Zahlen zu Wirtschaftsstudium sorgen für rote Köpfe

«Imageschädigung»: Uni Luzern sauer auf Luzerner Steuerfilm

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(Bild: bic)

Glaubt man den im Luzerner Steuerdoku-Film «Kopf oder Zahl» gemachten Aussagen, sieht es schlecht aus für die Wirtschaftsfakultät der Uni Luzern. Die Zahl der Studenten sei rückläufig, die Unternehmerschule nicht zustande gekommen. Die Uni selbst zeichnet ein ganz anderes Bild und spricht von Imageschädigung.

«Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt», sagt Reto Sieber im Film «Kopf oder Zahl», der sich mit der Luzerner Steuerpolitik auseinandersetzt (zentralplus berichtete). Er bezieht sich auf die Anzahl Studenten der Wirtschaftsfakultät der Universität Luzern.

Nicht nur an der im Film behandelten Thematik, sondern auch an den von Sieber genannten Aussagen über die Wirtschaftsfakultät scheiden sich nun die Geister. Sieber war damals im Komitee «Ja zum Unigesetz», das sich für die Errichtung einer Wirtschaftsfakultät stark machte, sorgt nun jedoch für Verwirrung über den Zustand der erst vor wenigen Jahren eingerichteten Fakultät.

«Die Studentenzahlen sehen nicht gut aus», führt Sieber weiter aus. Von den erwarteten 150 bis 200 Studenten waren es bei der Eröffnung nur gerade 88 Studenten. Ein Jahr später waren es noch 76 (2017), die Zahl sei also rückläufig, so Sieber.

Diese Aussage zeichnet ein düsteres Bild. Besonders da kurz darauf im Film Christoph Schaltegger, Dekan der Wirtschaftswissenschaftsfakultät, betont, dass die Fakultät auf Studenten angewiesen sei: «Das Geschäftsmodell basiert nicht auf Spenden, sondern auf unseren Kunden», so Schalteggers Aussagen im Film. Diese Kunden, sprich Studenten, bleiben jedoch aus – glaubt man Siebers vorangehenden Aussagen.

«Die im Film genannten Studierendenzahlen sind falsch.»

Dave Schläpfer, Mediensprecher an der Universität Luzern

Seitens der Universität klingt es jedoch schon ganz anders: «Die im Film genannten Zahlen sind falsch», sagt Dave Schläpfer, Mediensprecher an der Universität Luzern. «Die Anzahl der Studierenden ist an der Wirtschaftsfakultät in den drei Jahren ihres Bestehens kontinuierlich gewachsen», so Schläpfer.

Nach seinen Aussagen – und wie es auch aus den öffentlichen Jahresrückblicken der Uni Luzern zu entnehmen ist – gab es vor zwei Jahren total 191 Wirtschaftsstudenten (2016), ein Jahr später 260 (2017) und im letzten Jahr 314 (2018) Studenten an der Wirtschaftsfakultät. Es scheint also doch nicht so schlecht um die Fakultät zu stehen, wie der Film vermuten lässt.

Die Wirtschaftsfakultät der Uni Luzern

Erst vor etwas mehr als zwei Jahren wurde die Wirtschaftsfakultät als vierte Fakultät der Uni Luzern eröffnet.
In Luzern war das neue Standbein der Universität lange umstritten. Die Idee der Kantonsregierung und der Uni wurde aus verschiedenen politischen Lagern bekämpft. Die Kritikpunkte: Die universitäre Wirtschaftsfakultät sei eine unnötige Konkurrenz zur Hochschule Luzern. Ausserdem stelle die Finanzierung durch private Geldgeber eine Gefahr für die Freiheit der Lehre und Forschung dar, so die Kritiker damals.

Trotz der Kritik hiessen im Jahr 2014 die Stimmberechtigten des Kanton Luzern die Schaffung der Wirtschaftsfakultät gut. Rund 200 Studenten starteten in das erste Semster, rund die Hälfte davon waren Neustudenten. Mittelfristig sollte die Fakultät jedoch wachsen und sich durch die Studiengebühren selbst finanzieren.

Film «Kopf oder Zahl» suggeriert falsche Zahlen

Bei den im Film genannten Zahlen, so Sieber auf Nachfrage, handle es sich nur um die Anzahl der Neustudenten des Studiengangs Wirtschaftswissenschaften. Doch selbst diese Zahlen seien, so Schläpfer, nicht ganz korrekt: «Vor allem, und das ist entscheidend, wurden – sicher versehentlich – die Jahre vertauscht.»

Nach seinen Angaben seien 83 neue Studenten im Jahr 2016, ein Jahr später 108 (2017) und im letzten Jahr 120 Neustudierende an die Wirtschaftsfakultät gekommen. «Es konnte also erfreulicherweise ein kontinuierliches Wachstum erreicht werden», so Schläpfer.

Die Zahlen der Neustudenten sind also auch hier, nicht wie im Film suggeriert, rückläufig, sondern steigend. Dies sogar noch ohne die dem interfakultären Studiengang «Philosophy – Politics – Economy» angehörenden Studenten.

Auch die weiteren Aussagen Siebers über die fehlende Unternehmerschule seien, so die Universität, auf falschen Annahmen basierend. Wie geplant, würde die Unternehmerschule eine der drei Spezialisierungen auf der Masterstudium-Stufe darstellen, die ab diesem Herbstsemester zum ersten Mal studiert werden könne, so die Uni.

Reto Siebers Aussagen im Film «Kopf oder Zahl» sorgen für rote Köpfe bei der Universität Luzern.

Reto Siebers Aussagen im Film «Kopf oder Zahl» sorgen für rote Köpfe bei der Universität Luzern.

(Bild: Screenshot Film «Kopf oder Zahl»)

«Dieses Angebot im Master- und nicht bereits im Bachelorstudium einzurichten, war schon immer so vorgesehen und wurde auch so kommuniziert», meint Schläpfer.

Der Wirtschaftsfakultät der Uni Luzern scheint es also nicht ganz so schlecht zu gehen. Bis 2021, also bis nach ersten Master-Abschlüssen, sollen hier 600 Personen studieren, so die von der Universität angestrebte Zahl. Gemäss Schläpfer befindet man sich dabei auf gutem Weg: «Nach weniger als drei Jahren ist mit 314 Studierenden bereits die Hälfte dieser Prognose erreicht – auch diesbezüglich läuft alles nach Plan.»

«Die Informationen im Film können für uns imageschädigend sein.»

Dave Schläpfer

Bei der Uni Luzern ist man wenig erfreut über die im Film gemachten Äusserungen. «Die im Film erfolgten Informationen können für uns – unwidersprochen – imageschädigend sein und zu Verwirrung führen», so Schläpfer. Er bedauert, dass der Regisseur keine (Nach-)Recherchen betrieben hat, um die im Film gezeigten Aussagen faktisch zu prüfen.

«Wäre die Universität Luzern über die Entwicklung der Studierendenzahlen befragt worden, hätte die Fehlinformation aufgedeckt werden können», so Schläpfer. Doch eine Möglichkeit zur Stellungnahme auf Herr Siebers Aussage wurde anscheinend nicht gegeben.

Der Regisseur des Filmes «Kopf oder Zahl», Reinhard Manz, steht hinter seinem Vorgehen und seiner Arbeit. «Professor Schaltegger hatte das entsprechende Kapitel zur Vorvisionierung erhalten und sein Okay gegeben», so Reinhard Manz auf die Anschuldigung der Uni Luzern.

Die Uni kontert darauf, Herr Schaltegger habe das betreffende Kapitel wohl erhalten, aber – wie aufgefordert – nur jene Sequenzen abgesegnet, in denen er als Person zu sehen sei und nicht diejenigen mit Herrn Sieber. Dies belegt die Uni anhand einer Mail-Korrespondenz der besagten Parteien.

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