Nach Megafusion geht die Angst um

Zügeln Aussenredaktionen der «Luzerner Zeitung» bald in den Maihof?

Entlassungen sorgen für zusehends mehr Platz: das Gebäude der LZ Medien im Maihof.

(Bild: zvg/NZZ)

Die Belegschaft der «Luzerner Zeitung» wird nach der Fusion zu CH Media auch in diesem Jahr nochmals ausgedünnt werden. Das bedeutet Platz im bereits mager besetzten Maihof-Medienhaus. In den Aussenredaktionen geht die Angst um, in die Zentrale geholt zu werden.

Die Situation im Medienhaus der «Luzerner Zeitung» (LZ) ist angespannt, wie ein anonym bleiben wollendes Mitglied einer der drei Aussenredaktionen in Altdorf, Stans und Zug berichtet. «Angst geht um. Weil überall gespart und abgebaut wird», sagt die Person. Deshalb rechnet man auch mit dem Schlimmsten: dem Umzug der Aussenredaktionen ins Mutterhaus nach Luzern.

«Wir diskutieren immer wieder im Team, wie es sein würde, wenn wir jeden Tag aus unserer Region von Luzern aus berichten müssten.» Doch die regionale Berichterstattung ist Kernkompetenz jeder Lokalzeitung. Ein Redaktionsleiter liess gegenüber zentralplus verlauten, er wisse nicht, was geplant sei.

«Radio Pilatus» und «Tele 1» mussten bereits umziehen

Doch das Szenario des Einzugs der LZ-Aussenredaktionen scheint realistisch: Seit dem Neubau des Maihofs vor zehn Jahren hat man nicht nur «Radio Pilatus» und «Tele 1» ins Mutterhaus an der Maihofstrasse geholt. Die Ob- und Nidwaldner Redaktionen wurden in Stans zusammengeführt. 

Angst geht um: Der Medienkonzern «CH Media» will in seinen Redaktionen 200 Stellen abbauen.

Angst geht um: Der Medienkonzern «CH Media» will in seinen Redaktionen 200 Stellen abbauen.

(Bild: les)

In Luzern gab es dennoch immer noch mehr freien Raum, so dass Büros an die Pro Senectute untervermietet wurden: Im März 2018 zügelten die Sozialberatung und der Steuererklärungsdienst der grössten Dienstleistungsorganisation für ältere Menschen und ihre Angehörigen in der Schweiz an die Maihofstrasse 76.

Immer wieder Stellenabbau

Und mittlerweile wurden immer wieder Stellen bei den LZ-Medien abgebaut, Teile des Korrektorats etwa wurde nach Bosnien ausgelagert. Derzeit arbeiten im Maihof 107 Angestellte für Redaktion und Produktion der Zeitungen, 33 sind in den Aussenbüros in Zug, Stans und Altdorf angestellt. Und der heftige Kahlschlag bei CH Media mit 200 Entlassungen wird erst noch kommen, wie nach der Fusion am 1. Oktober 2018 bekannt wurde (zentralplus berichtete). 

Sieger aus der Fusion von NZZ-Regionalmedien und AZ-Medien sind die Aargauer, weshalb ja die Mantelredaktion im Herbst im Nachbarkanton angesiedelt werden soll, während TV und Radio bald zentral von Zürich aus gesendet werden sollen. 

«Dass alle wichtigen Ressortleiterstellen durch uns Aargauer besetzt werden, ist aber nicht von Vornherein gegeben», lässt ein Mitglied der AZ-Chefredaktion verlauten. Die Quelle möchte auch gerne anonym bleiben.

AZ Medien sind Gewinner der Fusion: Hier in Aarau wird in Zukunft der Mantelteil für die «Luzerner Zeitung» produziert.

AZ Medien sind Gewinner der Fusion: Hier in Aarau wird in Zukunft der Mantelteil für die «Luzerner Zeitung» produziert.

(Bild: zvg/Alex Spichale)

Der AZ-Kadermann erklärt weiter, dass man bei der Fusion der drei Medienunternehmen in den Städten Aarau, Luzern und St. Gallen offenbar gemerkt habe, dass ausserhalb Aaraus die Stimmung sehr abgekühlt ist: «Weil Redaktion und Produktion in Luzern und St. Gallen die 2 am Rücken haben, lässt man bei uns derzeit Rücksicht walten. Und versucht, paritätisch die wichtigen Schaltstellen zu besetzen.»

Nur: Journalisten oder Produzenten mit Familie werden wohl kaum bereit sein, bei 10-Stunden-Tagen auch noch die langwierige Pendelei von Luzern und St. Gallen in den Aargau auf sich zu nehmen. Von St. Gallen aus scheint das noch weniger möglich als von Luzern aus.

«Ja, die AZ ist Gewinnerin der Mega-Medienfusion. Doch wir alle bangen um die Zukunft.»

AZ-Kadermann

«Ja, die AZ ist Gewinnerin der Mega-Medienfusion. Doch wir alle bangen um die Zukunft», sagt die Quelle aus Aarau. Der starke Mann hinter dem grossen Zusammenschluss ist Peter Wanner (74), der AZ-Chef wurde am 9. Januar an der traditionellen Medientagung zum «Verleger des Jahres» gekürt. Wanner boxte durch, dass beim Regionalmedien-Konstrukt CH Media 10 Prozent der Stellen abgebaut werden. 

Nach einem Integrationsprogramm, das zur Effizienzsteigerung führen soll, werden «in den nächsten 24 Monaten unternehmensweit die Kosten um 10 Prozent und damit um circa 45 Millionen Franken gesenkt», teilte Axel Wüstmann, Chef der Umbauaktion, Ende 2018 mit.

Regionale Berichterstattung ist Kernkompetenz

Eine Zentralisierung, vor der man in der Innerschweiz Angst habe, sei bei den Aargauern noch nicht angedacht, weiss der AZ-Kadermann. Nebst Aarau, wo die Hauptredaktion ist, gibt es Aussenbüros in Baden, Basel, Olten, Solothurn und Wohlen. «Und die werden ziemlich sicher nicht angetastet», so die Quelle. Er weiss allerdings nicht, was bei den Luzernern geplant ist.

Da gibt Pressesprecherin Monica Stephani Auskunft, allerdings nur vage: «Die regionale Berichterstattung ist eine Kernkompetenz von CH Media und wird es auch künftig weiterhin sein. Es bestehen dahingehend keine Pläne, die regionalen Redaktionen an einem Standort zu zentralisieren», liess sie auf Anfrage von zentralplus verlauten.

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