Experte erklärt die tiefen Prämien

Luzerner Mini-Krankenkasse läuft Platzhirschen den Rang ab

Die Krankenkasse Luzerner Hinterland punktet immer wieder mit Effizienz. 

(Bild: zvg)

Zwischen den Schweizer Krankenkassen tobt der Konkurrenzkampf. Mittendrin und erfolgreich: Die Luzerner-Hinterland-Krankenkasse. Sie setzt auf Kundenkontakt und Transparenz. Ein Experte lobt diese Strategie. Und warnt vor übermütigen Managern.

Bei der Krankenkasse Luzerner Hinterland (KKLH) läuft alles ein bisschen anders. Ganz persönlich oder mit einer 041-Nummer kann man in Kontakt mit der Versicherung treten und wird schnell, fast wie selbstverständlich, gerade mal eben mit dem Geschäftsführer verbunden. Ein Service, den es bei den 0800-Hotlines der anderen Krankenkassen nicht gibt. 

Was in einem digitalen Zeitalter beinahe an frühere Zeiten erinnert, überzeugt auch noch heute: die Krankenkasse Luzerner Hinterland ist die Spitzenreiterin in Sachen Effizienz und belegt beim neusten Online-Vergleich den ersten Rang. Ebenfalls in Sachen Prämien ist die KKLH bei den günstigsten mit dabei. Doch wie macht sie das?  

Auf viel Personal und Werbung wird verzichtet

Geschäftsführer Bruno Peter begründet ihren Erfolg mit zwei Faktoren: «Wir haben prozentual weniger Angestellte. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf die Verwaltungskosten. Ausserdem verzichten wir auf teure Werbungen, wodurch wiederum viele Kosten wegfallen.» Auf einen Werbespot vor der Tagesschau oder auf eine grosse Plakatkampagne wird also aus Kostengründen verzichtet. Dafür setze man auf gutes und effizientes Personal.  

Dies bestätigen auch die jüngst veröffentlichen Krankenkassenvergleiche. Bereits zum sechsten Mal verlieh der Online-Vergleichsdienst Comparis den Effizienzpreis. Sie prüft die Arbeit verschiedener Krankenkassen auf ihre Effizienz. Dabei entscheidend ist der Anteil der Prämieneinnahmen, welcher für Verwaltungskosten ausgegeben wird. 

Mit 2,9 Prozent Verwaltungsaufwand arbeitet die Krankenkasse Luzerner Hinterland am effizientesten. An zweiter Stelle folgt mit 3,2 Prozent die Sumiswalder Krankenkasse. An dritter Stelle steht die CSS, bei ihr gehen 3,3 Prozent der Prämieneinnahmen auf das Konto der Verwaltung. Die Zahlen beruhen auf den neusten offiziellen Aufsichtsdaten für die obligatorische Krankenpflegeversicherung, die das Bundesamt für Gesundheit jedes Jahr veröffentlicht.  

 

«Qualität vor Wachstum» 

Mit knapp über 20’000 Mitgliedern zählt die Krankenkasse Luzerner Hinterland noch immer zu den kleineren Versicherungen. «Qualität vor Wachstum», schreiben sie auch auf ihrer Homepage. Da im letzten Jahr die Prämien erhöht werden mussten, waren auch die Mitgliederzahlen, so Peter, leicht rückläufig. Mittlerweile sehen diese jedoch wieder gut aus. 

Dass eine kleine Versicherung dieses Rennen für sich entschied, überrascht Felix Schneuwly, Comparis-Krankenkassen-Experte, nicht: «Die Grösse ist bei der Effizienz nicht entscheidend. Mit einem schlanken Managements lässt sich oftmals viel mehr Geld sparen. Grosse Firmen können mit teuren IT-Projekten, die nicht richtig funktionieren, viel Geld verlieren.» Geld, das kleinere Kassen gar nicht haben.

Schneuwly führt aus, dass Kundenkontakte durch die Digitalisierung immer seltener werden. Deshalb werde jedoch genau dieser seltene Kontakt immer wichtiger: «Nur wer seine Kunden kennt, kann ihre unterschiedlichen Bedürfnisse erfüllen. Das haben viele Firmen noch nicht verstanden.» Der Kontakt zu seinen Kunden bringt also einerseits Kundennähe, andererseits steigert er aber auch die Effizienz.

«Bei Anfragen können wir durch unsere kurzen Handlungsketten sofort reagieren.»

Bruno Peter, Geschäftsführer KKLH

Bei Trends wird nicht gleich aufgesprungen

Bruno Peter von der KKLH bestätigt diese Aussagen und setzt mit seiner Bank genau da an: «Bei Anfragen können wir durch unsere kurzen Handlungsketten sofort reagieren.» Diese Nähe werde von den meist ländlichen Kunden sehr geschätzt. Trotzdem gehe jedoch durch die Digitalisierung eine gewisse Kundennähe zunehmend verloren, so Peter: «Da versuchen wir den Hebel anzusetzen, indem wir nicht immer sofort jedem Trend folgen.» 

Denn auch als kleine Krankenkasse, müssen sie, so Peter, Kompromisse machen. Denn die gesetzlichen Rahmenbedingungen schränken zunehmend den Handlungsspielraum der Krankenkassen ein und lenken in Richtung Einheitsprämie. «Auch die Luzerner-Hinterland- Krankenkasse ist gezwungen, bei dieser Entwicklung mitzugehen, versucht diese Einheitlichkeit jedoch durch die Nähe zum Kunden zu kompensieren.»

«Oft bringen Manager theoretische Ideen, die in der Praxis nicht umsetzbar sind.»

Felix Schneuwly, Krankenkassen-Experte

Die in Zell beheimatete Versicherung zieht besonders aus der Luzern-Landregion ihre Kundschaft. Insgesamt ist sie jedoch in zehn Kantonen tätig. Dass ein solches Konzept der Versicherung nur durch ihre ländliche Ausrichtung funktioniert, verneint Schneuwly: «Auch in städtischen Gebieten wollen Kunden oft persönlichen Kontakt. Hingegen gibt es in ländlichen Gebieten auch Personen, welche ihre Geschäfte lieber online abwickeln.» 

Er spricht mehr von einem grundsätzlichen Problem von Firmen, dass die Planung oft von denjenigen übernommen werde, die in der Praxis nicht im Kundenkontakt stehen. «Das Management sollte mehr mit Leuten sprechen, die mit Kunden in Kontakt sind. Oft bringen Manager theoretische Ideen, die in der Praxis nicht gut umsetzbar sind. Dies betrifft nicht nur die Banken und Versicherungen, sondern alle Branchen.»  

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