alte Guuggenmusig-Kostüme zu kaufen. Danach kam die Zeit der Strassenkleider, die von Peter Meyer neu bestellt worden sind. Fast der ganze Laden war mit diesen Kostümen gefüllt», blickt der 36-Jährige zurück.

Doch heute verkaufe man fabrikneue Fasnachtskleider in allen möglichen Themenbereichen. «Wir haben sicher weit über tausend verschiedene Kostüme hier und davon jeweils mehrere Exemplare und Grössen», schätzt Surber.

Wer durch die Gänge schleicht trifft auf Clowns, Piraten, Matrosen, Punks, Mafiosi, Skelette, Cowboys, Ritter, Anzüge aller Art, Farben und Muster sowie auf unterschiedlichste Tiere. Dazu kommen hunderte kleine Artikel wie verschiedenste Hüte, Gehstöcke, Brillen, Perücken, Masken, Plastikcobras und -spinnen.

«Natürlich versuchen wir immer auch aktuelle Themen abzudecken», sagt Surber. Da die Produktion der Kleider jedoch ihre Zeit brauche, könne dies eine ziemliche Herausforderung sein. Ein Beispiel: Wenn Donald Trump im November gewählt wird, kann die Zeit bis zur Fasnacht je nachdem sehr kurz sein, um die entsprechenden Perücken zu entwickeln.

Mehrere tausend Kunden – pro Woche

Der Fasnachtsbazar ist eine Luzerner Erfolgsgeschichte. Manch einer erinnert sich vielleicht noch an die Tage kurz vor der Fasnacht, als die Leute vor dem Eingang Schlange standen und ein Security-Angestellter für Ordnung sorgen musste.

«Das war bis vor kurzem tatsächlich noch der Fall. Damals war der Laden zu klein, um alle Kunden gleichzeitig hereinzulassen», sagt Surber, der eine Lehre bei einem Krankenversicherer absolviert hat und später eine Leitungsfunktion bei einer Luzerner Grossbäckerei innehatte.

«Das Oktoberfest ist mittlerweile unser zweitwichtigstes Ereignis.»

«Die Ladenfläche wurde im Sommer 2017 aber um gut 140 Quadratmeter vergrössert, weshalb der grosse Ansturm heute weniger ein Problem ist. Obwohl vor der Fasnacht mehrere tausend Leute kommen – pro Woche», erklärt Surber, der in seiner Freizeit als Präsident der Krienser Guuggenmusig Amok-Symphoniker amtet.

Gut 400 Quadratmeter beträgt die Verkaufsfläche heute. Nicht weniger als 13 Angestellte kümmern sich an den Samstagen vor der Fasnacht jeweils um die Kundschaft. Acht bis zehn sind es unter der Woche. Diese sind auch für den Nachschub aus dem Aussenlager, der mehrmals täglich notwendig werde, zuständig.

«Damit wir die ganze Luzerner Fasnachtsgemeinschaft bis zum Güdismontag angemessen beliefern können, müssen wir einen entsprechenden Vorrat haben und grosse Mengen bestellen, was natürlich immer auch mit einem gewissen Risiko verbunden ist», sagt Surber. Doch genau dies mache seinen Erfolg aus. «Denn auch noch am Fasnachtsfreitag und -samstag ist bei uns die Hölle los.» 

Wer findet sich im Kostümdschungel zurecht?

Wer findet sich im Kostümdschungel zurecht?

(Bild: bic)

Die Onlinekonkurrenz? Na und?

Der Erfolg des Ladens ist auch deshalb erstaunlich, da vielerorts die Konkurrenz durch den Onlinehandel beklagt wird. Und gerade Kostüme sind wohl für den Kauf im Internet prädestiniert. Die Auswahl ist breit, die Preise eher tief und die Grösse muss nicht unbedingt perfekt passen. «Es gab vor einigen Jahren tatsächlich einen Einbruch beim Umsatz. Seither hat er sich aber eingependelt», so Surber.

Um sich dem Trend des elektronischen Einkaufens entgegenzustellen, setzt Surber auf den Service, eine gute Beratung vor Ort sowie die Qualität seiner Ware. «Unsere drei grössten Lieferanten stammen aus Holland und Deutschland. Geschneidert werde ein Grossteil der Fasnachtskleider aber in Fernost.

Die Ware hat ihren Preis

«Um mich persönlich von der Qualität zu überzeugen, gehe ich deshalb regelmässig bei den Lieferanten vorbei», so der Geschäftsführer. «Deshalb bezeichnen wir uns als Kostümfachgeschäft, wo der Kunde individuell beraten wird.» Folglich habe seine Ware auch ihren Preis, gibt Surber unumwunden zu. Wer sich mit einem kompletten Kostüm eindecken will, lässt schnell einmal zwischen 150 und 200 Franken liegen.

Die Kundschaft sei mittlerweile bunt gemischt. «Viele Leute kommen bereits im Herbst, um einzelne Teile zu kaufen, um dann selber am Kostüm zu basteln», sagt Surber. Danach komme die Vorfasnacht, wo die Leute vor allem an den Wochenenden vorbeischauten, weil sie kurzfristig an eine Party gehen, bevor es dann in den Tagen und Wochen vor der Fasnacht richtig zur Sache gehe. Auch ganze Musigen zählt Surber diese Saison zu seiner Kundschaft. «Dieses Jahr konnte ich auch meine eigene Guuggenmusig fast komplett mit unseren Sachen einkleiden», so Surber.

Lederhosen und Steampunk: Im neuen Teil des Ladens kommen nicht nur Fasnächtler auf ihre Kosten.

Lederhosen und Steampunk: Im neuen Teil des Ladens kommen nicht nur Fasnächtler auf ihre Kosten.

(Bild: bic)

Einmalig in Luzern

Doch die Beliebtheit des Geschäftes fusst noch auf einem weiteren Aspekt. «Auf dem Platz Luzern ist der Fasnachtsbazar einzigartig», sagt Surber stolz. «Vor allem, da wir seit kurzem eine spezielle Abteilung haben, die sich nicht nur an Fasnächtler richtet.» Dort verkauft Surber zum Beispiel Rockabilly-Kleider, Steampunk- oder Gothic-Outfits und natürlich Lederhosen und Dirndl für die immer zahlreicher werdenden Oktoberfeste.

«Das Oktoberfest ist mittlerweile unsere zweitwichtigste Saison», sagt Surber. Zwischen Mitte August und Ende September habe er Lederhosensaison. «Etwa 400 Stück haben wir alleine in der letzten Saison verkauft.»

«Wir haben heute Kunden aus dem Urnerland, dem Züribiet und sogar aus dem Tessin, die sich bei uns eindecken», zeigt sich der Fasnächtler erfreut. Das Angebot spricht sich also herum. Die grosse Masse der Kunden stammt aber nach wie vor aus dem Raum Luzern.

Damian Surber hätte gewiss noch mehr zu erzählen. Doch dann ist es halb zehn und der Laden öffnet. Es wurde wohl ein anstrengender Tag.

Der Fasnachtsbazar an der Luzerner Bireggstrasse.

Der Fasnachtsbazar an der Luzerner Bireggstrasse.

(Bild: bic)

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