Resort hat 10'000 Bewerbungen bearbeitet

Mittlerweile arbeiten Angestellte aus 57 Nationen auf dem Bürgenstock

Das Bürgenstock-Resort wurde zu einem grossen Arbeitgeber in der Zentralschweiz.

(Bild: Bürgenstock Hotels AG)

730 Arbeitsplätze wurden mit dem Bürgenstock-Resort geschaffen. Die Suche nach gutem Personal ist eine Daueraufgabe. Der Direktor kritisiert dabei den Inländervorrang. Und ein Experte sagt, es dauere bis zu zehn Jahren, bis sich der Bürgenstock als Arbeitgeber etabliert habe.

Barkeeper, Kinderbetreuer, Kosmetiker, Mitarbeiter im Sicherheitsdienst oder arabischer Spezialitätenkoch. Das sind nicht die Traumberufe von Schülern einer zweiten Primarklasse, sondern fünf von aktuell 67 offenen Stellen im Bürgenstock-Resort.

Hotel-Direktor Robert Herr sprach im zentralplus-Interview über die ersten Monate im 500-Millionen-Resort. Er zeigte sich zufrieden. Insbesondere das gute Wetter im letzten Sommer habe einen hohen Besucheraufmarsch ausgelöst. Um diesen bewältigen zu können, musste an der Personalfront einiges gehen.

«Der Aufwand war enorm», erklärt Herr. Von einem anfänglichen zweistelligen Personalbestand hat man die Anzahl der Angestellten innerhalb weniger Monaten auf rund 730 Personen gesteigert. Insgesamt wurden gegen 10’000 Bewerbungen bearbeitet. Rechnet man Abgänge mit ein, gab es pro Eingestelltem rund zehn Bewerbungen. «Es ist sehr schwierig, gutes Personal zu finden», sagt Herr. Es werde zwar oft vom Druck auf das Personal gesprochen, doch die Arbeitgeber stünden ebenso unter Druck. «Wenn man so viel Personal in kurzer Zeit für eine Eröffnung rekrutiert, ist es eine enorme Herausforderung, alle in die neuen Prozesse eines Betriebs einzubinden», erklärt Herr. «Wir befinden uns noch immer in einem Lernprozess.» 

Mitarbeiter müssen flexibel sein

Dass es bereits wieder Abgänge gab, bezeichnet Herr als nicht ungewöhnlich. «Wenn man in einen neuen Betrieb ohne gefestigte Strukturen kommt, muss man Flexibilität mitbringen und Unvorhergesehenem offen gegenüberstehen», sagt er. «Wir sind insgesamt sehr gut aufgestellt und blicken diesbezüglich positiv ins 2019», so der Hoteldirektor optimistisch.

Fachkräftemangel oder Inländervorrang seien jedoch im Resort alltägliche Themen. «Klar erschwert der Inländervorrang die Rekrutierung, weil eine Vorlaufzeit über die RAV-Zentren entsteht», sagt Herr. Er schliesst sich damit der Kritik von Patrick Grinschgl, Präsident der Region Gastro Luzern, an. Dieser sagt zum Inländervorrang: «Der Mehraufwand ist gross, während die Aktion ein einziger riesiger Leerlauf ist.» (zentralplus berichtete).

Resort hat Flüchtlinge angestellt

Herr sagt aber auch, dass man gute Mitarbeiter finden würde. «Insbesondere die vielen Auszeichnungen erzielten eine gute Wirkung und brachten uns Aufmerksamkeit.» Damit habe man Interesse bei potentiellen Bewerbern aus dem In- und Ausland geweckt.

Der Direktor des Resorts hält einige spannende Fakten bereit: Im Bürgenstock-Resort arbeiten rund 44,3 Prozent Schweizer, 13,8 Prozent Deutsche, 7,2 Prozent Portugiesen oder 3,5 Prozent Eritreer. Letztere sind auf Integrationsprogramme mit dem Kanton Nidwalden zurückzuführen. «Insgesamt haben wir Mitarbeiter aus 57 Nationen», erklärt Herr. Gesprochen wird arabisch, mandarin, portugiesisch oder russisch. «Das ist eine schöne Sache und zeigt, wie international wir aufgestellt sind.» 

Das Bürgenstock Resort betreibt zahlreiche Restaurants. Hier das Spices mit Aussicht auf den Vierwaldstättersee.

Das Bürgenstock Resort betreibt zahlreiche Restaurants. Hier das Spices mit Aussicht auf den Vierwaldstättersee.

(Bild: Bürgenstock Hotels AG)

Experte: «Einsatzbereitschaft ist da»

Pascal Sommer kennt sich mit dem Personalwesen aus. Er doziert in diesem Bereich an der Schweizerischen Hotelfachschule in Luzern (SHL) und kennt als langjähriger HR-Manager die aktuellen Schwierigkeiten bezüglich Mitarbeiterbindung. Die Herausforderungen des Resorts überraschen ihn nicht. «Es ist in der ganzen Branche eine grosse Aufgabe, Personal mittel- bis langfristig zu binden», erklärt er.

Dass die Arbeitszeiten in der Branche hoch und die Löhne vergleichsweise tief sind, lässt er nur bedingt als Begründung gelten. «Die Einsatzbereitschaft in der Gastronomie und der Hotellerie ist absolut vorhanden.» Gleichzeitig sei es so, dass viele junge Arbeitnehmer gar kein längeres Engagement am selben Ort anstreben. «Viele wollen möglichst viele Facetten ihres Bereichs kennen lernen», sagt Sommer.

«Imageschäden sind in fünf Minuten vollbracht.»

Pascal Sommer, Schweizerische Hotelfachschule

Was also tun? Sommer betont die Wichtigkeit von weichen Faktoren. «Die Wertschätzung und damit verbundene geistige Präsenz von Führungskräften ist etwas vom Wichtigsten. Nur die Namen der Angestellten zu kennen, reicht da nicht», sagt er. Sozialkompetenz werde in Führungspositionen immer wichtiger, hier bestehe in der Branche bestimmt noch Luft nach oben.

Gerade im personalkulturellen Bereich liefere ein Blick von aussen oftmals den entscheidenden Input. Darauf würden auch zusätzliche Dienstleistungsangebote der SHL für Unternehmen abzielen. «Imageschäden sind in fünf Minuten vollbracht. Um als Arbeitgeber jedoch ein nachhaltig gutes Image nach innen und aussen aufzubauen, dauert es bis zu zehn Jahre», erklärt er.

Kann ein Rotationsprinzip mithelfen?

Sommer attestiert dem Bürgenstock aber gute Aussichten. Aufstiegsmöglichkeiten seien in verschiedensten Bereichen vorhanden und die Gästevielfalt hoch. Das wirke attraktiv auf Talente. Nicht ganz einfach sei es, wenn hochspezialisierte Arbeitskräfte gesucht würden, etwa in der Küche. «Man findet schon japanische Spezialitätenköche – aber nach zwei Jahren wollen junge Köche wieder etwas anderes sehen.» Bei einem so grossen Betrieb wie dem Bürgenstock sehe er aber viel Potential mit abwechselnden Einsatzgebieten.

«Schlüsselfaktoren sind heute die Sinngebung bei der Arbeit sowie eine möglichst hohe Vereinbarkeit von Arbeit und Freizeit. Hierzu wäre es allerdings notwendig, dass Unternehmen über den Tellerrand hinausschauen und sich als Branche zu den genannten Themen regelmässig austauschen. Die Entwicklung der Digitalisierung könne gerade im Bereich Personaleinsatz und Personalbetreuung zukünftig Hilfe leisten und die Betriebe entlasten», so der Experte.

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